Fonds versus Fonds: Mischfonds abseits des Mainstreams Teil 2

In der Reihe „Fonds versus Fonds“ stellt der Maklerpool Fonds Finanz für TiAM FundResearch zwei unterschiedliche Fonds der gleichen Kategorie gegenüber und analysiert deren Zukunftsaussichten. Diese Woche: Value Intelligence ESG versus Dimensional World Allocation 60/40

25.09.2025 | 13:45 Uhr von «Daniel Arndt»

Dimensional World Allocation 60/40: Der Markt ist nicht genug

Dass Dimensional Fund Advisors faktorbasierte, nicht marktindexbasierte, günstige Investmentfonds anbietet, dürfte in der Branche bekannt sein. Doch dass Gründer David Booth und vier Nobelpreisträger um Eugene Fama die Ausgangslage für eine der größten Finanzmarktrevolutionen überhaupt waren, ist weniger geläufig. Nicht nur die im texanischen Austin ansässige Firma Dimensional entwickelte sich aus einem Wells Fargo Team, das in den 1970ern den ersten institutionellen Indexfonds erfand, sondern auch die beiden „ETF-Giganten“ iShares und Vanguard. Den 9 Billionen-Abstand im verwalteten Vermögen zu diesen beiden Kolossen dürfte Booth von Beginn an in Kauf genommen haben. Abseits von ihrem Fokus auf niedrige Kosten und Anleger-, nicht Fondsperformance, lässt sich sonst nicht erklären, warum sie ihre Fonds auch heute noch nahezu ausschließlich über Finanzberater vertreiben lassen, statt ergiebige ETF-Kanäle wie Robo Advisor oder Neobroker anzuzapfen.

Der Mischfonds World Allocation 60/40 (IE00B9L4YR86), der namenstreu 60 Prozent in weltweite Aktien und 40 Prozent in mehrheitlich kurzlaufende globale Anleihen investiert, ist Teil einer vierköpfigen Mischfondsfamilie mit 20 bis 80 Prozent Aktienquote. Doch wie soll eine passive Investmentstrategie ohne vorausschauenden, talentierten Fondsmanager sich auf eine Welt im Wandel vorbereiten?

Diese streng akademische Fokussierung führt zu einer der nüchternsten Anlagestrategien der Welt, die jegliche Modethemen und Narrative ignoriert. Kurz gesagt basiert die Faktorstrategie darauf, günstigere (Value), kleinere (Small Cap) und profitablere Aktien zu bevorzugen. Zwar unterstützt Dimensional seit Gründung die Effizienzmarkthypothese, dennoch boten diese Faktoren historisch Mehrerträge. Statt 1.300 Aktien wie im MSCI World finden Anleger über 12.000 Unternehmen in einem Dimensional Aktien- oder Mischfonds. Als Folge sind World Allocation Fonds aktienseitig deutlich geringer in den üblichen US-Tech-Aktien und dafür hälftig in Standard- und Nebenwerten investiert. Die Top-10 entsprechen gerade mal 13 Prozent, halb so viel wie am Weltmarkt, wo NVIDIA diesen mit über 5 Prozent dominiert.

Bei Dimensional besitzt aktuell kein Titel mehr als 2,5 Prozent Gewicht. Das Portfolio ist zudem 12 Prozent geringer bewertet. Die enorm breite Diversifikation und die Wertorientierung können keineswegs verlässlich Kursverluste reduzieren oder Mehrerträge schaffen. Im Gegenteil, der Hang zu kleineren Value-Firmen lässt einen recht zyklischen Fonds entstehen, was 2020 gut erkennbar war. Doch weder neigt der World Allocation Fonds zu einer Konzentration auf vergangene Gewinneraktien, noch unterliegt er einer Angst etwas zu verpassen. Je länger der Anlagehorizont, desto wahrscheinlicher ist es, dass Anleger nicht nur Überrenditen einsammeln können, es existiert zudem weder die Gefahr unglücklichen Markt-Timings noch ein Schlüsselpersonenrisiko. Die Inklusion nahezu jeder verfügbaren Aktiengesellschaft ermöglicht, dass Aufsteiger wie Rheinmetall oder Palantir sich stetig mehr Relevanz im Fonds verschaffen, während sie vor allem bei Standardindizes erst nach enormen Kurszuwächsen Einzug halten.

Abzug gibt es für den nur 0,3 Prozent teuren Mischfonds jedoch in der B-Note. Die immerhin 40 Prozent gewichtige Anleiheseite ist in kürzerlaufende Anleihen mit höherer Gewichtung von Unternehmensanleihen solide aufgestellt. Zur Optimierung des Ertrags-Risiko-Profils wird vor allem in Anleihen mit steilen Zinsstrukturkurven investiert, bei denen das Verhältnis von Rendite zu Durationsrisiko vorteilhafter ausfällt. Für die Anleiheseite verwendet der aus London heraus verwaltete Mischfonds vier Dimensional-Rentenfonds, deren Währungen zum britischen Pfund abgesichert werden. Weil das Pfund auf Mischfondsebene wiederum zum Euro abgesichert wird, entstehen Anlegern keine Renditenachteile, da sich Hedginggewinne und -kosten ausgleichen. Für Berater und Anleger ist diese Gestaltung etwas umständlich konzipiert, auch wenn diese bei angelsächsisch gemanagten Rentenanlagen recht üblich ist (Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war von einer fehlenden Pfundabsicherung die Rede. Dies wurde korrigiert).

Trotz einer nüchternen und wenig euphorisierenden Anlagephilosophie ist der World Allocation 60/40 mit einem Volumen von 4,9 Mrd. Euro nicht nur der größte seiner Fondsfamilie, er gehört auch zu den größten Misch- oder Dachfonds Europas. Mit über 7 Prozent Kurszuwachs pro Jahr über fünf Jahre ließ er die passive Index-Benchmark um 0,5 Prozent und die Fondskategorie 3,9 Prozent pro Jahr hinter sich. Es scheint, als gehöre Langeweile zur geheimen Zutat des Anlageerfolges.

Hier lesen Sie Teil 1 von „Fonds gegen Fonds“ mit Fokus auf den Mischfonds Value Intelligence ESG: Lizenz zum Vermögenserhalt.


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