Maßlos teuer? Warum die Oktoberfest-Preise die Inflation alt aussehen lassen

Wenn am 20. September das Oktoberfest in München startet, steigt nicht nur der Bierpegel, sondern auch der Bierpreis: Bis zu 15,80 Euro kostet 2025 die Maß – das sind 53 % mehr als vor zehn Jahren. Die Sutor Bank zeigt in ihrer Analyse, warum sich die Inflation für viele deutlich schlimmer anfühlt, als sie es laut Statistik ist.

18.09.2025 | 06:50 Uhr

Wie eine aktuelle Analyse der Sutor Bank zeigt, ist der Preis für die Maß Bier zwischen 2015 und 2025 um rund 53 Prozent gestiegen – bei einer kumulierten Verbraucherpreisinflation von lediglich 29 Prozent im gleichen Zeitraum. Damit ist das Oktoberfestbier zu einem Symbol für die sogenannte „gefühlte Inflation“ geworden, wie Jan Schippmann, stellvertretender Leiter Private Banking der Bank, erklärt: „Gerade am Oktoberfest wird Inflation für viele unmittelbar erlebbar.“ 

Warum gefühlte Inflation oft höher ist 

Während der offizielle Verbraucherpreisindex sämtliche Lebensbereiche berücksichtigt – von Miete über Energie bis zu Kleidung –, prägen einige stark sichtbare Preissteigerungen unser Alltagsgefühl besonders. Die Maß Bier ist eines dieser Güter, bei denen jede Erhöhung sofort ins Auge fällt. „Ein Bier, das plötzlich 50 Cent teurer ist, bleibt im Gedächtnis. Dass andere Produkte kaum teurer werden, fällt dagegen weniger auf“, so Schippmann. Zwischen 2019 und 2022 stieg der Bierpreis sogar um 17 Prozent – auch weil das Oktoberfest 2020 und 2021 pandemiebedingt ausfiel. Seitdem hat sich die Dynamik zwar abgeschwächt, doch die Maß bleibt ein Paradebeispiel für selektive Preiserinnerung. 

Festzeltpreise sind ein Sonderfall 

Im Vergleich zum allgemeinen Bierpreis in Deutschland fällt der Anstieg auf der Wiesn besonders deutlich aus: Laut Eurostat stieg der Bierpreisindex von 2015 bis 2025 um rund 35 Prozent – im Rahmen der Gesamtinflation. Auf dem Oktoberfest hingegen treiben hohe Betriebskosten, Sicherheitsauflagen und sinkender Bierabsatz den Preis zusätzlich. Die Zahlungsbereitschaft der Besucher bleibt dennoch hoch. Alltagsindizes machen Inflation greifbar Neben dem Wiesn-Index gibt es weitere bekannte Preis-Indikatoren, die Inflationsentwicklungen alltagsnah darstellen – etwa der Big-Mac-Index, der Starbucks-Index oder der Preis des Billy-Regals von IKEA. Schippmann sieht in solchen Beispielen eine wichtige Ergänzung zur offiziellen Statistik: „Sie zeigen, wie unterschiedlich sich Inflation im Alltag anfühlen kann.“ Ein plakatives Beispiel: Der Preis für das Billy-Regal stieg zwischen 2015 und 2023 von 39 auf 59 Euro, wurde dann öffentlichkeitswirksam auf 49 Euro gesenkt – das entspricht dennoch einem Preisanstieg von 26 Prozent. 

Fazit 

Die Wiesn zeigt, wie vielschichtig Inflation ist Die Maß Bier ist kein repräsentatives Konsumgut – aber sie bringt ein wichtiges Phänomen auf den Punkt: Inflation ist subjektiv. Sie wird besonders dort stark wahrgenommen, wo sie mit Emotionen und Erlebnissen verknüpft ist. Auch wenn der Preis eines Tages bei 20 Euro liegen sollte – an der Beliebtheit der Wiesn wird das wohl wenig ändern: „Die Maß Bier ist mehr als nur ein Getränk – sie ist Teil eines Erlebnisses. Und das lassen sich viele trotz Preissteigerung nicht nehmen“, sagt Schippmann abschließend. (jk)

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