Schwellenländeranleihen: Wie Trumps Rückkehr Chancen eröffnet
Schwellenländer passen sich Trumps Rückkehr an und navigieren durch Zölle und Volatilität. Werden widerstandsfähige Volkswirtschaften und hohe Renditen 2026 neue Chancen für Anleger schaffen? Entdecken Sie, was Schwellenländeranleihen derzeit antreibt.21.11.2025 | 05:38 Uhr
Es ist ein Jahr her, seit US-Präsident Donald Trump sein politisches Comeback feierte und am 5. November 2024 die US-Wahl gewann.
Seine
Rückkehr in das Weiße Haus hat die Unsicherheit im globalen Handel
wieder angefacht und gipfelte in den sogenannten „Liberation
Day“-Zöllen, die Schockwellen durch die Finanzmärkte sandten.
Für die Schwellenländer waren die letzten 12 Monate eine Achterbahnfahrt
– geprägt von Volatilität, Widerstandsfähigkeit und Anpassung.
Die Ruhe nach dem Sturm
Trotz der anfänglichen Turbulenzen haben die Schwellenländer
den Zollschock überraschend gut verkraftet. China, das oft im
Mittelpunkt der US-Handelsmaßnahmen steht, hat die Auswirkungen
weitgehend abgeschüttelt. Die politischen Entscheidungsträger haben die
Exporte umgeleitet und die Wachstumsdynamik durch verstärkte
Investitionen in grüne Technologien aufrechterhalten.
Andere Schwellenländer profitierten von einer Reihe günstiger Faktoren:
Die Einführung von Technologien der künstlichen Intelligenz in den USA
kurbelte die weltweite Nachfrage nach Komponenten und Dienstleistungen
an; ein schwächerer Dollar milderte den finanziellen Druck, sodass viele
Zentralbanken die Zinsen senken konnten; und Washingtons letztendlicher
Rückzug von seinen aggressivsten Zollandrohungen trug dazu bei, die
Nerven der Anleger zu beruhigen.
Schöne neue Welt
Nach Trumps Rückkehr haben sich die Konturen eines neuen
globalen Handelssystems abzuzeichnen begonnen. Zwischen den USA und
mehreren wichtigen Handelspartnern sind „Rahmenabkommen” entstanden, die
weniger formell und weit weniger detailliert sind als traditionelle
Handelsabkommen.
Allerdings unterstreicht die jüngste Eskalation zwischen den USA und
China die Fragilität dieses sich entwickelnden Systems. Sollte der
Oberste Gerichtshof der USA Trumps Anwendung des International Emergency
Economic Powers Act für unzulässig erklären, könnten viele dieser
informellen Vereinbarungen nicht mehr durchsetzbar sein.
Die Richter kamen in der ersten Novemberwoche zu ersten Beratungen
zusammen, eine Entscheidung wird voraussichtlich bis Jahresende fallen.
Ausblick auf 2026
Die Handelspolitik der USA sowie das Tempo und der Umfang der
Zinssenkungen durch die US-Notenbank (Fed) werden entscheidende Faktoren
für die globale Liquidität und die Marktstimmung gegenüber
Schwellenländern sein.
Die Fed wird die verzögerten inflationären Auswirkungen der
Zollerhöhungen im Auge behalten. Die Schwäche der Arbeitsmarktdaten –
insbesondere der Zahlen zu den Beschäftigten außerhalb der
Landwirtschaft – dürfte jedoch ausreichen, um weitere geldpolitische
Lockerungen zu motivieren.
Die Beeinträchtigung des potenziellen US-Wachstums durch Zölle und eine
strengere Migrationspolitik ist unerwünscht. Allerdings dürfte dies
zumindest den Abwärtsdruck auf den US-Dollar aufrechterhalten.
In den Schwellenländern kann der disinflationäre Druck durch
Überkapazitäten in der chinesischen Fertigungsindustrie zu einer
weiteren Preisberuhigung beitragen. Auch die straffere Haushaltspolitik
der Regierungen wird eine Rolle spielen.
All dies dürfte die Hürden für die Zentralbanken der Schwellenländer
senken, ihre Leitzinsen zu senken, und damit ein solides Umfeld für die
Schwellenländer-Anleihemärkte schaffen.
Die Frage lautet nun: Was bedeuten diese konkurrierenden Kräfte für Anleger in Schwellenländeranleihen?
Schauen wir uns das einmal genauer an.
Schwellenländeranleihen in Hartwährung – Wende
Die Kreditspreads haben sich im Laufe der Jahre 2024 und 2025
verengt, wobei die deutlichsten Bewegungen am unteren Ende des
Kreditratingspektrums zu verzeichnen waren – bei Titeln mit CCC-Rating
und solchen, die sich in Zahlungsverzug bei ihren Auslandsschulden
befinden oder gerade aus diesem herauskommen.
