Shareholder Value: Marktstimmung – Optimismus aber kein Übermut bei den Investment-Profis
2025 ist bis jetzt sehr bullish gestartet an den Börsen. Viele Indizes – gerade in Europa haben in den ersten Wochen des Jahres bis jetzt schon 10 Prozent und mehr zugelegt. Da stellt sich natürlich die Frage: Wird es jetzt einfach so weitergehen? Wie schätzen die Investment-Profis die Lage ein?26.02.2025 | 09:41 Uhr
1. Extrem niedrige Cashbestände als Warnsignal 2. Rezessions-Risiko tauch wieder auf – ist das wirklich realistisch? Gerade das Thema der Marktstimmung treibt mich schon seit längerer
Zeit um. Es ist einfach so: Ganz kurzfristig werden die Kurse von den
Emotionen getrieben. Die vorherrschenden Gefühlslagen sind hierbei Angst
und Gier. Und sollte die Euphorie an den Märkten zu groß werden, kann
man auch vom „Gier frisst Hirn“ Phänomen sprechen. Nun sind wir von massiven Übertreibungen an den Märkten noch
entfernt. Dennoch gilt aktuell: Viele Risiken werden schlicht und
einfach ausgeblendet. Das gilt ganz speziell für den Teil der
geopolitischen Risiken. Hier haben uns die vergangenen beiden Jahre
schon gezeigt, dass Kriege oder auch eine restriktivere Handelspolitik
kaum einen Einfluss auf die Kursentwicklung gehabt haben. Doch wie ist aktuell die Einschätzung der Marktlage – vor allem von
Seiten der Investment-Profis? Genau diese Frage steht im Mittelpunkt der
monatlichen globalen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Nun
liegt das Februar-Ergebnis vor und eine Tatsache sticht doch direkt
hervor: Die Cash-Level der Fondsmanager befinden sich auf einem
15-Jahres-Tief. In konkreten Zahlen sieht das so aus: Die Cashbestände der globalen
Fondsmanager sind zuletzt auf nur noch 3,5 Prozent abgesackt. Das ist
der niedrigste Stand seit 2010. Nach Abgaben der Bank of America gelten
Cash-Werte von weniger als 4 Prozent als Warnsignal. So zeigt sich hier
eine gewisse Sorglosigkeit der Fondsmanager auf Grund der hohen
Investitionsquote. Zudem haben in der Vergangenheit die Märkte oft nach
Unterschreiten der 4 Prozent-Marke nach unten gedreht. Auf der anderen Seite gelten Cash-Bestände von mehr als sechs Prozent
als Kaufsignal. Die Idee dahinter: Wenn Fondsmanager hohe Cashbestände
aufbauen, dann ist die Vorsicht zu groß und der Markt könnte in dem Fall
nach oben drehen. Nun sind die Cashbestände nur ein ganz kleiner Teil der
Fondsmanager-Umfrage. Sehr spannend ist auch die Einschätzung zur
weiteren konjunkturellen Entwicklung auf globaler Ebene. Die Mehrheit
der Fondsmanager erwartet hier weiterhin ein „Soft Landing“. Immerhin 36
Prozent der Befragten sehen aktuell das „No-Landing“ Szenario als sehr
wahrscheinlich an. Dieser Wert ist seit dem Herbst massiv angestiegen,
als nur sieben Prozent diesem Szenario eine reelle Chance gaben. Bezogen auf die USA ist die Einschätzung hinsichtlich der zu
erwartenden Zinssenkungen aufschlussreich. Dabei erwarten 46 Prozent der
Fondsmanager immerhin noch zwei Zinssenkungen in diesem Jahr. Eine
Zinssenkung halten 27 Prozent für wahrscheinlich. 19 Prozent erwarten
keine weiteren Veränderungen bei den Zinsen in diesem Jahr. Spannend ist
auch: Nur ein Prozent der Fondsmanager erwarten eine Zinserhöhung in
diesem Jahr. Hier ergibt sich schon eine deutliche Diskrepanz zur
Risikoeinschätzung der Fondsmanager. So rangiert auf dem zweiten Platz
der größten Risiken eine Anhebung der US-Zinsen ausgelöst durch wieder
höhere Inflationsraten. Das sehen immerhin 31 Prozent der befragten
Fondsmanager als ernstes Risiko an. Konkret bezogen auf die
Inflationserwartungen sind die Werte in der aktuellen Umfrage auf den
höchsten Wert seit Oktober 2021 angestiegen. So erwarten in Summe nur
noch vier Prozent der Fondsmanager auf Sicht der kommenden zwölf Monate
eine sinkende Inflation. Im September 2024 lag der Vergleichswert hier
noch bei 76 Prozent. Das größte Risiko ist eine durch einen globalen Handelskrieg
ausgelöste Rezession. Neue geopolitische Konflikte spielen bei der
Risikoeinschätzung mittlerweile nur noch eine untergeordnete Rolle. Auch
das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Eine weitere wichtige Frage ist das Investment der Stunde. Wenig
überraschend stehen hier die „Magnificent 7“ an der ersten Stelle. Und
das ist mittlerweile schon fast langweilig. So haben die US-Mega-Caps
diese Position mittlerweile seit fast drei Jahren inne – exakt seit März
2023. Nur einmal waren kurz vorher im Februar 2023 europäische Aktien
hier an der ersten Stelle. Aber genau jetzt vollzieht sich doch eine kleine Trendwende. Auf die
Frage nach dem erfolgreichsten Index 2025 geben mittlerweile 22 Prozent
den Euro STOXX als Top-Index an. Erst auf dem zweiten Platz folgen dann
mit jeweils 18 Prozent der Nasdaq 100 und der Hang Seng Index aus
Hongkong. Der zuletzt noch sehr stark eingeschätzte Russel 2000 Index
aus den USA rangiert nur auf dem vierten Platz mit 17 Prozent. Speziell
die optimistische Einschätzung bezüglich des europäischen Aktienmarktes
hat sich rasant entwickelt. Im Dezember lag die Unterstützung von Seiten
der Fondsmanager für den Euro STOXX erst bei 10 Prozent, die dann
immerhin auf 13 Prozent im Januar anstieg. Im Grunde spiegelt sich bei
dieser Einschätzung die zuletzt sehr positive Entwicklung an den
europäischen Börsen klar wider. Fakt ist: Die Einschätzung vieler Fondsmanager ist noch immer
optimistisch. Risiken werden gesehen, aber nicht überbewertet. Dennoch
sind wohl auf Basis der vielen Risiken – ob nun geopolitisch oder auch
markttechnisch durch die zum Teil schon sehr hohen Bewertungen –
wahrscheinlich im weiteren Jahresverlauf größere Schwankungen zu
erwarten. Wenn also ein Thema in den Fokus rücke dürfte, dann ist es die
Volatilität an den Märkten. Inhaltsverzeichnis
Extrem niedrige Cashbestände als Warnsignal
Rezessions-Risiko tauch wieder auf – ist das wirklich realistisch?