Aus für Trump? – Unsicherheit belastet die Finanzmärkte

Aktuell stehen Politiker wie Boris Johnson und Donald Trump unter erheblichem Druck. Die politischen Unwägbarkeiten bremsen das Wachstum und verstärken die Risiken für die Finanzmärkte.

30.09.2019 | 14:35 Uhr von «Christian Bayer»

Vertrauensverlust

Für die aktuelle Situation in Großbritannien und den USA findet Bruno Cavalier, Chief Economist bei ODDO BHF Corporates & Markets, drastische Worte: „Die USA und Großbritannien – zwei Länder, die viel für politische und wirtschaftliche Freiheit getan haben – werden derzeit von narzisstischen Clowns regiert, die es einzig auf die Beseitigung einer weltweiten bzw. europäischen Ordnung anlegen, die sie für die Wurzel allen Übels halten.“ Aus Sicht des Chefvolkswirts bleibt dabei Vertrauen auf der Strecke, was zur Folge hat, dass die wirtschaftliche Unsicherheit so groß wie seit langem nicht ist und Investitionen sowie Wachstum weiter ausgebremst werden. Vor diesem Hintergrund hat die Weltbank Mitte des Jahres die Wachstumsperspektiven für das laufende Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 2,6 Prozent gesenkt.

Wachstumsdellen

Cavalier verweist auf das elfte Jahr des Aufschwungs nach der säkularen Finanzkrise, der allerdings immer wieder durch Dellen im Wachstumspfad wie z. B. durch die Eurokrise 2011/12 und die Ölkrise 2015/16 unterbrochen wurde: „Aufgrund der Handelsspannungen ist das auch in den letzten 18 Monaten wieder der Fall. Während der ersten beiden Schwächephasen war das weltweite Wachstum auf rund 2,5 Prozent gefallen und damit nicht mehr weit entfernt von der Schwelle zu einer Rezession. Jedes Mal hat sich das Blatt aufgrund eines positiven Vertrauensschocks im letzten Augenblick gewendet.“ Der Experte befürchtet diesmal allerdings einen negativen Vertrauensschock. Aus seiner Sicht hat Trump im vergangenen Jahr den haushaltspolitischen Spielraum vergeudet. Zudem würde er aktuell den Welthandel verteuern und durch seine permanente Kritik die Glaubwürdigkeit der Fed untergraben. „Im Konflikt mit China gibt es wohl kein Zurück mehr. Wir halten es für illusorisch weiter darauf zu hoffen, dass sich die beiden Länder auf ein Handelsabkommen einigen können“, so Cavalier.

Amtsenthebung im Fokus

Eine zunehmende Unsicherheit an den Kapitalmärkten sieht das Bankhaus Julius Bär durch das mögliche Amtsenthebungsverfahren gegen Präsident Trump. Mit Blick auf die globale Konjunktur beobachten die Experten keine durchgreifende Umkehr zu einem sich beschleunigenden Wachstum: „In diesem unsicheren Konjunkturumfeld dominieren die politischen Entwicklungen den Risikoappetit an den Kapitalmärkten“, so Julius Bär. Aus Sicht der Kapitalmarkt-Strategen ist die Einleitung des Amtsenthebungsverfahrens durch die Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus wahrscheinlich, da an dieser Entscheidung keine weiteren Institutionen beteiligt sind. Allerdings erfordert die Amtsenthebung eine 2/3-Drittel-Entscheidung im Senat, in der die Republikaner die Mehrheit haben. Das Zustandekommen dieser Mehrheit dürfte aus Sicht Julius Bärs sehr unwahrscheinlich sein, schon weil Trump in den eigenen Reihen immer noch sehr beliebt ist. Die Experten verweisen darauf, dass Trump unter den Wählern nur eine mäßige Zustimmung von 43 Prozent genießt. Unter den Republikanern liegt sie allerdings bei 91 Prozent.

Geringe Chancen

Ebenfalls nur geringe Chancen für einen Erfolg des Amtsenthebungsverfahrens sieht BlueBay Asset Management. „Die Einleitung des Verfahrens sehen wir als politisch motiviert, denn die Demokraten hoffen, dass sie Trump damit im Wahljahr 2020 grundlegend schwächen können. Unserer Meinung nach besteht jedoch die sehr reale Gefahr, dass die Maßnahme letztendlich nach hinten losgeht. Die Anschuldigungen könnten vielmehr die Unterstützung für den Präsidenten verstärken, sollten nicht genügend Beweise vorgelegt werden“, so die Experten. Sollten sich die Vorwürfe gegen Trump erhärten und es zu einer Amtsenthebung Trumps kommen, würde sich der Kurs unter einem Präsidenten Pence kaum ändern. Allerdings könnte das aus Sicht von BlueBay Asset Management die Demokraten bei den kommenden Wahlen stärken.

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