Fondsmanager erwarten Stagnation

Die Stimmung in der Fondsbranche ist aktuell bärisch – auch wenn sich die Laune etwas aufhellt. Viele Fondsmanager erwarten eine Stagnation der Konjunktur und setzen deshalb zukünftig eher auf Cash-Positionen.

14.02.2019 | 13:00 Uhr von «Thomas Gräf»

Trotz der kurzen Rallye im Januar bleiben Fondsmanager vorsichtig; das ergibt die Februar-Umfrage der Bank of America Merrill Lynch (BofAML) unter 210 Fondsmanagern. Danach erwarten 43 % von ihnen eine langanhaltende Stagnation. Das ist allerdings eine Verbesserung gegenüber dem Januar, als noch fast zwei Drittel von einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur ausgingen. Von einem Boom – einem überdurchschnittlichen Wachstum und Inflation – gehen dagegen nur 23 % aus.

Allmonatlich fragt BofAML die Fondsmanager, welches der “Most Crowded Trade” ist – die Asset-Klasse, über die jetzt alle sprechen. Im Februar sind das Long-Positionen auf Emerging Markets. Aktuell sind 18 % der Fondsmanager der Meinung, dass Schwellenländer-Aktien überkauft sind. Es ist das erste Mal, dass Schwellenländer überhaupt auf der Liste der Most Crowded Trades stehen – im übrigen ein zweifelhafter Indikator, denn wie eine Auswertung bei Bloomberg zeigt, sind viele der gehypten Asset-Klassen nach der Nennung einfach abgestürzt. So erging es etwa dem Bitcoin, der Volatilität, den FAANG-Aktien oder dem Dollar, die alle unter die Räder gerieten, nachdem sie auf der Liste der Most Crowded Trades auftauchten. Trotzdem: Fünf Prozent der befragten Manager setzten EM-Aktien sogar auf “overweight”.

Was den Fondsmanagern noch unter den Nägeln brennt: Die Wahlen in Europa, von denen 36 % der Befragten annehmen, dass sie das Risiko eines Auseinanderdriftens der EU vergrößern. Einen Handelskrieg mit China fürchtet ein Drittel – bereits zum neunten Mal in Folge. Und etwas mehr als ein Viertel ist der Meinung, der Dollar sei überbewertet. Angst vor einem Kollaps des Markts für Unternehmensanleihen nannten immerhin 13 % der Befragten.

Der hohe Dollarkurs hat auch eine gestiegene Nachfrage nach Aktien aus der Eurozone zur Folge: Ein Viertel der Teilnehmer hat europäische Dividendentitel auf übergewichten gesetzt, im Januar waren es noch 17 %.

Die unsicheren Rahmenbedingungen veranlassen Fondsmanager, zukünftig auf Bares zu setzen: 44 % der Befragten gaben an, Cash-Positionen überzugewichten – der höchste Wert seit der Finanzkrise 2009. Dem steht allerdings gegenüber, dass die Cash-Level der Fonds tatsächlich von 5,1 % im Januar auf 4,9 % im Februar gesunken sind. Für Michael Hartnett, den Chief Investment Officer von BofAML, ist klar, dass die Investoren trotz der jüngsten Rallye bärisch eingestellt bleiben.

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