Schwäbische Präzision, made in Stuttgart
Der Vermögensverwalter Tresides geht eigene Wege. Dabei werden die Chancen kleinerer Asset-Manager clever genutzt. Der Erfolg gibt den Stuttgartern recht. TiAM sprach mit Gründer Michael Trauth und Vertriebschef Michael Schnabl.01.10.2025 | 14:00 Uhr von «Dieter Fischer»
TiAM: Tresides wächst seit Jahren beständig. Was zeichnet Sie aus?
Michael Trauth: Mit 2,6 Milliarden Euro Assets under Management und 16 Mitarbeitern bieten wir für unsere Größe eine breite Produktpalette. Die Kundenorientierung ist insgesamt sehr stark. Unsere Fondsmanager kennen alle ihre Kunden. Und wir haben sehr wenig Fluktuation.
TiAM: Eine starke Kundenorientierung, die behaupten alle zu haben…
Michael Schnabl: Bei uns ist dies tatsächlich der Fall. Wir tun uns hier leichter als größere Häuser, weil wir Flexibilität und Individualisierung großschreiben können. Das ist bei uns schon in der Firmenstruktur angelegt. Die Hierarchien sind flach, Entscheidungen können schnell und trotzdem gründlich analysiert und zielgenau getroffen werden.
TiAM: Und die Bedürfnisse der Kunden ändern sich mit der Zeit?
Trauth: Das muss man rechtzeitig erkennen und darauf bedarfsorientiert und präzise reagieren. Hier hilft der Mindset des gesamten Teams, die hohe fachliche Expertise sowie die genannte Flexibilität. Wir fühlen uns den Kunden gegenüber verantwortlich.
TiAM: Wie funktioniert Ihr Partnermodell konkret?
Trauth: Die meisten der zwölf Partner waren schon bei der Gründung 2013 Anteilseigner. Geht jemand, haben die anderen ein Vorkaufsrecht. Das Bewertungsmodell dabei ist fixiert. Deshalb gibt es bei uns keinen Streit über den Wert der Anteile.
TiAM: Kommt das Tresides-Modell auch den einzelnen Fonds zugute?
Schnabl: Die Partnerstruktur führt zu einem sehr starken Zusammenhalt. Alle fühlen sich verantwortlich und unterstützen sich gegenseitig. Die Fondsmanager sind nicht nur in die Publikumsfonds investiert, die sie managen. Das Motto „Skin in the game“ bedeutet bei Tresides sinngemäß die gesamte Hautoberfläche. Bei Tresides ist eins plus eins nicht zwei – sondern sozusagen drei oder vier. Nebenbei bemerkt, gehe ich hier so gerne zur Arbeit wie die letzten 15 Jahre nicht mehr.
TiAM: Welche Assetklassen decken Sie ab?
Trauth: Wir fühlen uns in den Assetklassen Aktien, Renten, Rohstoffe und, davon abgeleitet, Multi-Asset stark. Dabei haben wir den Vorteil, dass wir gleich zwei Pioniere haben: Berndt Maisch managte einen der ersten europäischen Dividendenfonds in Deutschland. Michael Krauß hat den ersten Rohstofffonds hierzulande aufgelegt.
TiAM: Anderes Thema – wie funktioniert der Anlageprozess bei Tresides?
Trauth: Wir haben eine
institutionelle Arbeitsweise. Wir haben klare Produktprofile, die verlässlich
beibehalten werden. Wir arbeiten primär fundamental und qualitativ –
sowohl top-down als auch bottom-up –, nutzen jedoch quantitative Filter,
um das Anlageuniversum zu sortieren. Viele direkte Unternehmenskontakte sind
uns wichtig. Daraus entwickelt sich dann der Selektionsprozess. In den Fonds
ist drin, was draufsteht – schwäbische Präzisionsarbeit.
TiAM: Was passiert, wenn es mal stressig wird?
Trauth: Dann bleiben wir weiter konzentriert. Bei Tresides gibt es keine extremen Positionierungen oder reißerische Entscheidungen, das hilft. Wir arbeiten mit ruhiger Hand. Darauf können sich unsere Kunden jederzeit verlassen.
TiAM: Sie bieten mit dem Tresides Euro Income Opportunities und dem Tresides German Equities zwei neue Strategien. Wie funktionieren diese?
Schnabl: Der Tresides Euro Income Opportunities verfolgt eine flexible Rentenstrategie. Diese gab es bei uns bisher nur in Spezialfondsmandaten. Wir investieren weltweit in Euroemissionen: Staatsanleihen, staatsnahe Emittenten, Covered Bonds, IG Corporates, Crossover Corporates und Nachrang. Das Interesse an iesem Segment ist hoch, man sieht dies auch daran, dass solche Euroemissionen zum Beispiel aus den USA stark zunehmen.
TiAM: Wie managt Tresides den Fonds?
Schnabl: Das Fondsmanagement steuert aktiv die Duration und das Adressrisiko sowie die Allokation der einzelnen Rentenklassen. Wir setzen auf eine gut gemachte Einzeltitelselektion und engagieren uns ausschließlich an liquiden Rentenmärkten. Niedrige Drawdowns und eine kurze Recovery-Dauer sollen die Folge sein.
TiAM: Gab es bei Tresides in der Vergangenheit Adressausfälle?
Schnabl: Defaults gab es bei Tresides seit Unternehmensgründung vor zwölf Jahren niemals.
TiAM: Der Tresides German Equities ist ebenfalls neu. Gibt es nicht schon genug Fonds für deutsche Aktien?
