Zeit zu glänzen: Profitiert der Bergbausektor von der Silber-Rally?
Nach Jahren, in denen Gold den Takt vorgab, rückt Silber nun zunehmend in den Fokus institutioneller und privater Anleger. Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass der Silberpreis demnächst deutlich zulegen könnte – und dass Minenaktien davon überproportional profitieren könnten.14.08.2025 | 06:15 Uhr
Seit Monaten bewegt sich der Goldpreis auf Rekordniveau. Jetzt nehmen Investoren ein weiteres Edelmetall immer mehr wahr: Silber folgt in der Regel mit einer etwas höheren Volatilität der Entwicklung von Gold. In der Endphase einer Edelmetallhausse entwickelt der Silberpreis sogar oft besser als Gold. Das hat auch damit zu tun, dass Silber sowohl ein Edel- als auch ein Industriemetall ist. Diese Doppelrolle sorgt aktuell für außergewöhnlich starke Fundamentaldaten. Als Edelmetall wird Silber ähnlich wie Gold wahrgenommen, einschließlich seiner Rolle als Wertaufbewahrungsmittel und als Absicherung gegen Inflation, Währungsabwertung und geopolitische Unsicherheit. Vor allem auf der Industrieseite steigt die Nachfrage derzeit rasant. 2024 entfielen bereits 58 Prozent des weltweiten Silber-Verbrauchs auf Anwendungen wie Photovoltaik, Elektronik und zunehmend auch KI-Technologien. Besonders die Solarbranche entwickelt sich zum größten Einzeltreiber. Prognosen zufolge könnte allein die Photovoltaik bis 2030 fast 30 Prozent des jährlichen Silberangebots beanspruchen – ein massiver Anstieg gegenüber 23 Prozent im Jahr 2024.
Quelle: Bloomberg. Stand: 11. Juli 2025
Gleichzeitig kehrt die Investitionsnachfrage, die in den vergangenen vier Jahren leicht rückläufig war, zurück. Börsengehandelte Silberfonds verzeichneten in der ersten Jahreshälfte 2025 Zuflüsse von 95 Millionen Euro. Die Bestände nähern sich wieder den Rekordständen von 2021 an.
Angebotsdefizit verschärft sich
Das gestiegene Interesse vor allem institutioneller Anleger hat nicht zuletzt fundamentale Gründe. Vor allem die angespannte Angebotsseite spricht für weitere Preissteigerungen bei Silber. Denn 2025 ist bereits das fünfte Jahr in Folge mit einem strukturellen Defizit auf dem Silbermarkt. Hintergrund: Während der Bedarf in der Industrie zuletzt stark anstieg, wurde kaum mehr Silber gefördert als in den Jahren bis 2021. Erst langsam kommt die Branche in Schwung. Die Projektpipeline ist dünn.
Der Großteil des Metalls fällt als Nebenprodukt bei der Förderung anderer Rohstoffe an. Nur rund 30 Prozent stammen aus primären Silberminen, deren Kapazitäten in den vergangenen Jahren nicht ausgebaut wurden. Die Industrie greift deshalb zunehmend auf Lagerbestände zurück, die an wichtigen Handelsplätzen wie der COMEX, der LBMA und der Shanghai Futures Exchange gehandelt werden. Seit 2021 sind diese Reserven um fast 678 Millionen Unzen geschrumpft.
Warum Minenaktien jetzt besonders profitieren
Für Silberproduzenten ergibt sich aus dieser Marktlage eine attraktive Hebelwirkung: Steigende Preise erhöhen die Margen direkt, während die Kosten zuletzt gesunken sind. 2024 lagen die Cash-Kosten 13 Prozent und die nachhaltigen Gesamtkosten („AISC“) 15 Prozent unter den Kosten im Vorjahr. Hinzu kommen eine geringe Absicherungsquote auf Mehrjahrestief, steigende Streaming- und Royalty-Verträge sowie ein deutlicher Anstieg der M&A-Aktivitäten, die die Kurse von Minengesellschaften mit nennenswerter Förderung von Silber weiter antreiben. Milliardenschwere Transaktionen, wie etwa die Übernahme von SilverCrest Metals durch Coeur Mining oder die Übernahme von Gatos Silver durch First Majestic Silver, zeigen, dass die Branche wieder in Bewegung geraten ist. Die führenden Minenkonzerne setzen verstärkt darauf, sich durch Zukäufe weiter zu vergrößern und damit neue Synergien heben zu können.
Implikationen für Silberminen-Fonds
Fonds, die wie der Bakersteel Precious Matels Fund neben Gold- auch auf Silberminen spezialisiert sind, bietet diese Gemengelage gleich mehrere Chancen: Erstens profitieren sie von der direkten Kurshebelwirkung steigender Silberpreise auf die Gewinnmargen der Produzenten. Zweitens schafft die aktuelle Unterbewertung vieler Bergbauwerte – trotz jüngster Kursgewinne – Raum für eine substanzielle Neubewertung. Und drittens verstärkt das wiedererwachende Anlegerinteresse in einem Umfeld potenziell sinkender Zinsen die Kapitalzuflüsse in den Sektor.
Fazit: Silber steht vor einem möglichen weiteren Preisschub, getrieben von einer einzigartigen Kombination aus strukturellem Angebotsdefizit, wachsender Industrienachfrage und wiederkehrender Investitionsdynamik. Für Silberminenaktien – und die Fonds, die sie halten – könnte dies den Beginn einer Phase überdurchschnittlicher Renditen markieren. Wer von diesem Zyklus profitieren will, sollte den Sektor jetzt genauer im Blick behalten.
Kommende Woche lesen Sie hier, warum die Nachfrage nach Platin steigt. Und wie Bergbauunternehmen davon profitieren.