Heemann Vermögensverwaltung: Interview mit Miriam de Winder
Flexibilität ist unser größter Wettbewerbsvorteil10.10.2025 | 08:21 Uhr
Frau de Winder, der FU Fonds – Multi Asset hat im September
mit +5,99 % sogar den in diesem Monat ungewöhnlich starken Nasdaq 100
übertroffen. Wie erklären Sie dieses Ergebnis?
Wir haben im Spätsommer unsere Technologiequote wieder auf knapp 30
Prozent erhöht, nachdem sie im Sommer vorübergehend reduziert worden
war. Diese Entscheidung hat sich ausgezahlt. Besonders Titel wie Nvidia,
Seagate Technologies und Broadcom liefen stark, getragen von
anhaltender Dynamik in den Bereichen künstliche Intelligenz, Cloud
Computing und Datenverarbeitung. Anfang September haben wir auch erste
Positionen bei z.B. IREN Ltd. (ehem. Iris Energy) oder Bloom Energy
aufgenommen, die bereits signifikant angestiegen sind. Unsere
Flexibilität erlaubt es uns, solche Marktchancen frühzeitig und
entschlossen zu nutzen.
Der Anteil nordamerikanischer Aktien ist im September deutlich gestiegen. Was steckt dahinter?
Die US-Wirtschaft bleibt das Zugpferd der globalen Konjunktur. Wir
haben die Nordamerika-Quote von 38 auf 48 Prozent angehoben, um gezielt
von der Stärke vieler US-Unternehmen – vor allem im Technologiebereich –
zu profitieren. Der Performancebeitrag kam klar aus den Aktien selbst,
weniger aus der Währung. Diese Flexibilität in der regionalen Steuerung
ist ein wesentlicher Teil unseres aktiven Managementansatzes.
Welche Einzelwerte haben Sie im Technologiesektor zuletzt überzeugt?
Neben Nvidia und Broadcom war Seagate Technologies ein Highlight –
das Unternehmen profitiert enorm vom wachsenden Bedarf an
Datenspeicherlösungen in der Cloud. Auch Palantir entwickelt sich stark;
datengetriebene Geschäftsmodelle haben enorme Wachstumschancen. Uns ist
wichtig, in Firmen mit soliden Bilanzen und nachvollziehbaren
Geschäftsmodellen zu investieren – keine Experimente, keine Black Boxes.
Im Portfolio findet sich mit Lundin Gold auch ein klassischer Rohstoffwert. Welche Rolle spielt dieser Titel?
Lundin Gold ist für uns ein Stabilitätsanker. Der Titel hat den
Goldpreis, der selbst auf Rekordniveau notiert, sogar übertroffen. Das
Unternehmen arbeitet effizient, ist hochprofitabel und weist niedrige
Förderkosten auf – eine Kombination, die in einem Umfeld steigender
Unsicherheiten sehr wertvoll ist.
Seit Auflage 2008 liegt die Wertentwicklung des Fonds bei
über 220 Prozent bzw. rund 8 Prozent p. a. – wie lässt sich diese
Kontinuität erklären?
Wir arbeiten mit einem klaren Regelwerk und diszipliniertem
Risikomanagement. In Phasen hoher Unsicherheit – wie während der
Corona-Krise – haben wir die Aktienquote sogar auf 0 Prozent reduziert,
um Kapital zu schützen. Gleichzeitig nutzen wir über Futures gezielt
Absicherungen auf S&P 500, NASDAQ und DAX. Diese Kombination aus
aktiver Steuerung und fundierter Fundamentalanalyse ist der Schlüssel
für nachhaltige Ergebnisse.
Welche Lehren ziehen Sie aus dem Vergleich der Monate August und September?
Der August war mit –2,16 Prozent eine notwendige Atempause, der
September ein starker Beweis für die Wirkung unserer Anpassungen. Wir
sehen, dass konsequente Sektorrotation funktioniert: Technologie war
wieder der Renditetreiber, während Europa weiterhin schwächer tendierte.
Wir nutzen diese Unterschiede aktiv, anstatt uns an Benchmarks zu
klammern.
Was dürfen Investoren in den kommenden Monaten erwarten?
Wir bleiben wachstumsorientiert, aber mit Augenmaß. Technologie,
Infrastruktur und Goldminen dürften weiterhin Rückenwind erhalten. Unser
Ansatz lautet: Wachstum ja, aber mit Sicherheitsnetz. Das gilt seit
2008 – und das werden wir beibehalten.
Fonds: FU Fonds – Multi Asset Fonds – LU0368998240 (P) / LU1102590939 (I)
Gesellschaft: Heemann Vermögensverwaltung AG