Stephan Albrech: Börsengänge 2021 - Klug investieren geht anders

Das Jahr 2021 war mit weltweit rund 2.400 Börsengängen und mehr als 450 Milliarden Dollar an Emissionsvolumen das stärkste IPO-Jahr seit der Dot-Com-Blase zur Jahrtausendwende.

20.01.2022 | 07:30 Uhr von «Stephan Albrech»

Rechnet man die sogenannten SPACs, börsengelistete leere Unternehmenshüllen, hinzu, kommt man sogar auf den Rekordwert von 1,6 Billionen Dollar. Haben sich die vielen IPOs gelohnt? Für Investmentbanker sicher. Für Anleger weniger.

Investmentbanker jubilieren. Sie verdienten an jedem Börsengang gut, ohne ins Risiko zu gehen und (viel) Eigenkapital vorzuhalten. Das gilt vor allem bei den 2021 sehr beliebten SPACs, die einen Großteil der Börsengänge ausmachten. Ihr hoher Anteil an den IPOs ist ein Indiz dafür, das viel spekulatives Geld unterwegs ist. Denn Anleger kaufen diese Unternehmen, ohne deren späteren Geschäftszweck zu kennen.

Aus Sicht der Anleger haben sich die Börsengänge kaum gelohnt. Als größter Börsengang des Jahres notiert der Elektroautohersteller Rivian 15 Prozent tiefer als am ersten Handelstag. Nicht anders ergeht es europäischen IPOs: Die Hälfte der zehn größten Verlierer des Jahres im Europa-Index Stoxx 600 sind IPOs der vergangenen 15 Monate. Deutschland macht da keine Ausnahme: Acht von zwölf Börsenneulingen notieren unter dem Kurs der Erstnotiz. Das durchschnittliche Minus beträgt zehn Prozent.

Den gehypten SPACS geht es nicht besser. Der SPAC-Index, der die Debüts dieser Zweckgesellschaften abbildet, steht rund 20 Prozent tiefer als zur Hochzeit im Februar.

Weitaus erfolgreicher als die Spekulation mit IPOs ist die langfristige Beteiligung am Unternehmertum. Der Kauf von Aktien neuer, aussichtsreicher Firmen wird dabei nicht ausgeschlossen, bildet aber keineswegs den Fokus.

Dass es sich lohnt, zeigt die Börsenhistorie: Wer auf Sicht von zehn Jahren in Aktien investierte, erzielte fast immer attraktive Renditen. Bei einer Dauer von 20 Jahren sind Renditen zwischen sieben und neun Prozent per anno quasi garantiert.

Freilich haben Anleger für diese Vermögensmehrung einen Preis zu zahlen. Zum einen müssen sie Kursschwankungen an den Aktienmärkten aushalten. Zum anderen brauchen sie Vertrauen in den guten Ausgang ihres Vorhabens und Geduld. Angst vor Aktien muss deswegen aber niemand haben. So lässt sich die Aktienquote an das individuelle Risikoprofil anpassen, was Anlegern den sprichwörtlichen guten Schlaf sichert.

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