Top-KI-Fonds im Check, Teil I: Alles und Nichts – der Kampf um die richtige Strategie
Der Einsatz künstlicher Intelligenz revolutioniert die Wirtschaft. Anleger können davon profitieren. Das jedenfalls versprechen die Portfoliomanager von KI-Fonds. Das sind die besten Fonds.11.07.2025 | 10:50 Uhr von «Matthias von Arnim»
Die Abkürzungen KI und AI, die für Künstliche Intelligenz und Artificial Intelligence stehen, beherrschen seit etwa zwei Jahren die Schlagzeilen. Ganz gleich, um welche Branchen es geht – um Industrie, Medizin, Rüstung, Pharma oder Medien, um nur einige Beispiele zu nennen: KI wird dort jeweils Entwicklung, Produktion, Dienstleitung und Vertrieb revolutionieren. Davon gehen Experten aus. Mit anderen Worten: Die KI-Transformation berührt alle Wirtschafts- und Lebensbereiche. Deshalb liegt es aus Sicht der Finanzindustrie nahe, Fonds aufzulegen, die in Unternehmen investieren, die besonders von dieser Entwicklung profitieren.
Was zunächst einleuchtend klingt, ist bei näherer Betrachtung eine enorme Herausforderung: Denn gerade deshalb, weil Künstliche Intelligenz alle Wirtschaftsbereiche berührt und die Entwicklung der Technik sehr dynamisch voranschreitet, dürfen die Auswahlkriterien von KI-Fonds nicht zu eng und nicht zu weit gefasst sein. Denn theoretisch hat mittlerweile die Mehrzahl der börsennotierten Unternehmen in den USA, Europa und Asien in irgendeiner Form mit KI zu tun – manchmal als Entwickler und in den allermeisten Fällen als Anwender. Bei Konzernen wie Alphabet (Google), Meta und Microsoft, die selbst KI-Systeme entwickeln, anwenden und zudem noch eigene Serverfarmen betreiben, fällt die Zuordnung leicht. Deshalb tauchen diese drei Unternehmen in den allermeisten Aktienkörben von KI-Fonds auf. Schon bei Tech-Unternehmen wie Apple und Amazon ist die Zuordnung nicht mehr ganz so leicht. Spätestens aber bei Unternehmen, die KI nutzen, um ihre Geschäftsmodelle zu erweitern und/oder ihre Produkte und Dienstleitungen zu optimieren, ist intensives Research gefragt: Gehört ein Hersteller von landwirtschaftlichen Produkten, der Software mit künstlicher Intelligenz gezielt einsetzt, um den Wasser- und Energieverbrauch auf seinen Ackerflächen zu senken, schon in einen KI-Korb? Sind Rüstungsunternehmen grundsätzlich dafür geeignet, weil KI in mittlerweile allen neuen Waffensystemen integriert ist? Welche Rolle spielen hier ethische Aspekte? Schließen sich KI und die ökologischen ESG-Kriterien aus, weil KI in der Regel sehr rechen- und damit energieintensiv ist? Ist Robotik ein eigenes Genre? Bislang war das so. Doch mittlerweile lässt sie sich kaum mehr vom Thema KI trennen. Denn der Trend geht eindeutig Richtung intelligente Roboter – auch wenn man mit dem Begriff „Intelligenz“ nach wie vor sehr vorsichtig umgehen sollte.
KI-Fonds mit sehr unterschiedlichen Ansätzen
Angesichts der angesprochenen Fragen verwundert es nicht, dass sich die Verwalter aktiv gemanagter Fonds dem Thema KI von teilweise sehr verschiedenen Seiten her nähern. So investiert etwa der über die vergangenen drei Jahre hinweg erfolgreichste KI-Fonds, der Franklin Intelligent Machines Fund A schwerpunktmäßig in Firmen, die Schlüsselrollen bei KI und Robotik einnehmen. Gemeint sind damit Themen wie „intelligente Maschinen“, Automatisierungssysteme, Halbleiterproduktion und KI-Softwareprodukte. Sechs bekannte Platzhirsche aus der Tech-Branche – Nvidia, Tesla, Axon, Broadcom, Intuitive Surgical und Taiwan Semiconductor – machen 40 Prozent des Portfolios aus. Dreiviertel der Unternehmen im Fonds stammt aus den USA. Zweidrittel der Firmen arbeiten in den Sektoren Soft- und Hardware. Portfoliomanager Matthew J. Moberg verfolgt bei der Auswahl der Aktien einen klaren Growth-Ansatz – bisher mit Erfolg, auch im laufenden Jahr. Damit unterscheidet er sich von fast allen anderen KI-Fonds. Das wiederum ist erklärungsbedürftig: Aus der Perspektive europäischer Anleger fällt die Mehrzahl der KI-Fonds seit Jahresbeginn bis heute mit negativer Performance auf. Das liegt nicht zuletzt am schwachen US-Dollar, aber auch daran, dass viele Anleger in den vergangenen drei Jahren mit KI-Fonds hohe Gewinne erzielen konnten und offensichtlich angesichts der zuletzt unsicheren Börsenstimmung Gewinne mitgenommen haben. Ein Phänomen, das nicht nur KI-Aktien und Fonds betrifft, sondern insgesamt für den US-Aktienmarkt gilt.