Wie bei den meisten Kreditmärkten sind die Spreads eng, was die
Sichtweise auf Schwellenländeranleihen verändert. Jetzt dreht sich alles
um den Carry Trade. Die Renditen von Mainstream-Schwellenländeranleihen
liegen bei 8,5 %, verglichen mit 8 % für US-Hochzinsanleihen. In den
Frontier-Märkten liegen die Renditen bei über 10 % – eine attraktive
Rendite im Vergleich zu fast allen anderen Bereichen des Anleihemarktes.
Die Ironie dabei? Trotz zweijähriger starker Performance verzeichnet
diese Anlageklasse seit drei Jahren Nettoabflüsse. Aber die Einstellung
der Anleger beginnt sich zu ändern.
Seit Anfang April verzeichnen Staatsanleihen in Hartwährung seit elf
Wochen in Folge Zuflüsse. Nach einem Tiefstand von minus 9,8 Milliarden
US-Dollar im April liegen die Zuflüsse laut JP Morgan seit Jahresbeginn
nun bei plus 4 Milliarden US-Dollar.
Was steckt hinter dieser Veränderung? Die Fundamentaldaten der
Staatsanleihen aus Schwellenländern verbessern sich. Der Primärmarkt hat
sich für viele Emittenten von Hochzinsanleihen wieder geöffnet. Mehrere
Länder haben geringe Fälligkeitspläne und geringere Haushaltsdefizite.
In den letzten Wochen haben Angola und Kenia neue Anleihen begeben und
gleichzeitig Anleihen mit kürzerer Laufzeit angeboten, wodurch sie ihre
Fälligkeitsprofile effektiv verlängert haben.
Noch vor Jahresende werden voraussichtlich auch Nigeria und Jordanien an
den Markt kommen, neben anderen Ländern wie . Der Punkt? Die
US-Geldpolitik ist nur ein Faktor, der die Renditen von
Schwellenländeranleihen beeinflusst.
Aus diesem Grund bleiben wir auch mit Blick auf das Jahr 2026 konstruktiv gegenüber dieser Anlageklasse.
Lokale Währungen der Schwellenländer – weiteres Aufwärtspotenzial
Was die lokalen Märkte angeht, bleiben wir positiv und glauben,
dass die Renditen durch einen schwächeren US-Dollar und niedrigere
Zinsen in den Schwellenländern gestützt werden können. Der JP Morgan GBI
Global Diversified Index hat im Jahr 2025 (Stand: 17. Oktober 2025)
eine Rendite von über 15 % erzielt, wobei Devisengewinne über 6 % dazu
beigetragen haben.
Die Mittelzuflüsse in Strategien in lokaler Währung belaufen sich auf
insgesamt über 7 Mrd. US-Dollar – ein bescheidener Wert, aber eine
deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren.
Wie bereits erwähnt, wird die Zinssenkung der Fed zum Jahresende den
Aufwärtsdruck auf den Dollar verringern und den Zentralbanken der
Schwellenländer mehr Spielraum geben, um die Zinsen gegebenenfalls zu
senken.
Wir erwarten für 2026 eine weiterhin starke Performance der lokalen Währungen, sowohl aus Zins- als auch aus Wechselkurssicht.
Darüber hinaus wird die Diversifizierung der Anleger weg von den USA hin
zu Schwellenländeranleihen in lokaler Währung den Sektor stützen. Zuvor
hatten große US-Geldmanager ihre Allokationen von
Schwellenländeranleihen weg und hin zu privaten Krediten (im
Wesentlichen US-Investitionen in US-Kapitalmärkte) verlagert.
Dieser Trend kehrt sich nun um, wenn auch langsam, da große
Institutionen wie Versicherungen und Pensionsfonds Zeit benötigen, um
ihre Vermögensallokation anzupassen. Dennoch glauben wir, dass dieser
Trend Bestand haben wird.
Abschließende Gedanken
Die Rückkehr von Präsident Trump hat die Schwellenländer auf
die Probe gestellt – von politischen Entscheidungen bis hin zu Zöllen.
Dennoch haben viele Länder sein Comeback nicht nur überstanden, sondern
sind sogar gestärkt daraus hervorgegangen. Einige befinden sich in einer
soliden Haushaltslage und haben ihre Handelspartnerschaften nach Trump
1.0 neu ausgerichtet.
Ein schwacher US-Dollar und Zinssenkungen in den Schwellenländern stützen diese Anlageklasse zusätzlich.
Für Anleger gehören hohe einstellige Renditen nach wie vor zu den
attraktivsten Angeboten auf den Anleihemärkten. Deshalb bleiben wir auch
mit Blick auf das Jahr 2026 konstruktiv gegenüber den Schwellenländern
eingestellt.
Risikohinweis
Investitionen beinhalten Risiken. Der Wert von Anlagen und die daraus entstehenden Erträge können sowohl fallen als auch steigen, und es ist möglich, dass ein Investor weniger als den investierten Betrag zurückerhält. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf zukünftige Ergebnisse zu.
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