„Facebook könnte zerschlagen werden“

Die Münchner Fondsboutique Eyb & Wallwitz widmet sich mit dem Phaidros Schumpeter Aktien Fonds ­Unternehmen, die das Zeug zum Disruptor haben. Wir sprachen mit dem Fondsmanager Ernst Konrad darüber, ob die neuen Mächtigen des Internets stärker reguliert oder sogar zerschlagen werden müssen.

25.01.2021 | 12:50 Uhr von «Jörn Kränicke»

TFR: Herr Konrad, Plattformen wie Google, Facebook & Co stehen in der Kritik. So mancher fordert mehr Regulierung oder gar die Zerschlagung. Was würde das für Anleger bedeuten?


Ernst Konrad: Durch den Regierungswechsel wird man etwas genauer hinschauen und eher regulieren. Facebook ist am stärksten im Fokus. Sie haben durch einige Datenskandale nicht den besten Ruf in der Öffentlichkeit. Derzeit laufen Klagen der US-Verbraucherschutzbehörde FTC sowie von 48 Generalstaatsanwälten, die auf eine Zerschlagung des Konzerns dringen. Bei den Übernahmen von Whatsapp und Instagram soll der Konzern die Konkurrenz systematisch neutralisiert haben und verdanke seine Stellung einzig und allein diesen Zukäufen. Eine Zerschlagung von Facebook könnte aber für Anleger sogar positive Auswirkungen haben.

Warum?

In Einzelteilen sind die Unternehmen höchstwahrscheinlich mehr wert als in der Summe, zudem bieten sich Anlegern nun mehr Diversifikationsmöglichkeiten. Zusätzlich würde mit einer Zerschlagung das Risiko entschärft, dass die Regulatorik bei Facebook aktiv wird, was weitere Unsicherheiten für Anleger ausräumt. Das bedeutet natürlich nicht, dass alle drei Unternehmen gut performen werden. Es wird aber auch andere Unternehmen wie Amazon oder Alphabet betreffen, die wohl in Zukunft stärker reguliert werden.

Wenn der Gegenwind zunimmt, können dann die großen US-Techfirmen immer noch so viel Geld verdienen wie bisher?

Sie werden weiterhin viel Geld verdienen. Es fehlt an Konkurrenz. Die Frage ist, ob sie weiterhin so stark wachsen und Marktanteile ausbauen können. Man muss aber die Regulierung von den steuerlichen Aspekten trennen. Es ist einfach schwierig, internationale Konzerne zu besteuern. Sie können mit Leichtigkeit Unterschiede in den einzelnen Steuersystemen ausnutzen. Und was mich gerade in der Diskussion in Europa stört, es gehören ja immer zwei dazu. Wenn man den Unternehmen in Luxemburg oder Irland ein sehr günstiges Steuerregime anbietet, dann nutzen die Unternehmen dies auch. Da bräuchte man in der EU oder noch besser global ein einheitliches Vorgehen, eventuell mit Mindeststeuersätzen. Aber ob dies jemals kommt, daran zweifle ich.

Nicht nur in den USA droht den großen Techfirmen Unheil. Die ersten Fonds­manager meiden nun chinesische Aktien aus Angst vor Verstaatlichung von Unternehmen. Haben Sie auch Angst davor?

China ist bestrebt, die digitalen Champions, die man kennt, wie Alibaba, Baidu, Tencent oder JD.com, zu erhalten. Ich glaube nicht daran, dass Alibaba verstaatlicht wird. Solange das Unternehmen lediglich als Onlinehändler und Zahlungsabwickler unterwegs war, gab es keine Probleme. Die Ursache dafür, dass die chinesische Regierung ein Auge auf Alibaba geworfen hat, ist in erster Linie die Positionierung von Ant Financial. Jack Ma hat da einen großen Fehler gemacht, indem er in Konkurrenz zu den großen staatlichen Banken beim Einlagengeschäft getreten ist. Einlagen sind bekanntlich die günstigste Finanzierungsmöglichkeit für Banken. Zudem hat Ma dies auch medial ausgeschlachtet. Das lässt sich der chinesische Staatssektor nicht gern gefallen. Außerdem hat er lautstark die chinesischen Regulierungsbehörden kritisiert. Das Problem hat sich aber mittlerweile durch seinen ersten öffentlichen Auftritt (per Video) etwas entschärft, in dem er sich „geläutert“ gibt und die Ausweitung seines karitativen Engagements ankündigt.

Also bleiben auch chinesische Technologiewerte aussichtsreich?

Sicherlich. Es gibt einfach weltweit einen säkularen Trend zur Digitalisierung, und der Trend ist unumkehrbar. Durch die Pandemie gab es einen zyklischen Rückenwind. Viele Prozesse haben sich beschleunigt. Es könnte aber erst einmal ein Plateau erreicht worden sein, und in den kommenden Jahren verläuft der Umbruch etwas langsamer. Klassische Bereiche werden nicht von heute auf morgen verschwinden. Eine Rückkehr zum Status quo von vor der Pandemie wird nicht stattfinden. Es gibt nur eine Pause.

Haben Sie aufgrund der Pandemie größere Anpassungen vorgenommen?

Wir haben nur marginal an den Stellschrauben gedreht, da wir schon im Vorfeld auf Digitalisierung, E-Commerce und Cloud-Dienste gesetzt haben. Davon konnten wir 2020 enorm profitieren. Der Fonds hat rund 25 Prozent zugelegt.

Ist das auch in diesem Jahr möglich?

Höchstwahrscheinlich nicht. Insgesamt dürfte der Techsektor nicht noch einmal so eine starke Outperformance liefern. Wir glauben aber, dass dies strukturelle Gewinner sind, man ist damit auf der sichereren Seite. Zumal wir erwarten, dass die Konjunkturerholung nicht ganz so schnell kommt, wie manche erwarten. Wir gehen eher vom zweiten Halbjahr 2022 aus. Daher ist Wachstum weiterhin ein eher rares Gut. Wer jetzt auf sehr starke Gewinnsteigerungen in den zyklischen Sektoren setzt, könnte auf dem falschen Fuß erwischt werden. Da ist Vorsicht angesagt, und man muss nicht mit Hurra reingehen. Unsere Portfolios sind weniger auf einen Konjunkturaufschwung ausgerichtet. Daher gehen wir davon aus, dass der Schumpeter-Fonds zumindest ein hohes einstelliges Ergebnis liefern kann.

Zur Person:

Ernst Konrad ist seit 2009 Gesellschafter und Geschäftsführer bei Eyb & Wallwitz. Zudem ist er für die Asset Allocation verantwortlich und managt den Phaidros Schumpeter Aktien.

Fondsdaten

Anteilsklasse: A
ISIN / WKN: LU1877914132 / A2N5FS
Fondskategorie: Aktien weltweit inkl. Emerging Markets
Auflagedatum: 21.12.18
Verwaltung: IPConcept (Luxemburg) S.A.
Depotbank: DZ PRIVATBANK S.A.
Fondsmanager: Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH
Fondsvermögen: 169.13 Millionwn Euro
Mindestanlage: 100 EUR
Ertragsverwendung: Thesaurierend
Ausgabeaufschlag: Max. 4,00%
Rücknahmegebühr: 0,00%
Laufende Kosten/TER (Stand: 31.03.2020): 1,99%
zzgl. erfolgsbezogene Vergütung: 10,00% des Netto-Vermögenszuwachses über 4% (Hurdle rate) mit High Water Mark
Performance seit Auflage 61,3 %
Perf. 1 Jahr 22,6 %
Volatilität 1 Jahr 16.9 %
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