Robeco: Negative Renditen werden zum neuen Normalzustand
Die EZB verfolgt eine Politik langfristig negativer Zinsen. Kann das funktionieren?06.08.2019 | 11:31 Uhr
Ein Kommentar von Martin van Vliet, Analyst.
In aller Kürze
- Negative Leitzinsen haben die Kreditkosten gesenkt und Wachstumsimpulse gesetzt
- Sparer sind verärgert, die Gewinne der Banken gehen zurück, und das Streben nach Rendite intensiviert sich
- Voraussichtlich wird die EZB „dämpfende Maßnahmen“ ergreifen, um nachteilige Auswirkungen zu verringern
Wir haben mehrere Fragen zu negativen Zinssätzen und zu deren Folgen erhalten. Diese Publikation ist eine Zusammenstellung unserer Antworten.
Die EZB verfolgt eine Politik langfristig negativer Zinsen. Kann das funktionieren?
Das ist eine sehr unkonventionelle Geldpolitik, die bei Schuldnern und Kreditnehmern – einschl. Regierungen – wesentlich beliebter ist als bei Gläubigern und Sparern. Natürlich wollen Letztere weiter positive Erträge auf ihr Kapital erzielen.
Ein Grund, warum sich negative Zinsen zu einem sehr
wichtigen Instrument in der Eurozone entwickelt haben, ist, dass die Eurozone
eine angesichts ihrer Größe relativ offene Volkswirtschaft ist, in der der
Handel ca. 50 % zum BIP beiträgt (verglichen mit 27 % in den USA). Wie von
EZB-Präsident Mario Draghi erläutert, bedeutet dies, dass sich negative Zinssätze
über den Wechselkurs stärker auf die Finanzierungsbedingungen auswirken. (Vgl. die letzte Ausgabe unserer Publikation Central Bank Watcher).
Für Anleger am Rentenmarkt bedeutet dies, dass eine 10-jährige
Euro-Anleihe mit einer Rendite von null Prozent oder gar -0,40 % einen gewissen
Wert hat, wenn die Alternative – liquide Mittel oder Finanzierungskosten – noch
negativer ist. Dieser Umstand hat den Erträgen auf europäische Zinspapiere in
diesem Jahr Auftrieb gegeben.
Wir würden sogar sagen, dass über die bereits eingepreisten Zinssenkungen hinausgehende Zinssenkungen weitere Erträge generieren könnten. Das gilt insbesondere für Investment-Grade-Euro-Anleihen von hoher Qualität wie von staatlichen Stellen begebene Anleihen und Investment-Grade-Unternehmensanleihen.
Den gesamten Kommentar finden Sie hier.