Sylwia Szczepek, DWS Türkei: "Die Türkei ist ein volatiler Markt"

Nach wochenlangem Tauziehen erhöht die EU den Druck auf die Türkei. Die Beitrittsverhandlungen werden in Teilbereichen so lange ausgesetzt, bis das Land beim Zypern-Problem einlenkt. Zu den Folgen befragten wir Sylwia Szczepek, Fondsmanagerin des DWS Türkei (WKN A0D PW3).

19.12.2006 | 12:22 Uhr

"Wichtig ist, dass die Verhandlungen weitergehen"

FundResearch: Frau Szczepek, werten Sie die EU-Beschlüsse als Sieg oder Niederlage für die Türkei?

Sylwia Szczepek: Ein Abbruch der Verhandlungen wäre natürlich der schlimmste Fall gewesen. Mit dem getroffenen Kompromiss können alle leben. Die Börse zumindest hat leicht positiv auf die Nachricht reagiert.

FundResearch: Sind die Chancen für einen EU-Beitritt der Türkei denn gestiegen?

Szczepek: Das kann ich nicht beantworten. Der EU-Beitritt ist ein sehr langwieriger Prozess, dessen Ende noch völlig offen ist. Wichtig ist aber, dass die Verhandlungen weitergehen.

"Es ist für die türkische Regierung eine sehr schwierige Situation"

FundResearch: Weshalb?

Szczepek: Dank der Verhandlungen sind eine ganze Reihe von wirtschaftlichen und politischen Reformen begonnen worden, die ohne die Beitrittsfantasie und den Druck aus Brüssel gar nicht durchsetzbar gewesen wären. Dies kommt der Türkei insgesamt und der Börse in Istanbul im Besonderen zugute.

FundResearch: Heißt das, der Weg zum Beitritt ist wichtiger als der Beitritt selbst?

Szczepek: So kann man es sehen. Klar ist, dass es auf diesem Weg immer wieder zu Rückschlägen wie zuletzt kommen kann.

FundResearch: In den vergangenen Monaten schien die Regierung von Ministerpräsident Erdogan gegenüber der EU eine harte Haltung eingenommen zu haben. Wo sehen Sie die Ursachen dafür?

Szczepek: Es ist für die Regierung Erdogan politisch eine sehr schwierige Situation. Im kommenden Jahr sind Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Bis dahin wird Ankara sehr vorsichtig agieren, um die Opposition nicht zu stärken. Nach den Wahlen dürfte sich das ändern, da bin ich optimistisch.

"Uns ist das Bewährte lieber"

FundResearch: Welche Faktoren werden den türkischen Aktienmarkt 2007 bestimmen?

Szczepek: Neben wirtschaftlichen Entwicklungen fällt auch der Politik im kommenden Börsenjahr eine wichtige Rolle zu. Ich rechne angesichts der Wahlen mit einem sehr volatilen Markt.

FundResearch: Setzen Sie auf die jetzige Regierung oder auf einen Machtwechsel?

Szczepek: Wie allen Investoren ist uns das Bewährte lieber. Und Premier Erdogan betreibt trotz aller Befürchtungen bei seiner Amtsübernahme durchaus eine investorenfreundliche Politik.

"Ich bin sehr optimistisch für 2007"

FundResearch: Wirtschaftlich sieht es nicht mehr so rosig aus?

Szczepek: Das Wachstum hat sich zwar etwas verlangsamt, liegt aber mit drei bis fünf Prozent Plus im kommenden Jahr noch recht hoch.

FundResearch: Was dürfen Anleger vom türkischen Aktienmarkt im nächsten Jahr denn erwarten?

Szczepek: Ich bin sehr optimistisch, dass im Gegensatz zu diesem Jahr wieder Gewinne drin sein werden.

FundResearch: Welche Sektoren zählen zu Ihren derzeitigen Favoriten?

Szczepek: Angesichts des wirtschaftlichen Aufschwungs gefallen uns vor allem Banken- und Konsumtitel sehr gut.



Türkei-Fonds

Fonds: Performance über 1 Jahr (in %)*
1. Türkei 75 Plus: -6,4
2. FORTIS L FUND Equity Turkey C: -9,8
3. DWS Türkei: -11,5
4. Türkisfund-Equity A: -12,2
5. Magna Turkey Fund A: -14,3
6. ESPA Stock Istanbul T: -14,8
7. EMIF Turkey (thes.): -19,1
8. Lyxor ETF DJ Turkey TITANS: Zulassung am 30.08.2006

Fonds: Performance über 5 Jahre (in %)*
1. Türkisfund-Equity A: 161,7
2. ESPA Stock Istanbul T: 146,7
3. Türkei 75 Plus: 117,2
4. EMIF Turkey (thes.): 84,5

Quelle: *FINANZEN FundAnalyzer, Performance auf Euro-Basis, Stand: 30.11.2006.


Weitere Infos: www.dws.de

Zum PDF

Diesen Beitrag teilen: