BofA-Fund-Manager-Survey: Anleger bullish – aber KI-Boom macht Sorgen
Von Rekord-Tiefstständen bei Cash über steigende Produktivitäts-Hoffnungen bis hin zur Angst vor einer KI-Blase: Die November-Ausgabe der BofA Global Fund Manager Survey zeigt einen Markt, der zwischen Optimismus und Überhitzungsgefahr schwankt19.11.2025 | 08:00 Uhr
Die jüngste Global Fund Manager Survey (FMS) der Bank of America zeichnet ein klar bullishes Bild – aber eines, das zunehmend unter Spannung steht. Die von professionellen Investoren gehaltenen Cash-Bestände sind auf nur noch 3,7 Prozent gefallen, so niedrig wie zuletzt im Frühjahr. Historisch gilt dieser Wert gemäß der BofA-eigenen „Cash Rule“ als Verkaufs-Signal. Er ist damit ein Warnhinweis, dass Märkte ohne weitere Impulse, insbesondere ohne einen Zinsschnitt der Fed im Dezember, empfindlicher auf Enttäuschungen reagieren könnten.
Optimismus schlägt zurück: Wachstumserwartungen erstmals wieder positiv
Makroseitig dominieren Goldilocks-Vorstellungen:
- 53 Prozent erwarten eine weiche Landung der Weltwirtschaft.
- 37 Prozent gehen von „No Landing“ aus – dem höchsten Wert seit Januar.
- Nur sechs Prozent rechnen mit einer harten Landung.
Erstmals in diesem Jahr sind die Wachstumserwartungen wieder ins Positive gedreht (netto +3 %). Dazu passt, dass die Stimmungskennzahl des FMS – eine Kombination aus Cashlevels, Aktienallokation und Wachstumserwartungen – auf 6,4 gestiegen ist, den höchsten Wert seit Februar.
Der KI-Boom spaltet die Manager: Produktivitätsschub ja – Überinvestition auch
Die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz ist der dominierende Faktor im Sentiment:
- 53 Prozent der Anleger glauben, dass KI bereits heute die Produktivität steigert
- Gleichzeitig warnen erstmals seit 20 Jahren mehr Investoren vor Überinvestitionen der Unternehmen – vor allem der Hyperscaler
- 53 Prozent sehen eine KI-Blase, ein Wert knapp unter dem Rekordhoch
- Ein Rekordwert von 63 Prozent hält die globalen Aktienmärkte insgesamt für überbewertet
Positionierung: Long EM, Long Commodities – aber UK wird abgestoßen
Das Risikosentiment schlägt sich deutlich in den Allokationen nieder:
Bullishe Positionierung:
- Höchste Übergewichtung von Commodities seit September 2022 (netto +17 %)
- Emerging Markets und Healthcare stark übergewichtet
- Banken bleiben ebenfalls gefragt
Bearishe Positionierung:
- UK-Aktien werden massiv abgestoßen – stärkster 3-Monats-Abverkauf seit Oktober 2022
- Konsumgütersektor (Discretionary) mit einem Rekordtief in der Allokation
- Tech wurde so stark reduziert wie seit acht Monaten nicht mehr
Die „Magnificent 7“ sind nach einer kurzen Phase der Ablösung durch Gold wieder der „most crowded Trade“.
- 54 Prozent nennen „Long Magnificent 7“ als most crowded trade
- Gold fällt auf Platz zwei (28 %)
- Weitere Nennungen wie „Long Crypto“ oder „Short USD“ spielen kaum eine Rolle
Gleichzeitig steigt die Angst vor einem systemischen Kreditereignis – 59 Prozent nennen hier Private Equity bzw. Private Credit als größten Risikofaktor. Das ist der höchste gemessene Wert seit Beginn der Frage im Jahr 2022.
Ausblick 2026: International schlägt USA
Gefragt nach dem aussichtsreichsten Asset 2026 setzen die Manager auf eine Rückkehr globaler Marktbreite:
- 42 Prozent erwarten internationale Aktien als Top-Performer
- 22 Prozent setzen auf US-Aktien
- Kryptowährungen und Gold liegen mit je acht Prozent gleichauf, nur sechs Prozent erwarten Stärke bei Staatsanleihen
Fazit: Rally ja – aber ohne Fed-Zinsschnitt auf wackligen Füßen
Der BofA November-Survey zeigt eine risk-on-getriebene Positionierung, die kaum Raum für Enttäuschungen lässt. Die Kombination aus extrem niedrigen Cash-Beständen, Übergewichtungen in Risikowerten und gleichzeitig steigenden Warnsignalen (KI-Blase, Überinvestitionen, Private Credit als Credit Risk) lässt die Rally zunehmend anfällig wirken. (jk)