Zollhammer schockt die Schweiz

Ausgerechnet am Nationalfeiertag eskaliert der Zollstreit zwischen den USA und der Schweiz. Nachdem die Verhandlungen der beiden Länder über eine Zollbefreiung gescheitert sind, hat US-Präsident Donald Trump per Dekret neue Strafzölle in Höhe von 39 Prozent auf Schweizer Waren verhängt – so hoch wie für kaum einen anderen westlichen Handelspartner.

01.08.2025 | 10:45 Uhr

Die neuen Abgaben treten laut US-Regierung zum 7. August 2025 in Kraft und bedeuten für viele Schweizer Unternehmen eine erhebliche Belastung, insbesondere für die Uhren- und Maschinenindustrie sowie Autozulieferer. Trump begründet die hohen Zölle mit dem angeblich bestehenden Handelsungleichgewicht. Andere Länder wie die Europäische Union oder das Vereinigte Königreich konnten sich rechtzeitig auf einen „Deal“ mit deutlich niedrigeren Zöllen einigen – für die EU liegen die neuen US-Zölle bei lediglich 15 Prozent.

Für die Schweizer Regierung und Exportwirtschaft kommt der US-Zollhammer zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt. Noch wenige Wochen zuvor hatte Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter nach Verhandlungen in Washington auf eine Lösung gehofft. Doch trotz mehrerer Treffen mit US-Finanzminister Scott Bessent und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer kam es zu keiner finalen Einigung. Die zuletzt geplante Absichtserklärung, die einen Zollsatz von 10 Prozent vorgesehen hätte, blieb unerreicht.

Wirtschaftsvertreter bezeichnen die US-Strafzölle als „historischen Rückschritt“ und warnen vor Wettbewerbsnachteilen im globalen Marktumfeld. Der Wirtschaftsverband Economiesuisse sprach von ungerechtfertigten Zöllen, die "eine sehr ernsthafte Belastung für die Schweizer Wirtschaft" seien. Die Schweiz sei der sechstwichtigste ausländische Investor in den USA. Schweizer Firmen hätten dort rund 400.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Die USA sind für Schweizer Firmen mit Abstand der größte Absatzmarkt. Die Exporte machten im vergangenen Jahr 65,3 Milliarden Franken (70,2 Milliarden Euro) aus, knapp 17 Prozent der Gesamtausfuhren. Danach folgt Deutschland mit 45,2 Milliarden Franken.

Experten gehen davon aus, dass die Folgen bereits in den kommenden Monaten gravierend sein könnten: Tausende Arbeitsplätze in traditionellen Schweizer Exportbranchen sind bedroht, die Wettbewerbsfähigkeit zahlreicher Unternehmen steht auf dem Prüfstand. Auch der Franken zeigte sich in den ersten Handelsstunden nach Bekanntwerden der Zölle deutlich schwächer. (pg/dpa)

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