Künstliche Intelligenz: Anlagechance mit Substanz

Künstliche Intelligenz (KI) ist längst keine Zukunftsvision mehr – sie ist Realität und verändert bereits heute ganze Branchen. Doch ist die aktuelle Euphorie gerechtfertigt, oder droht eine Blase wie zur Zeit des Dotcom-Booms?

11.09.2025 | 10:00 Uhr von «Omar Moufti und Ladi Williams»

Für Omar Moufti, iShares Head of The­matics Product Strategy bei Black­Rock, ist die Antwort klar: KI ist keine Spekulationsblase, sondern ein tiefgreifender technologischer Wandel – vergleichbar mit der industriellen Revolution. Sie birgt enormes Potenzial, Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig zu transformieren. Die Nachfrage nach KI-Anwendungen und der zugrunde liegenden Infrastruktur ist ungebrochen und wächst stetig – ein deut­liches Zeichen für einen langfristigen strukturellen Wandel.

BlackRock unterscheidet bei der Entwicklung von KI drei Phasen. In der aktuellen Aufbauphase fließen erhebliche Investitionen in Rechenzentren, KI-Modelle und die dafür notwendige Energieversorgung. Die zweite Phase, die Anwendung, beginnt gerade: Unternehmen integrieren KI zunehmend in alltägliche Prozesse, von virtuellen Assistenten bis hin zu autonomen Fahrzeugen. Die dritte Phase, die Transformation, wird Geschäftsmodelle grundlegend verändern. Wann und in welchem Ausmaß dies geschieht, ist noch offen – doch die Richtung ist eindeutig.

Der neue „KI-Tech-Stack“

Um Anlegern Orientierung zu geben, hat Tony Kim aus dem Fundamental-Equity-Technology-Team bei BlackRock das sogenannte KI-Stack-Modell entwickelt. Es beschreibt die verschiedenen Ebenen, auf denen KI-Investitionen möglich sind. Die Basis bildet die Infrastruktur – Hardware, Cloud-Dienste und Chips, die KI überhaupt erst ermöglichen.

Darauf folgt die Intelligenzebene, auf der KI-Modelle durch die Einspeisung großer Datenmengen aufgebaut werden. Die oberste Schicht betrifft die Anwendung, wenn nämlich KI in konkrete Produkte und Dienstleistungen wie Automatisierungstools oder Chatbots einfließt. Das KI-Stack-Modell hilft Investoren, gezielt in die unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen der KI zu investieren.

Eine neue Ära der „Intelligenzrevolution“

Im Unterschied zu früheren technologischen Umbrüchen hat KI das Potenzial, menschliche Intelligenz nicht nur nachzuahmen, sondern gezielt zu erweitern. Das BlackRock Investment Institute (BII) ist überzeugt, dass KI die Wirtschaft transformieren, wissenschaftliche Durchbrüche beschleunigen und neue Branchen hervorbringen kann.

Wir rechnen mit stark steigenden Investitionen in KI-Rechenzentren und einer langfristigen Entwicklung, die Märkte grundlegend verändern dürfte. Aktuell liegt der Fokus auf dem Ausbau der Cloud-Infrastruktur. Massive Investitionen in Hardware treiben die Nachfrage in verwandten Industriezweigen an. Der Ausbau der KI-Infrastruktur könnte eines der größten Projekte der Geschichte werden. Gleichzeitig steigt der Energiebedarf – nicht nur durch KI, sondern auch durch E-Mobilität und die Rückverlagerung von Produktionsschritten. Diese ­Entwicklung trifft auf ein Stromnetz, das nicht auf schnellen Ausbau ausgelegt ist. Die jüngste Klarstellung der US-Energiepolitik könnte ein Impuls für die Erschließung von Wertpotenzial bei in großem Maßstab genutzten erneuerbaren Energien sein.

Aufgrund der steigenden Stromnachfrage könnte mit so hohen Investitionen in die Stromerzeugung, in erneuerbare Energien und Batteriespeicher sowie längerfristig auch in Erdgas- und Kernkraftwerke zu rechnen sein wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Wir erwarten außerdem, dass KI zunehmend in Unternehmen, Verbraucher-Apps und Robotik integriert wird – mit neuen Anlagemöglichkeiten im gesamten KI-Ökosystem.

KI ist gekommen, um zu bleiben

Auch der Indexanbieter STOXX hat sich des Themas angenommen. Ladi Williams, Head of Thematics & Strategy, Index Product Management bei STOXX, erklärt, dass der Indexanbieter ein transparentes, regelbasiertes Regelwerk zur Entwicklung thematischer Indizes nutzt. Unternehmen werden nicht nur nach ihrem Umsatz­anteil aus KI bewertet, sondern auch nach ihrer Innovationskraft – gemessen etwa an der Qualität ihrer Patente. So entstehen dynamische Indizes, die regelmäßig angepasst werden, um technologische Entwicklungen frühzeitig abzubilden.

Für Anleger bedeutet das: Wer über die bekannten Techgiganten hinausblickt, könnte von bislang ungenutzten Potenzialen profitieren. Dabei können börsengehandelte Fonds (ETFs) Zugang zu Anlagechancen entlang der gesamten KI-Wertschöpfungskette bieten.

Die KI-Revolution eröffnet Chancen in vielen Bereichen – vorausgesetzt, man verfolgt eine durchdachte Allokationsstrategie. Denn eines ist sicher: Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben – und sie wird die Investmentwelt nachhaltig prägen.

Das KI-Stack-Modell

Das KI-Stack-Modell beschreibt die Ebenen, auf denen KI-Investitionen möglich sind. Die Basis bildet die Infrastruktur, die für KI erforderlich ist. Darauf folgt die Intelligenzebene, auf der KI-Modelle aufgebaut werden. Die dritte Schicht betrifft Anwendungen in konkreten Produkten und Dienstleistungen.

Quelle: BlackRock,Themenausblick, März 2025

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