Zinswende zuerst in den USA
AllianzGI-Umfrage: Institutionelle Investoren aus den USA erwarten 2015 höhere Zinsen. Europäer nicht vor 2016.11.09.2013 | 06:45 Uhr
Seit Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), im Mai ein Ende der lockeren Geldpolitik angesprochen hat, wird an den globalen Finanzmärkten über den konkreten Zeitpunkt gemunkelt. Allianz Global Investors hat nun institutionelle Investoren in aller Welt dazu befragt.
In einem Punkt sind sich die Befragten einig: Zeitnah werden keine Zinserhöhungsschritte kommen. 42 Prozent gehen davon aus, weder die Fed, noch die Europäische Zentralbank (EZB) oder die Bank of Japan vor 2016 die Zinswende einleiten werden. 30 Prozent erwarten dies für 2015 und 28 Prozent schon im nächsten Jahr.
Deutliche Unterschiede in der Erwartungshaltung gibt es zwischen den einzelnen Regionen. In Europa erwartet eine absolute Mehrheit von 56 Prozent der Befragten keine Zinserhöhung der EZB vor 2016. „Angesichts der Wirtschaftsschwäche und der fortdauernden Staatsschuldenkrise in Euroland sieht die Mehrheit der Investoren in Europa kurz- und mittelfristig keinen Raum für Zinserhöhungen“, kommentiert Franck Dixmier, Chief Investment Officer Fixed Income Europe bei AllianzGI, das Ergebnis. In USA erwarten hingegen 42 Prozent bereits im Jahr 2015 steigende Zinsen. In Japan glauben daran 48 Prozent, wobei die Tendenz zu einem Zinsschritt in der ersten Jahreshälfte liegt. „Das laute Nachdenken seitens der Fed über eine Verringerung des geldpolitischen Stimulus bedeutet zwar nicht automatisch einen Politikschwenk in Richtung Leitzinserhöhung“, erläutert Doug Forsyth, Chief Investment Officer Fixed income US bei AllianzGI. „Nichtsdestoweniger gehen die Investoren in den USA von früheren Zinsschritten als in Europa aus, da die USA Europa im Konjunkturzyklus voranschreiten.“
„Wann erwarten Sie eine Zinssteigerung der Zentralbanken?“
Die regionalen Unterschiede überraschen Andreas Utermann, Global Chief Investment Officer bei AllianzGI nicht. Investoren orientierten sich schließlich an der für sie maßgeblichen Zentralbank. „Weltweit hat es bei den Zentralbanken einen Paradigmenwechsel gegeben“, weiß Utermann. „Anders als früher sind sie derzeit gewillt, lieber etwas zu spät als zu früh zu reagieren.“ Das liege nicht zuletzt daran, den verschuldeten Staaten zu helfen, den Verbindlichkeiten zu entwachsen. „Die mit der Bandbreite der Antworten in den einzelnen Regionen verbundene Unsicherheit ist allerdings auch Anlass zur Sorge“, meint Utermann. „Unerwartete Zinserhöhungsschritte würden Investoren stark treffen.
Für die Umfrage wurden im Zeitraum von Juli bis August 2013 nahezu 400 Entscheidungsträger bei institutionellen Investoren in mehr als 40 Ländern befragt.
(PD)