Emerging Markets Debt: „Too big to ignore“
Auf dem Munich Fund Summit betonte Tanya Vinnikova, Investment Director für Emerging Markets Debt bei Aviva Investors, die Attraktivität dieser Anlageklasse in Zeiten globaler Unsicherheit. Angesichts geopolitischer Spannungen, wirtschaftlicher Unwägbarkeiten und einer schwer vorhersehbaren US-Handelspolitik rücken Anleihen aus Schwellenländern verstärkt ins Visier institutioneller Anleger.24.06.2025 | 09:00 Uhr
Schwellenländer: Die wirtschaftlichen Schwergewichte der Zukunft
Obwohl Schwellenländer heute bereits 50,4 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausmachen und 85 Prozent der Weltbevölkerung beherbergen, sind viele Investoren in diesem Segment noch immer untergewichtet. Für Vinnikova ist deshalb klar: Diese Märkte sind „zu groß, um ignoriert zu werden“.
Vom Risiko zur Rendite: Die Entwicklung der Schwellenländer-Anleihen„Was früher als riskant galt, hat sich vielerorts zu einer soliden Investmentoption entwickelt – mit einer durchschnittlichen Rendite von rund sechs Prozent“, so Vinnikova. Rund 60 Prozent des gesamten Marktes verfügen über ein Investment-Grade-Rating, und etwa die Hälfte aller ausstehenden Anleihen ist mit „A“ oder besser bewertet.
Schwächere USA – stärkere Schwellenländer?Ein weiterer positiver Impuls für Schwellenländer ergibt sich laut Vinnikova aus dem möglichen Ende der Wachstumsdominanz der USA. Ein abkühlender Konjunkturzyklus, ein strukturell schwächerer US-Dollar und nachlassender Inflationsdruck könnten insbesondere in lokalen Währungen Kurspotenziale eröffnen.
Vielfältige Chancen für aktive AnlegerDie Vielfalt des Marktes hat stark zugenommen: „Gab es 1991 lediglich vier Emittenten, sind es heute 80 Schwellenländer, die Anleihen ausgeben“, berichtet die Managerin. Diese Breite eröffnet laut Vinnikova gezielte Chancen für aktives Management – ein klarer Vorteil gegenüber passiven ETFs, die oft disproportional stark in Länder mit hohen Emissionsvolumen investieren, unabhängig von deren Stabilität.
Flexibilität statt Buy-and-Hold„In einem Umfeld dynamischer geopolitischer und fiskalischer Veränderungen sei aktives Risikomanagement entscheidend“, betont Vinnikova. Ein klassischer Buy-and-Hold-Ansatz sei in der aktuellen Phase wenig geeignet, vor allem angesichts neuer geopolitischer Initiativen wie den US-Plänen zur Neuordnung globaler Lieferketten.
Avivas Favoriten: Polen, Indien und BrasilienAktuell setzt Aviva gezielt auf Länder mit solider Finanzlage und fiskalischem Spielraum, darunter Polen, Indien und Brasilien. Diese bieten deutlich bessere Perspektiven als Länder mit Doppeldefiziten wie Rumänien oder Südafrika oder solche mit begrenzter haushaltspolitischer Flexibilität wie Ungarn und Kolumbien.
Fazit:Emerging Markets Debt hat sich längst von einem Nischensegment zu einer strategisch relevanten Anlageklasse entwickelt. Wer in Zeiten globaler Unsicherheit nach Rendite, Diversifikation und langfristigem Potenzial sucht, kommt an Schwellenländer-Anleihen kaum noch vorbei.