Rallye bei US-Bonds geht weiter

Seit einem Monat fallen die Renditen der US-Staatsanleihen, die Kurse steigen, weil Investoren sich um die US-Konjunktur sorgen. Dagegen haben Junk-Bonds mit steigenden Renditen und der Korrelation zum Ölmarkt zu kämpfen.

07.12.2018 | 13:56 Uhr von «Thomas Gräf»

Am Freitag notiert die synthetische 10-Year-US-Treasury mit 2,89 Prozent. Das ist die niedrigsten Rendite seit Anfang September. Mit der zunehmenden Unsicherheit am Aktienmarkt steuern Investoren offensichtlich wieder den sicheren Hafen der Staatsanleihen an. Dabei scheint die Nachfrage nach kürzer laufenden Titeln momentan höher als nach Langläufern: Der Spread zwischen den zweijährigen und den zehnjährigen US-Treasuries hat sich von Mittwoch auf Donnerstag um 0,6 Basispunkte erhöht. Damit setzt sich scheinbar der Trend einer inversen Zinskurve fort, der in den Tagen zuvor schon die Sorgen um eine Rezession in den USA angeheizt hatte.

Zur Zeit sind sich die Marktteilnehmer nicht sicher, wohin die Fed mit ihrer Geldpolitik steuert: Nachdem ursprünglich für dieses Jahr ein weiterer und für nächstes Jahr wohl drei Zinserhöhungen geplant waren, glauben jetzt nur noch zwei Drittel der Bond-Investoren, dass es in diesem Jahr noch zu einer Zinserhöhung kommt; im September waren es noch 80 Prozent. Das lässt sich ablesen an den Fed Fund Futures, in die zukünftige Zinserhöhungen eingepreist werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed im nächsten Jahr nur noch einmal die Zinsen erhöht, wird derzeit bei 36 Prozent gesehen und dass die Zinsen unverändert bleiben, bei 30 Prozent. Die Chance, dass es zu den geplanten drei Erhöhungen kommt, wird bei nur vier Prozent gesehen.

Ölpreis lässt Junk-Renditen steigen

Eine zentrale Rolle für die Marktrenditen spielt momentan auch der Ölpreis: Er hat am Donnerstag auf 51 US$ nachgegeben, weil die OPEC auf ihrer Sitzung eine Produktionskürzung in weitere Ferne verschoben hatte. Dadurch bleibt die Menge des Öls am Markt weiter hoch, der Preis weiter niedrig – und damit sinkt auch die Inflationsrate.

Ein anderes Segment des Bond-Marktes reagiert ebenfalls sensibel auf den Ölpreis: Den Hochzinsanleihen wird eine hohe Korrelation zum Ölmarkt unterstellt, weil rund 15 Prozent der High-Yield-Bonds von Unternehmen aus dem Energiesektor stammen. Und für die bedeutet ein sinkender Ölpreis sinkende Einnahmen und damit steigende Probleme, ihre Schulden zu zahlen. Zwar hat das schwarze Gold am Freitag um satte vier Prozent zugelegt, gemessen am bisherigen Jahreshöchststand von über 76 US$ pro Barrel liegen die momentan erzielten 53 US$ jedoch unter den Produktionskosten vieler Erzeuger.

Während also die Nachfrage nach sicheren Staatsanleihen boomt und dort die Renditen fallen, steigen sie bei den hochverzinsten Corporate Bonds mit Ratings unterhalb des Investment Grades: 429 Basispunkte Aufschlag müssen Junk-Bonds derzeit zu den Treasuries zahlen, der höchste Abstand seit Dezember 2016. Im November ist der wichtigste ETF auf Hochzinsanleihen, der SPDR Bloomberg Barclays High Yield Bond ETF (mit dem passenden Tickersymbol JNK) um sechs Prozent gefallen, während der iShares 7-10 Year Treasury Bond ETF im November rund zwei Prozent zulegen konnte.

Diesen Beitrag teilen: