Perspektive AM: Ein Jahr mit Herausforderungen – auch bei ESG

Der ICE rollt mit wenigen Minuten Verspätung aus dem Hauptbahnhof in Hamburg. Die vergangenen beiden Tage verbrachte ich in der vorweihnachtlichen Hansestadt als Rednerin zum Thema Nachhaltige Geldanlagen.

05.12.2022 | 08:02 Uhr

Bereits im Vor-feld der Geschäftsreise wurden spannende und auch kritische Fragen in den Raum gestellt:

  • Sind grüne Geldanlagen mehr Schein als Sein?
  • Können die Produkte auch halten, was sie versprechen?
  • Nähert sich der Boom von ESG-Investitionen einem Ende?

Die Stimmung von Profis und Privatanlegern ist derzeit etwas gedrückt: Der Krieg in der Ukraine, das teure Öl und Gas sowie die Hürden der Regulatorik wirken auf einige desillusionierend.

Ich bin auf dem Rückweg nach München und sortiere meine Eindrücke der letzten Tage. Da gibt es zum einen Vertreter einer strengen, grünen Denkweise, die ihren Ansatz als Nische verstehen wollen. Für sie kann eine wahrhaftige Nachhaltigkeit niemals in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Auf der anderen Seite stehen Kritiker, die eine Regulierung nachhaltiger Geldanlagen ablehnen, weil sie als Vorschrift und Pflicht interpretiert wird. Im derzeit stattfindenden Boom von Öl- und Rüstungsaktien sehen sie sich bestätigt, dass nachhaltige Geldanlagen zudem keine ordentliche Rendite abwerfen. Zugegeben, die beiden Positionen sind extrem und repräsentieren nur eine Minderheit.

Ich selbst bin seit dem Jahr 2008 als Fondsmanagerin für nachhaltige Aktien tätig. In dieser Zeit gab es viele Hoch- und Tiefpunkte. Momentan sehe ich in der Finanzindustrie im Bereich Nachhaltigkeit einerseits Begeisterung und andererseits Überforderung.

Der Erfolgskurs nachhaltiger Geldanlagen ist ungebrochen. Während im Jahr 2006 lediglich €6 Mrd. in nachhaltigen Investmentfonds in Deutschland investiert waren, sind diese laut Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen bis zum Jahr 2021 auf über €400 Mrd. angewachsen. Mittlerweile ist hierzulande bei Investmentfonds fast jeder fünfte Euro in Nachhaltigkeit verschiedener Ausprägung angelegt.

Ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend auch in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Mein Argument stützt sich auf die Initiativen zahlreicher Regierungen, die Klimaveränderung und den damit verbundenen Investitionsbedarf.

Woran erkennt man gute Nachhaltigkeitsfonds?

Es liegt in der Natur der Sache, dass mit der starken Verbreitung von Nachhaltigkeit auch ein Aufweichen der Begriffe einhergeht. Gleichzeitig werden die Ansätze aber auch vielfältiger und komplexer. Das erfordert mehr Zeit und Know-how. Um Vergleichbarkeit und Orientierung zu ermöglichen, gibt es verschiedene Qualitätsstandards.

Im deutschsprachigen Raum hat sich das FNG-Siegel etabliert. Es kam 2015 nach einem dreijährigen Entwicklungsprozess unter Einbezug maßgeblicher Stakeholder auf den Markt.

Wir haben in diesem Jahr das FNG-Siegel für den Perspektive OVID Equity ESG Fonds erworben.

In einem Nachhaltigkeitsprofil und dem Transparenzkodex wird unser Ansatz klar und präzise dargestellt. Zudem tragen nur jene Fonds dieses Siegel, welche nicht in Waffen, Atomkraft, Menschenrechtsverletzungen und fossile Energie investieren. Es bietet Anlegern mehr Transparenz und Offenlegung.

Für uns vollzieht sich Nachhaltigkeit als gradueller Prozess. Kein Unternehmen, in das wir investieren hat bereits 100% Nachhaltigkeit erreicht. Worauf es ankommt, ist eine klare Ausrichtung auf Ziele, verbunden mit den entsprechenden Handlungen. Im Jahr 2008 stand noch vorrangig das Thema Ausschlusskriterien auf der Agenda, heute sind es für uns die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN und ihre positive Wirkungsweise. Die Finanzindustrie entwickelt eine starke Dynamik, sie steht aber beim Thema Stimmrechtsausübung noch am Anfang. Hier wird in den kommenden Jahren noch viel Bewegung kommen. Auch Privatanleger werden zunehmend ihre Stimme erheben.

Nachhaltigkeit ist eine Chance und keine Bedrohung

Durch die vielen Gespräche mit Investoren und Interessenten, liegt es mir am Herzen, nachhaltige Geldanlagen als Chance zu verstehen und nicht als Bedrohung oder als bloße Vorschrift aus Brüssel. Ich betone deshalb immer wieder ihre doppelte Rendite. Heute zählt es mehr denn je, dass Unternehmen ihre Kapitalrenditen erwirtschaften UND diese im Einklang mit Menschen und unserer Umwelt stehen. Beide Aspekte zu verbinden ist unser größtes Bestreben.

Meine Rückfahrt im ICE von Hamburg nach München verläuft störungsfreier als die Hinfahrt vor drei Tagen. Deshalb komme ich zu meinem Schluss-Plädoyer: lassen Sie sich nicht von der Regulatorik oder der Vielfalt nachhaltiger Finanzprodukte entmutigen. Wir alle haben ein unterschiedliches Ambitions-Niveau und verschiedene Erwartungen. Mit etwas Zeit und Aufwand lässt sich herausfinden, ob es mehr Schein als Sein gibt und Anlageprodukte auch halten, was sie versprechen.

Bei der Perspektive Asset Management beschäftigen wir uns ausschließlich mit Nachhaltigkeit.

Sie ist kein Nebenschauplatz. Wir stehen mit unserem Fonds, dem Perspektive OVID Equity ESG, für ein All-Wettertaugliches Basisinvestment in nachhaltige Aktien, mit einer geringeren Schwankung.

Dies lässt sich messen und hierfür wurden wir zum zweiten Mal in Folge mit dem Sustainable Performance Award ausgezeichnet. Unsere Leidenschaft besteht unverändert darin, mit Ihnen im Dialog zu bleiben, Transparenz und Wissen zu vermitteln und für Produktwahrheit und -klarheit einzustehen. Schreiben Sie uns über Ihre Erfahrungen mit nachhaltigen Geldanlagen im Jahr 2022 (info@perspektive-ag.com). Unter allen Einsendungen verlosen wir ein Dinner zu zweit in einem greentable Restaurant.

Wir freuen uns auf den Dialog.

Herzliche Grüße

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