Trauth: Wir verfolgen ein echtes „All-Cap-Konzept“, investieren also in Titel von DAX bis SDAX. Davon gibt es tatsächlich wenige. Hauptmerkmal ist eine tiefgehende fundamentale Analyse mit enormen Qualitätsanforderungen an die Unternehmen. Mit Marian Frisch haben wir einen Neuzugang als Fondsmanager, der in diesem Segment schon eine Weile sehr erfolgreich unterwegs ist.
TiAM Und was tut sich bei den übrigen Strategien?
Trauth: Mit unserem Tresides Dividend & Growth (siehe auch Fondsgrafik oben rechts; Anm. der Redaktion) haben wir ein sehr gut gemachtes Produkt. Im Fondsnamen steckt die Strategie: ein Europäisches Aktienkonzept, welches den Fokus auf Dividendenrendite in Verbindung mit Wachstum legt. Die Strategie liefert konstant überdurchschnittliche Dividendenrenditen und bietet dabei überdurchschnittliche Kursanstiege durch den Wachstumsaspekt. Die Selektionsexpertise ist durch die über 25-jährige Erfahrung des Fondsmanagers sehr hoch. Der Fonds bietet ein positives und weitgehend stabiles Selektions-Alpha, und dies über elf Jahre. Hier liegen wir über verschiedenste Betrachtungszeiträume deutlich vor dem Wettbewerb – entsprechende Auszeichnungen sind daher nicht ausgeblieben.
TiAM: Was tut sich im Rohstoffbereich?
Schnabl: Im Rohstoffbereich hat das Interesse zugenommen. Trauth: Im Tresides Commodity One (siehe auch Fondsgrafik oben rechts; Anm. der Redaktion) wurde das Anlageuniversum angepasst, und Agrarrohstoffe wurden herausgenommen. Seither haben wir Wachstum. Der Fonds hat sich ausgezeichnet entwickelt. Wir liegen in nahezu jedem Jahr über der Benchmark und haben über einen Zeitraum von über zehn Jahren eine Outperformance nach Kosten von deutlich über 40 Prozent gegenüber dem Index.
TiAM: Was ist Sache bei Multi-Asset?
Schnabl: Im Bereich der Multi-Asset-Strategien hat unser Publikumsfonds Tresides Balanced Return (siehe auch Fondsgrafik oben rechts; Anm. der Redaktion), ein defensiver, europäisch ausgerichteter Mischfonds, sehr gut von den Entwicklungen der letzten Quartale profitieren können und liegt in den Ergebnissen bei Rendite und Risiko hervorragend im Wettbewerbsvergleich.
TiAM: Wo sehen Sie Tresides in ein
paar Jahren?
Trauth: Wir setzen sowohl auf Beständigkeit als auch auf weiteres Wachstum. Dafür werden wir wohlüberlegt und angemessen auch unsere Kapazitäten ausbauen. Gerade in unserem Unternehmen ist es enorm wichtig, dass neue Teammitglieder wirklich zur Unternehmenskultur passen. Wir haben einen guten Mix aus unterschiedlichen Altersstufen, der hervorragende Ausbildung mit Erfahrung und Fachwissen verbindet. Jüngere Menschen haben bei Tresides die Perspektive, in das Unternehmen hineinzuwachsen und später auch Partner zu werden. Das ist eine geeignete Grundlage für gesundes Wachstum in unterschiedlichen Dimensionen.
TiAM: Wie beurteilen Sie generell die Chancen aktiver Fondsmanager?
Schnabl: Wir sind der Meinung, dass sowohl aktive als auch passive Strategien ihre Berechtigung haben und die Mischung beim Anleger auf den jeweiligen realen Bedarf angepasst sein sollte.
TiAM: Was macht Ihrer Auffassung
nach einen echten aktiven Fondsmanager aus?
Trauth: Bei dieser Frage geht es um mehrere Aspekte. Die kundengerechte Individualisierung lässt sich gerade im aktiven Fondsmanagement sehr gut umsetzen – insbesondere in den Spezialfondsmandaten. Was kann ein Anleger „aushalten“ beziehungsweise was ist ihm wichtig (Risiko, Ertrag, Regulierung et cetera), und wie müsste dementsprechend die Vorgabe für den Asset-Manager sein? Mittelfristig sollte ein aktiver Manager die Kundenvorgaben erfüllen beziehungsweise übertreffen. Dabei spielen bei Tresides die hohe Risikoqualität und eine Diversifikation durch einen hohen Active Share eine Rolle. Damit liefern aktive Manager wie unser Haus auch in unsicheren Zeiten einen Mehrwert für den Anleger.
TiAM: Welche Zielgruppen sind für Sie
im Vertrieb besonders interessant?
Schnabl: Jeder Anleger, der sich für unsere Herangehensweise an die Kapitalmärkte und unsere Philosophie begeistern kann, findet in unserer Produkt- und Leistungspalette das für ihn passende Angebot – egal ob Institution oder Privatanleger. Bei entsprechendem Anlagevolumen ist die Umsetzung individuell und maßgeschneidert in Spezialfonds möglich. Hier verwalten wir für Stiftungen, Unternehmen, Versorgungswerke, Kreditinstitute, Family Offices, Pensionskassen, Versicherungen, Kirchen und Kommunen in den jeweiligen Strategien individualisierte Mandate – teils seit Unternehmensgründung. Zudem haben wir sieben Publikumsfonds in unterschiedlichen Strategien, die allesamt sehr wettbewerbsfähig gepreist sind. Wenn uns Vertriebspartner Nachfragepotenzial nach Anteilsklassen mit Bestandsvergütung signalisieren, legen wir auch solche auf. Jüngstes Beispiel ist die entsprechende Anteilsklasse des Tresides Dividend & Growth, die Mitte August 2025 startet.