Neues Kapitel für LAIQON: Strategische Übernahme und internationale Expansion
Die LAIQON AG hat Teile der Fondspalette von MainFirst übernommen – ein strategischer Schritt mit großer Signalwirkung. Im Interview erklärt Florian Barber, warum dieser Deal eine seltene Gelegenheit war, welche Fondsmanager ins Haus kommen und wie LAIQON damit seine internationale Expansion vorantreibt.09.07.2025 | 13:00 Uhr von «Jörn Kränicke»
TiAM FundResearch: Herr Barber, die LAIQON AG hat kürzlich Teile der Fondspalette von MainFirst Affiliated Fund Managers übernommen. Warum dieser Schritt? Bislang sind Sie im Fondsbereich ja eher organisch gewachsen.
Florian Barber: Das stimmt. Unsere Strategie ist es, als hybrider Asset Manager mit einem Multi-Manager-Ansatz zu agieren – wir kombinieren künstliche Intelligenz mit menschlicher Expertise. Im Asset Management suchen wir ambitionierte Fondsmanager mit unternehmerischem Geist. In der Regel schließen sich solche Manager direkt unserem Haus an und erhalten eine unternehmerisch geprägte Anstellung. In diesem Fall war es jedoch anders: Es ergab sich eine seltene Gelegenheit – und diese haben wir genutzt.
TiAM FundResearch: Was war der konkrete Auslöser für diese besondere Konstellation?
Barber: Der Kontakt zu dem Team reicht weit zurück – ich habe bereits früher mit Luca Pesarini bei Ethenea und MainFirst zusammengearbeitet. Über all die Jahre bestand mit den Fondsmanagern ein lockerer, aber stetiger Austausch. Das gleiche gilt für Luca Pesarini oder den Führungskräften der Haron Holding. Als sich nun die Möglichkeit ergab, unter der neuen Flagge LAIQON wieder zusammenzuarbeiten, haben wir die Gespräche mit Luca Pesarini intensiviert.
TiAM FundResearch: Was genau hat LAIQON von MainFirst übernommen?
Barber: Wir haben uns bewusst für die Übernahme von genau diesem Team und den von Ihnen betreuten Publikumsfonds und Spezialmandaten entschieden. D.h. es geht ausschließlich um das Fondsmanagement-Team von Adrian Daniel, Frank Schwarz, Jan-Christoph Herbst und Tim Haselberger. Das neue Team ergänzt unsere bestehende Produktpalette ideal – ohne inhaltliche Überschneidungen.
TiAM FundResearch: Was zeichnet dieses Team besonders aus?
Barber: Es handelt sich um ein komplementäres Viererteam, das vier Publikumsfonds – global (mit/ohne Absicherung), Asien, Multi-Asset mit Absolute-Return-Ansatz – sowie neun Spezialmandate betreut, mit einem Gesamtvolumen von rund 2,5 Milliarden Euro. Das Team verfügt über einen hervorragenden Track Record und ist im deutschsprachigen Raum für seinen konsequenten Equity Growth-Stil bekannt. Sie liefern konsistentes Alpha, arbeiten mit hohem Active Share und treffen fundierte, langfristige Investmententscheidungen – das ist in dieser Form selten. Sie schlagen regelmäßig und konstant ihre Benchmarks, was uns nun ermöglicht, weitere Fonds anzubieten, die gezielt auf Outperformance ausgerichtet sind. Damit können wir eindrucksvoll zeigen, dass aktive Strategien nachhaltig bessere Ergebnisse liefern können als passive Produkte.
TiAM FundResearch: Welche strategische Bedeutung hat der Deal für LAIQON?
Barber: Der Schritt bringt uns im Vertrieb gleich mehrere Vorteile: Zum einen erhalten wir durch die Schweizer Gesellschaft, die wir ebenfalls erworben haben, regulatorischen Zugang zum dortigen Markt – das eröffnet neue Perspektiven. Zum anderen können wir unser Geschäft in Österreich und Belgien und weiteren europäischen Ländern deutlich ausweiten, da auch hier Vertriebszugänge bestehen. Das ist ein erster, gezielter Schritt hin zu einer internationalen Positionierung – strategisch durchdacht und nachhaltig.
TiAM FundResearch: Bedeutet das, dass weitere Übernahmen folgen könnten?
Barber: Das schließen wir grundsätzlich nicht aus. Natürlich können wir nicht jedes Jahr ein Projekt dieser Größenordnung realisieren – das war schon ein großer Wurf. Aber wir halten die Augen offen für passende Gelegenheiten. Grundsätzlich bevorzugen wir weiterhin die direkte Integration einzelner Fondsmanager in unser Haus. Doch wenn sich strategisch sinnvolle Übernahmeoptionen ergeben, sind wir offen dafür.
TiAM FundResearch: Planen Sie auch neue Produkte für das ehemalige MainFirst-Team?
Barber: Theoretisch ließen sich zahlreiche Ideen umsetzen – etwa Themenfonds oder regionale Schwerpunkte wie ein US-Aktienfonds. Derzeit liegt der Fokus jedoch klar auf den bestehenden Produkten. Qualität geht vor Quantität. Wir wollen das, was wir jetzt im Haus haben, weiterentwickeln und erfolgreich am Markt positionieren. Eine Expansion des Produktangebots der aktiven Publikumsfonds ist aktuell nicht geplant.
TiAM FundResearch: Wie lief der Deal organisatorisch konkret ab?
Barber: Die Zusammenarbeit mit Luca Pesarini und seiner Haron Holding ist sehr partnerschaftlich. Wir können theoretisch die nächsten 12 Monate die komplette Infrastruktur und Systemlandschaft nutzen. Das gibt uns die nötige Zeit, um alle Strukturen geordnet in unser Haus zu überführen. Für Kunden und Vertriebspartner ändert sich zunächst nichts – außer die Ansprechpartner im Vertrieb. Natürlich ist das Ziel, absehbar sämtliche Prozesse bei LAIQON zu integrieren und die Fonds entsprechend umzubenennen. Über diese Vorgänge werden wir mit genügend Vorlauf unsere Vertriebspartner informieren
TiAM FundResearch: Wie sehen Sie die Zukunft von LAIQON?
Barber: Unser Fokus liegt neben dem Fokus auf KI und deren Produkten klar auf dem weiteren Kerngeschäft – dem Asset Management. Wir haben in den vergangenen Jahren viel aufgebaut. Jetzt geht es darum, unsere Stärken weiter auszubauen. Mit dem neuen Team schlagen wir ein neues Kapitel auf – sowohl qualitativ als auch strategisch. Ich persönlich freue mich sehr auf die kommenden Jahre und die Chancen, die sich daraus für LAIQON ergeben.