ELTIF-Markt wächst rasant: Rekordzahl neuer Fonds
Der europäische ELTIF-Markt ist 2025 so dynamisch wie nie zuvor. Laut einer aktuellen Studie von Scope wurden allein in den ersten drei Quartalen mindestens 82 neue ELTIFs aufgelegt – deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2024 mit 55 Produkten. Luxemburg bleibt mit 44 neuen Fonds das wichtigste Domizil, gefolgt von Frankreich (24) und Irland (10). Auch Deutschland, Italien, Spanien und erstmals die Niederlande haben je einen ELTIF lanciert.06.11.2025 | 07:00 Uhr
Der Großteil der neuen Produkte entfällt auf Private Debt (36 Fonds), gefolgt von Private Equity (16) und Infrastruktur (13). Auffällig ist zudem der Trend zu Evergreen-Strukturen, die inzwischen mindestens 35 Produkte ausmachen.
Umfrage unter Marktakteuren: Moderates, aber robustes Wachstum erwartet
Scope befragte Anfang Oktober rund 30 Marktteilnehmer – darunter Fondsgesellschaften, Aufsichtsbehörden und Verbände. Nach Angaben der Studie rechnen 55 Prozent der Befragten damit, dass bis 2027 200 bis 300 ELTIFs im Markt sein werden. Rund jeder Fünfte glaubt sogar an mehr als 400 Fonds.
Noch optimistischer sind die Erwartungen für das verwaltete Vermögen: 29 Prozent erwarten ein Wachstum von mindestens 50 Prozent, 39 Prozent gehen von einer Verdopplung aus, und jeder Fünfte rechnet mit einem Zuwachs von über 150 Prozent.
Verschiebung bei Kapitalströmen: Private Debt vor Private Equity
Während im Frühjahr viele Experten Private Equity als wichtigste Anlageklasse sahen, zeigt die neue Umfrage ein anderes Bild: Private Debt und Infrastruktur dürften 2025 die meiste Nachfrage auf sich ziehen. Nur ein Drittel der Befragten rechnet weiterhin mit hohen Zuflüssen in Private Equity.
Neue Zielgruppen – und digitale Plattformen auf dem Vormarsch
ELTIFs richten sich zunehmend an ein breites Publikum: Semi-professionelle Anleger und Privatanleger gelten als wichtigste Zielgruppen. Auffällig ist der starke Bedeutungszuwachs von vermögenden Privatanlegern, deren Rolle deutlich größer eingeschätzt wird als noch zu Jahresbeginn.
Beim Vertrieb zeigt sich ein klarer Trend
Online-Plattformen wie Trade Republic oder Scalable Capital werden von 40 Prozent der Befragten als zentrale Vertriebskanäle gesehen – vor Vermögensverwaltern (23 %) und Privatbanken (23 %).
Risiken: Vertriebshürden schlagen politische Unsicherheiten
Als größtes Risiko sehen die Befragten Vertriebsbarrieren – vor allem fehlende Beratung und die hohe Komplexität der Produkte. Mehr als 60 Prozent stufen dies als größte Gefahr ein.
Weitere Risikofelder sind nach Einschätzung der Marktteilnehmer: enttäuschte Renditeerwartungen, Reputationsrisiken, sowie – mit deutlichem Abstand – politische Unsicherheiten.
Im Vergleich zum Jahresbeginn ist bemerkenswert, dass geopolitische Risiken zurückgestuft wurden. Laut Scope hängt das unter anderem damit zusammen, dass sich das regulatorische Umfeld durch die neuen technischen Standards stabilisiert habe.
Bildung und steuerliche Anreize gelten als Schlüssel zum Erfolg
Einig sind sich die Befragten beim Thema Finanzbildung: 80 Prozent halten sie für „absolut essenziell“, um die Nachfrage nach ELTIFs zu steigern.
Auch steuerliche Anreize spielen eine wichtige Rolle. Rund 90 Prozent der Befragten sehen nationale Fördermodelle als sehr wirksam bis transformativ. Besonders häufig genannt werden: das französische Modell mit ELTIFs in Versicherungsmänteln, sowie das italienische PIR-System, das beim langfristigen Halten steuerliche Vorteile bietet.
ELTIF 2.0: Regulatorische Reform wirkt als Wachstumstreiber
Die jüngste Reform des ELTIF-Regelwerks – bekannt als ELTIF 2.0 – gilt unter den Befragten als klarer Erfolgsfaktor. Mehr als die Hälfte erwartet eine signifikant höhere Nachfrage, weitere 37 Prozent rechnen mit moderatem Wachstum.
Auch die neuen technischen Regulierungsstandards werden deutlich besser bewertet als noch im Frühjahr: 64 Prozent bezeichnen sie als gut oder exzellent. (jk)