Die DWS setzt auf geballte Frauenpower

Mit dem DWS Invest ESG Women for Women hat die DWS vor gut einem Jahr einen Fonds für Frauen und von Frauen aufgelegt. Die zwölf DWS-Fondsmanagerinnen, die den Fonds verwalten haben bislang gute Arbeit abgeliefert. TiAM FundResearch sprach mit Lead-Managerin Kathrina Seiler über ihre Erfahrungen dieses innovativen Konzeptes.

04.04.2023 | 12:01 Uhr von «Jörn Kränicke»

TiAM FundResearch: Frau Seiler, wie zufrieden sind die Managerinnen mit der Entwicklung (Performance und Volumen) seit der Einführung?

Katharina Seiler: Der Krieg in der Ukraine, steigende Inflationsraten, Zinserhöhungen seitens der Notenbanken, Null-Covid-Politik in China: Seit dem Startschuss des DWS Invest ESG Women for Women im Januar 2022 sind Aktienanleger diesseits wie jenseits des Atlantiks mit einem extrem herausfordernden Umfeld konfrontiert, in dem größere Schwankungen an der Tagesordnung waren und voraussichtlich auch bleiben. Dennoch ist es dem Fonds unter dem Strich gelungen, bis dato besser als breite Markt – gemessen am MSCI World AC – abzuschneiden. Das Fondsvermögen beträgt derzeit rund 50 Millionen Euro.

Was lief gut, was lief nicht optimal?

Insbesondere die europäischen Aktienmärkte standen zu Beginn des Ukraine-Krieges – also kurz nach dem Startschuss des Fonds – unter Schock. Das hinterließ auch beim DWS Invest ESG Women for Women zunächst Spuren. Negativ machte sich anfänglich auch die Positionierung im Industriesektor bemerkbar. Gut liefen dagegen die Pharma-Investments. Ende des Jahres rückte Europa wieder in den Fokus und auch Industriewerte zogen wieder an. Davon konnte der Fonds profitieren.

Wie hat sich das Portfolio seit der Einführung verändert?

Nach leichten Anpassungen ist das Portfolio mit Blick auf Value und Growth aktuell ausgewogener aufgestellt als zum Start. Wir haben unser Universum auf der Aktienplattform mit Blick auf Unternehmen, die bei sozialen Faktoren gut abschneiden, weiter ausgebaut. Einige Unternehmen, mit denen wir in einem engen Austausch stehen, haben im sozialen Bereich bereits sichtbare Fortschritte gemacht, was sich auch in deren Ratings widerspiegelt.

Wie schätzen Sie den Markt derzeit ein (Risiken, Bewertungen usw.)?

Wir glauben, dass die Volatilität an den Aktienmärkten so lange erhöht bleiben wird, bis das Vertrauen in das Finanzsystem vollständig wiederhergestellt ist. Die unmittelbaren Marktturbulenzen haben verschiedene Auswirkungen auf die Aktienmärkte. Die Wachstumserwartungen der Märkte für Umsätze und Gewinne haben sich sicherlich verschlechtert. Darüber hinaus könnte die Unterstützung durch die Unternehmen selbst in Form von Aktienrückkäufen in Mitleidenschaft gezogen werden. Gleichzeitig wirken sich niedrigere Zinsen positiv auf Aktien aus, was einer der Gründe dafür war, dass Tech-Aktien in den letzten Tagen eine relative Stärke gezeigt haben. Dem Fonds kommt derzeit zugute, dass er konzeptionell in europäischen Aktien übergewichtet ist, deren Bewertungsabschlag immer noch hoch ist.

Was erwarten Sie von dem Fonds in den nächsten 3-5 Jahren?

Wir gehen davon aus, dass soziale Faktoren – also die faire Behandlung von Mitarbeitern, flexible Arbeitsbedingungen oder auch die Geschlechtervielfalt – in Zukunft eine größere Rolle beim Investieren spielen werden. Der Fokus auf soziale Aspekte sollte sich langfristig nicht nur positiv auf die Produktivität und die Gewinne von Unternehmen auswirken, sondern sich langfristig auch in einer positiven Wertentwicklung am Aktienmarkt niederschlagen. Ziel des Fonds ist, besser als der breite Aktienmarkt – gemessen am MSCI All Countries World-Index – abzuschneiden. Dafür setzen wir auf eine Kombination aus Fundamentalanalyse und sozialen Faktoren. Die Einführung einer sozialen Taxonomie in der EU, die aktuell diskutiert wird, könnte dem Thema auch von regulatorischer Seite Rückenwind verleihen.

Gibt es Themen/Branchen, die besonders stark vertreten sind?

Der Fonds setzt aktuell auf eine Mischung aus defensiven Sektoren und neuen Themen, die auch in der aktuell eher schwierigen Marktphase vergleichsweise gute Chancen bieten könnten: Der Schwerpunkt liegt auf Unternehmen aus den Sektoren Gesundheit, Bildung, Erneuerbare Energien und Digitalisierung. Regional haben wir einen Fokus auf Europa, da wir abgesehen von der aktuell vergleichsweise günstigeren Bewertung bei europäischen Unternehmen, dort grundsätzlich auch ein stärkeres Bewusstsein für soziale Faktoren beobachten.

Wie klappt das Zusammenspiel der 12 Fondsmanagerinnen?

Sehr gut! Jede Fondsmanagerin ist verantwortlich für einen bestimmten Sektor wie etwa Technologie, Gesundheit und Industrie. Einmal im Monat kommen wir mit dem gesamten Team für das Portfolio-Construction-Meeting zusammen. Hier werden die Einschätzungen zu den jeweiligen Sektoren geteilt und kontrovers diskutiert. Die Ergebnisse dienen dann als Basis für die Kauf- und Verkaufsentscheidungen im Fonds.

Investieren tatsächlich verstärkt Frauen in den Fonds oder sind die Investoren bunt gemischt?

Es sind derzeit tatsächlich mehr Frauen als Männer in den Fonds investiert. Das Verhältnis liegt bei 75:25.

Zur Person : 

Katharina Seiler arbeitet seit 2007 bei der DWS. Sie ist Managerin eines ESG-Fonds für US-Dividenden seit seiner Auflegung im Jahr 2012 und Gründerin des DWS Invest ESG Women for Women. Darüber hinaus ist sie Analystin für US-Konsumgüter, betreut institutionelle Mandate und ist für den Anlageprozess einschließlich der quantitativen Analyse zuständig. Seiler studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finanzwirtschaft an der Universität Bremen und der University of Victoria (Kanada). Von 2003 bis 2006 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Finanzwirtschaft an der Universität Bremen und schloss 2007 ihre Promotion ab.

Fondsdaten

ISIN (thesaurierend) LU2420982006
WKN (thesaurierend) DWSWFW
KVG DWS Investment S.A.
Manager Dr. Katharina Seiler
Auflegung 17.01.2022
Volumen (per 23.03.2022) 48,98 Mio. €
Ausgabeaufschlag bis 5,00%
Laufende Kosten p.?a. 1,78%
Internet www.dws.de
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