| ISIN | Kurzname | Fondsvolumen in Mio. Euro | Performance lfd. Jahr | Performance 3 Jahre p.a. | TER |
|---|---|---|---|---|---|
| LU2441052623 | Franklin Intelligent Machines A acc €-H1 | 33,75 | 8,52% | 23,33% | 1,80% |
| LU1819480192 | Echiquier Artificial Intelligence B € | 1011,92 | 2,35% | 22,05% | 1,71% |
| LU2799770412 | DPAM L Eq Artificial Intelligence W $ | 33,6 | -1,28% | - | 1,15% |
| LU1863263262 | DWS Invest Artificial Intelligence FC | 1541,44 | -1,79% | 20,67% | 0,87% |
| LU2694841102 | M&G (Lux) Glo Artif Intelligence € A Acc | 136,34 | -2,62% | - | 1,96% |
| DE0008474149 | DWS Artificial Intelligence ND | 518,14 | -4,01% | 18,34% | 1,93% |
| LU1923623000 | Thematics AI & Robotics R/A $ | 724,67 | -4,12% | 13,06% | 2,00% |
| LU1919842267 | ODDO BHF Artificial Intelligence CR € | 736,95 | -4,31% | 15,85% | 1,70% |
| LU1279333675 | Pictet Robotics P $ | 9015,05 | -4,46% | 18,62% | 1,98% |
| LU1502282715 | Candriam Robo&Innovative Tech D C | 421,36 | -4,85% | 13,70% | 1,81% |
| LU2339791803 | Deka-Künstliche Intelligenz CF | 823,62 | -6,94% | 18,57% | 1,60% |
| LU1529780220 | AXA WF Robotech A qDis $ | 763,87 | -9,92% | 9,17% | 1,73% |
| LU1435227258 | UBS (L) AI and Robotics Eq DB | 1033,6 | -10,44% | 9,94% | 0,13% |
| LU1529780659 | AXA WF Robotech E Cap € | 763,87 | -10,69% | 8,55% | 2,49% |
| LU1548497426 | Allianz Glob Art Intelligence AT $ | 6422,51 | -11,10% | 11,66% | 2,04% |
| LU1330433571 | UBS (L) AI and Robotics Eq B $ | 1033,6 | -11,18% | 8,06% | 1,90% |
Ein weiterer Fonds aus dem Bereich Künstliche Intelligenz, der über drei Jahre hinweg und auch im laufenden Jahr zu den Top-3 gehört, ist der Echiquier Artificial Intelligence B. Die beiden erfahrenen Portfoliomanager Stéphane Nières-Tavernier und Christophe Pouchoy investieren in rund 30 bis 50 Unternehmen, die technologischen Fortschritt im KI?Umfeld anstoßen oder maßgeblich davon profitieren können. Zu diesen „Pure Players“ zählen klassische KI?Entwickler, während „Enabler“ wie Infrastruktur- und Plattformanbieter – zum Beispiel Halbleiterhersteller und Cloud-Dienste – ebenfalls bewusst in das Portfolio aufgenommen werden. Die Besonderheit: Der Echiquier Artificial Intelligence B ist kein reiner Aktienfonds. Bis zu 40 Prozent des Fondskapitals können in festverzinsliche Investment-Grade-Wertpapiere und Derivate investiert werden. Das Fondsportfolio ist breit diversifiziert. Es enthält zwar auch die üblichen Top-Positionen wie Microsoft, Amazon, Nvidia und Broadcom, setzt darüber hinaus aber auch deutliche Akzente mit deutlich weniger bekannten Namen. Dass der Fonds trotz eines US-Anteils von rund 85 Prozent in diesem Jahr auch auf Euro-Basis positiv performen konnte, ist erwähnenswert.
Positiv fällt auch der DWS Invest Artificial Intelligence FC mit einer Performance von rund 21 Prozent per annum über die vergangenen drei Jahre auf. Die Mindestinvestitionssumme liegt allerdings bei zwei Millionen Euro. Damit scheidet der Fonds für die meisten Privatportfolios aus. Für kleinere Portemonnaies gibt es den DWS Artificial Intelligence ND, der in den oben genannten Mutterfonds investiert. Durch die Fonds-im-Fonds-Struktur ist der ND-Fonds deutlich teurer als die institutionelle Tranche. Die hohen Verwaltungskosten haben die Retail-Tranche im Vergleich zum Mutterfonds zuletzt jährlich 2,3 Prozent Performance per annum gekostet. Über die durchschnittliche Performance von über 18 Prozent per annum in den vergangenen drei Jahren können sich Anleger trotzdem nicht beschweren. Zusammen mit dem Pictet Robotics und dem Deka-Künstliche Intelligenz gehört der DWS Invest Artificial Intelligence FC immer noch zu den Top-Performern unter den KI-Fonds. Der schwache US-Dollars wirkt zwar auch bei diesem Fonds performanceschwächend. Doch der US-Anteil liegt hier nur bei rund 60 Prozent. Das ist angesichts der aktuellen Dollarschwäche, die wohl noch eine Weile andauern dürfte, ein Pluspunkt im Vergleich zu anderen KI-Fonds.
Fazit: Künstliche Intelligenz ist ein Schlagwort, das derzeit in aller Munde ist. Auch die Fondsbranche hat den Trend selbstverständlich aufgegriffen und in passende Produkte umgesetzt. Anlageberater, die ihren Kunden passende Produkte empfehlen wollen, sollten sehr genau auf die Portfoliozusammensetzung und die Kostenstruktur der betreffenden Fonds achten. Eine möglichst breite Streuung über einzelne Sektoren und Währungsräume kann dabei nicht schaden.