Goldpreisrekord: Die Gründe, die Aussichten
4.000 US-Dollar pro Unze – Gold hat eine neue Bestmarke erreicht, und die fundamentalen Rahmenbedingungen bleiben günstig.08.10.2025 | 11:30 Uhr
Ein vorübergehender Rückschlag sei zwar möglich, aber eine größere Korrektur sehr unwahrscheinlich, analysiert Carsten Menke, Head Next Generation Research bei Julius Bär:
- Mit einem Anstieg von mehr als 50 % seit Jahresbeginn ist der Goldpreis auf dem besten Weg, seine beste Performance seit 1979 zu erzielen. Damals erreichte Gold sein bisheriges inflationsbereinigtes Rekordhoch. Auf der Suche nach Gründen stößt man auf die bekannten Faktoren wie eine sich abkühlende US-Wirtschaft, niedrigere US-Zinsen und einen schwächeren US-Dollar. Zusätzlich wurde der jüngste Anstieg durch Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank und den Stillstand der US-Regierung angeheizt. Allerdings scheinen die Auswirkungen beider Faktoren auf die US-Wirtschaft und den US-Dollar zumindest derzeit sehr begrenzt zu sein.
- Was könnte diesen Rekordlauf stoppen? In der Vergangenheit wurden größere Korrekturen fast immer durch verbesserte Wirtschaftsaussichten und eine Straffung der Geldpolitik verursacht. Angesichts der Tatsache, dass die US-Notenbank gerade einen Lockerungszyklus begonnen hat, halten wir ein solches Szenario für sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist, dass Spekulanten Interesse verlieren, also dass alle guten Nachrichten bereits eingepreist sind und diese letzte Phase der Rallye ein Fall von „zu schnell, zu weit“ ist. Eine solche Reaktion würde allerdings keine tiefgreifende Korrektur, sondern eher einen kurzfristigen und vorübergehenden Rückschlag verursachen, da wir weiterhin günstige fundamentale Rahmenbedingungen für Gold sehen.
- Die sich abkühlende US-Wirtschaft in Verbindung mit den Aussichten auf niedrigere US-Zinsen und einen schwächeren US-Dollar dürfte weiterhin Anleger auf der Suche nach sicheren Häfen in den Markt locken. Obwohl es sich in der Regel um einen zyklischen Treiber handelt, könnte die Nachfrage nach sicheren Häfen nachhaltig anhalten, sollten sich die Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit der US-Notenbank bestätigen und das Vertrauen in den US-Dollar verloren gehen.
- Zusätzlich zur Nachfrage nach sicheren Häfen dürften die Käufe der Zentralbanken der Schwellenländer als struktureller Treiber bestehen bleiben. Dies spiegelt den Wunsch der Zentralbanken wider, weniger abhängig vom US-Dollar als Reservewährung und – im Extremfall – auch weniger anfällig für US-Sanktionen zu werden. Unter der Annahme einer Zielallokation für Gold von 20 % bis 25 %, die dem globalen Durchschnitt entspricht, dürften die Käufe unserer Analyse zufolge noch drei bis fünf Jahre anhalten. Wir bekräftigen daher unsere längerfristig konstruktive Einschätzung für Gold und heben unsere 3- und 12-Monats-Kursziele auf 4.150 USD pro Unze bzw. 4.500 USD pro Unze an. Da wir davon ausgehen, dass Silber weiterhin im Kielwasser von Gold mitfahren wird, heben wir unsere Ziele auf 50 USD bzw. 54 USD pro Unze an. (pg)