Neuer Schock für Fondssparer
Nachdem die Bundesregierung mit der angekündigten zukünftigen Besteuerung auf Fondsebene die Fondssparer schon gehörig verunsicherte, treiben ihnen nun die jüngsten Ergebnisse der Sparpläne die Tränen in die Augen. Laut Fondsverband BVI haben von 339 geli12.11.2002 | 18:45 Uhr
96 Fonds, die in Deutschland für die Zwecke des Vorsorgesparens angeboten werden, haben in den letzten 10 Jahren per 30. September 2002 nicht einmal den Kapitalerhalt geschafft und statt dessen Kapital ihrer Kunden verbrannt. Betroffen davon sind ausschließlich Aktienfonds sowie einige aktienlastige Mischfonds. Vor allem der Absturz des DAX, der Ende September nur noch bei 2769 Punkten notierte und damit von seinem Höchststand im März 2000 rund 66 Prozent einbüßte, belastete die Anlageergebnisse: Unter den 96 Fonds mit Wertverlust sind allein 38 Fonds für deutsche Aktien.
Neue Erkenntnis: Sparpläne können auch Kapital vernichten
"In der Vergangenheit konnten Anleger davon ausgehen, dass die regelmäßige Anlage in Aktienfonds dank Cost-Averaging und Zinseszinseffekt einen Ertrag von acht Prozent und mehr pro Jahr einbringt", sagt Ronny Kohl, Chefredakteur des Fachblatts Finanzen Investmentfonds. "Das galt jedoch auch früher schon nur für die gut gemanagten Fonds", so Kohl weiter, "während zweit- oder drittklassige Fonds zum Teil deutlich weniger einbrachten."
Das wird nun schmerzhaft deutlich. So verfügen Anleger, die 10 Jahre lang monatlich 50 Euro in den DAC-Kontrast aus dem Hauses Universal-Investment einzahlten, derzeit über ein Vermögen von nur noch 1857 Euro. Die insgesamt eingezahlten 6000 Euro haben sich also mehr als gedrittelt. Unwesentlich besser haben der Berenberg-Universal-Effekten, ebenfalls ein Universal-Fonds, und der ISP-Fund der Berliner F&V Vermögensverwaltungs AG abgeschnitten.
Die 10-Jahres-Ergebnisse der schwächsten Sparplanfonds:
Soviel wurde aus 6000 Euro in zehn Jahren
DAC-KONTRAST-UNIVERSAL-FONDS 1857 Euro
BERENBERG-UNIVERSAL-EFFEKTEN-FONDS 2772 Euro
ISP International Stock Picking Fund F&V 3090 Euro
Activest Lux Top Japan A 3411 Euro
MK ASIA-PAZIFIK 3469 Euro
ADITEC 3478 Euro
UniAsia 3481 Euro
UNIVERSAL-EFFECT-FONDS 3507 Euro
SEB Invest ÖkoLux 3757 Euro
Metallbank Aktienfonds DWS 3783 Euro
LUX-LINEA 3825 Euro
JAPAN-PAZIFIK-FONDS 3895 Euro
FT Nippon Dynamik Fonds 3939 Euro
METZLER WACHSTUM INTERNATIONAL 4000 Euro
WARBURG - ASIAK - FONDS 4093 Euro
(Die vollständige Liste finden Sie unter www.bvi.de.)
Favoritenwechsel bei den Sparplanfonds
Die neuen Favoriten unter den Sparplanfonds sind Rentenfonds und hier speziell Wandelanleihenfonds. Sie machten aus 6000 Euro Einzahlung in 10 Jahren bis zu 10500 Euro, was einer Jahresrendite von 10,8 Prozent entspricht.
Die Ergebnisse der besten 20 Sparplanfonds:
Soviel wurde aus 6000 Euro in zehn Jahren
DIT-LUX BONDSELECT US $ B 10568 Euro
WARBURG - OSWA - FONDS 10359 Euro
DWS Convertibles 9773 Euro
DIT-LUX BONDSPEZIAL B 9690 Euro
DWS Dollarrenta 9587 Euro
DGM/LIPPE DYNAMIK PORTFOLIO 9569 Euro
DWS Sterling Reserve 9493 Euro
Activest Lux DollarBond 9461 Euro
DIT-FONDS IBERIA 9229 Euro
FT Amerika Dynamik Fonds 9118 Euro
DIT-LUX STAATSANLEIHEN B 9112 Euro
Deka-Flex: GBP (A) 9084 Euro
DWS Iberia-Fonds 9072 Euro
DIT-EUROPAZINS 8922 Euro
DWS Re-Inrenta 8874 Euro
LBBW-International-Rentenfonds 8846 Euro
DIT-LUX BONDSPEZIAL A 8831 Euro
Ring-International DWS 8819 Euro
INTERNATIONALER RENTENFONDS 8816 Euro
Activest Lux DollarCash 8815 Euro
(Die vollständige Liste finden Sie unter www.bvi.de.)
Niedriges Zinsniveau lädt nicht zu Investments ein
Doch so wie die enttäuschenden Ergebnisse der Aktienfonds dürfen auch die Top-Leistungen bei Rentenfonds nicht eins zu eins in die Zukunft fortgeschrieben werden. Denn während etwa der DAX Ende September auf einem extrem niedrigen Stand notierte, haben die Rentenmärkte einen Boom hinter sich. Die stark gefallenen Zinsen haben die Anleihennotierungen in die Höhe geschraubt und den Rentenfonds satte Kursgewinne beschert. Hier ist allenfalls in Euroland noch etwas drin, wenn die EZB im Quartal oder Anfang 2003 die Zinsen senkt. Wenn die Zinsen hingegen wieder steigen, müssen die Rentenfonds mir Kursverlusten rechnen, worunter die Erfolge der Sparpläne zu leiden hätten.
Sparplan in der Baisse beginnen
Des einen Freud, des andern Leid, könnte es bei Aktienfonds heißen. Wer seinen Sparplan derzeit beendet, weil er das Geld braucht, hat wenig Freude daran. Wer jedoch gerade jetzt mit dem Fondssparen beginnt, hat gute Aussichten, auf einem sehr niedrigen Niveau einzusteigen. Den absolut tiefsten Stand abzupassen, dürfte wohl kaum gelingen. Und wenn die Kurse noch etwas zurückgehen, kaufen Fondssparer mit dem gleichen Anlagebetrag einfach mehr Fondsanteile (Cost-Average).
Auf den richtigen Fonds kommt es an
Sie sollten jedoch darauf achten, nur erstklassige Produkte zu kaufen. So machte der FT Amerika Dynamik Fonds mit seinem Engagement in US-Aktien aus eingezahlten 6000 Euro stolze 9118 Euro. Der Europa-Aktienfonds MEAG EuroKapital schaffte 7331 Euro, die weltweit ausgerichteten DWS Intervest und UBS (D) Fonds-International 8173 beziehungsweise. 8271 Euro und der auf deutsche Aktien spezialisierte Morgen-Portfolio-Universal immerhin noch 7065 Euro.
Die Branche zittert vor der Steuerreform
Die genannten Zahlen wie auch der Ausblick hat allerdings nur Gültigkeit, wenn der deutsche Gesetzgeber die Fondsbesteuerung unverändert lässt. Sollte die im Referentenentwurf enthaltene Besteuerung der realisierten Kursgewinne auf Fondsebene sowie die Abschaffung der Spekulationsfrist tatsächlich kommen, dürften Sparpläne mit Aktienfonds definitiv nicht mehr interessant sein. Aber nicht nur die Opposition läuft gegen die Pläne Sturm. Auch Abgeordnete aus der rot-grünen Fraktion signalisieren derzeit, den Entwurf diesbezüglich eingehend prüfen zu wollen. Bleibt zu hoffen, dass die Regierung ein Einsehen hat.