Vier Top-Fonds, drei Strategien

Gestern hui und heute pfui. Das gilt für viele Fonds. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. e-fundresearch stellt vier Fonds vor, die über drei Jahre vorne liegen auch und im laufenden Jahr zu den Spitzenfonds zählen.

27.08.2002 | 13:54 Uhr

Ganz vorn in der diesjährigen Hitliste der Aktienfonds Deutschland liegt der DWS Select-Invest. Zwar liegt der Fonds mit zwölf Prozent im Minus. Der Dax 30, an dem sich der Fonds misst, hat jedoch mehr als das Doppelte verloren. Und auch in der drei-Jahresbilanz zählt der DWS-Fonds zu den Spitzenreitern.

DWS Select-Invest: Erfolgreiches Stockpicking

"Der Fonds kann extreme Positionen zur Benchmark einnehmen. Hier gibt es keine generellen Vorgaben", erläutert Fondsmanager Henning Gebhardt. Beispiel Deutsche Telekom: Im Dax hat der Wert derzeit einen Anteil von sieben Prozent. "Wir sind hier stark untergewichtet", sagt Gebhardt. Damit steigt auch das Risiko. "In der Vergangenheit ist der Fonds aber gut gelaufen", beruhigt der Fondsmanager. Neben Standardwerten kann er außerdem zu 30 Prozent in Nebenwerte investieren. Vorteil: Diese liefen in den vergangenen zwei Jahren besser als Standardwerte.

Deka Deutsche Aktien DS: Maximal drei Prozent Verlust

Noch erfolgreicher als der DWS-Fonds ist der Deka Deutsche Aktien DS. Allerdings mit einem ganz anderen Konzept. Anleger sollen hier an der positiven Wertentwicklung des Dax teilhaben, aber auch vor Verlusten bewahrt werden. "Der Fonds darf auf Kalenderjahresbasis nicht mehr als drei Prozent verlieren", erklärt Fondsmanagerin Yuxia Chen-Fietkau. Unterjährig darf die Quote geringer sein, aber nicht weit vom Zielwert abweichen. Anleger können in den Fonds allerdings nur zum Jahresanfang einsteigen.

Das drei-Prozent-Ziel immer im Blick

Das DS im Fondsnamem steht für "dynamische Sicherungsstrategie". Der Fonds ist daher immer so investiert, dass das drei-Prozent-Ziel erreichbar bleibt. "Wenn die Aktienkurse steigen und der Puffer zur Wertuntergrenze genügend groß wird, kann die Aktienquote erhöht werden", erläutert die Fondsmanagerin.

Fondsmanagerin mit eiserner Disziplin

Seit zwei Jahren ist aber eine andere Strategie gefragt, denn die Aktienkurse fallen. Dann wird der Puffer zur Wertuntergrenze kleiner und die Aktienquote muss verringert werden. Beispiel 2002: im Januar war der Deka-Fonds zu 29 Prozent in Aktien investiert, Ende Februar nur noch zu acht Prozent. Der Rest des Portfolios dient zur Absicherung und steckt in Dax-Futures, Rentenpapieren und Liquidität. Aktuell liegt die Aktienquote bei fünf Prozent. "Wir müssen uns hier in eiserner Disziplin üben", sagt Yuxia Chen-Fietkau.

Nachteil in Boomjahren

Der Fonds wird jeden Tag überwacht. Die Wirtschaftsmathematikerin Chen-Fietkau kann so jederzeit reagieren. Gleichwohl ist ein außergewöhnlicher Tag wie der 11. September 2001 auch für sie schwierig zu bewältigen. Aber sie hatte Glück: "An diesem Tag lag unsere Aktienquote unter fünf Prozent, so dass uns die Kursverluste kaum getroffen haben", sagt die Fondsmanagerin. Der Nachteil des Fonds: "In Boomjahren wie 1998 gibt es keine volle Partizipation am Dax", räumt Yuxia Chen-Fietkau ein.

Warburg-Dax-Trend: Konzept baut auf Trends

Auf Platz eins bei den Aktienfonds Deutschland liegt der Warburg-Dax-Trend. Das Erfolgsgeheimnis hier: Trendfolge. Fondsberater Martin Weinrauter geht technisch vor, schaut also auf die Kurse und deren Veränderung. "Unsere Analyse geht aber über die klassische Chartechnik hinaus", sagt der Fondsberater von der Vermögensverwaltung Grohmann und Weinrauter

Aktienquote bei 60 Prozent

Investiert ist der Fonds ausschließlich im Dax, bei der Absicherung setzt der Fondsberater nur auf Dax-Futures. Aktuell ist der Fonds zu 60 Prozent in Aktien investiert. Die Quote kann zwischen null und 100 Prozent variieren. Weinrauter verkauft bei fallenden Dax-Kursen. Fällt der Dax weiter, wird mehr verkauft. "Wir sind Trendfolger", so die lapidare  Erklärung des Fondsberaters. 

Risiko geringer als der Markt

In Aufwärtsphasen nimmt der Fonds zu 85 bis 95 Prozent am Dax-Aufschwung teil. In Abwärtsphasen strebt Martin Weinrauter eine Verlustbegrenzung von 50 Prozent an. Vorteil dieses Konzepts: "Das Risiko ist um ein Drittel niedriger als am Markt", sagt Martin Weinrauter. Nachteil: Bei einer Seitwärtsbewegung der Börse macht der Fonds Sicherungsverluste. Langfristig hat der Fonds den Dax jedoch outperformed.

Trendconcept-Universal Europa: Aktiequote hoch gefahren

Ganz ähnlich wie der Warburg-Fonds investiert auch der Trendconcept-Universal Europa. Und ebenso erfolgreich. Fondsberater Joachim Hegny von der Wiesbadener Vermögensverwaltung Trendconcept arbeitet mit einem computergestützten Trendfolgemodell. Signalisiert das Modell einen Aufwärtstrend wird die Aktienquote aufgestockt, andernfalls wird die Quote herunter gefahren. Der Fonds investiert in die Aktien des EuroStoxx 50, die Absicherung erfolgt über Future-Kontrakte. In der Abwärtsbewegung der vergangenen Wochen hat Joachim Hegny die Aktienquote auf Null gefahren. Aktuell ist der Fonds wieder zu 50 Prozent in den EuroStoxx 50 investiert. "Der übergeordnete Trend ist negativ", sagt er.

Kleiner Nachteil der vier Fonds: sie sind nur in Deutschland zum Vertrieb zugelassen.

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