DPAM: Warum eurobasierte Anleger einen schwächeren Dollar nicht fürchten sollten

Globale Unternehmen bieten natürliche Absicherungen gegen Währungsschwankungen. Als Anleger mit Sitz im Euroraum ist es nur natürlich, sich Gedanken über Wechselkurse zu machen, insbesondere wenn man in auf US-Dollar lautende Vermögenswerte investiert.

09.07.2025 | 09:39 Uhr

Eine wichtige Frage, die uns häufig gestellt wird, lautet: Was passiert, wenn der US-Dollar schwächer wird? Wird dies die Renditen von US-Aktien schmälern?

Die kurze Antwort lautet: nicht unbedingt. Tatsächlich zeigt die Geschichte, dass oft das Gegenteil der Fall ist.


Kurzfristiger Einbruch, langfristiger Ausgleich

Währungsschwankungen wirken sich in der Regel in zwei Phasen auf Portfolios aus:

  1. Unmittelbarer Umrechnungseffekt: Ein schwächerer US-Dollar bedeutet einen geringeren Wert von Vermögenswerten in US-Dollar.

  2. Verzögerte Auswirkungen auf die Gewinne: US-Unternehmen, die ihre Gewinne in Fremdwährungen erzielen, melden höhere Gewinne in US-Dollar, was zu Aufwärtskorrekturen der Gewinne und potenziell höheren Aktienkursen führt.

Diese Verzögerung gleicht eurobasierte Anleger im Laufe der Zeit oft aus.

Viele S&P-500-Unternehmen erzielen rund 40 % ihrer Umsätze außerhalb der USA und schaffen so durch ihr globales Engagement eine natürliche Absicherung.

Dollar fällt, Aktien steigen

Betrachten wir einige historische Perioden, in denen der US-Dollar deutlich schwächer wurde (>15 %), und wie die Aktien darauf reagierten:

  • 1985 – September 1987 (Plaza-Abkommen): Der US-Dollar fiel um fast 40 %. Dennoch stieg der S&P 500 im gleichen Zeitraum um mehr als das Doppelte. Die Dollarschwäche beflügelte die US-Exporteure und trug zu den Aktienrenditen bei.
  • 2003–2007: Der Dollar verlor gegenüber dem Euro rund 30 % an Wert. Dennoch erzielte der S&P 500 eine Rendite von rund 80 % in US-Dollar. Euro-Anleger konnten Gewinne verbuchen, da die Aktienkursgewinne die Währungsverluste überstiegen.
  • 2017: Der Dollar fiel um rund 15 %, aber der S&P 500 stieg um 21 % in US-Dollar. Die Renditen in Euro blieben trotz der Währungsbelastungen solide.

In allen Fällen trugen wettbewerbsfähige Exportpreise und der gestiegene US-Dollar-Wert der Auslandsumsätze zu starken Gewinnen bei und glichen die negativen Wechselkurseffekte für Anleger mit Euro-Anlagen aus. Diese Zeiträume verdeutlichen ein wiederkehrendes Thema: Aktienmärkte können (und tun dies oft auch) Währungsabwertungen kompensieren, insbesondere wenn Unternehmen global aufgestellt sind.

Europäische Aktien: das Spiegelbild

Die gleiche Logik gilt auch umgekehrt. Rund 60 % der Umsätze der STOXX 600-Unternehmen stammen aus dem Ausland. Ein schwächerer Euro kommt europäischen Exporteuren zugute, da er den Euro-Wert ihrer Auslandsumsätze erhöht und die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Exportpreise verbessert. So erzielen beispielsweise Luxus- und Luftfahrtunternehmen oft einen großen Teil ihrer Umsätze in US-Dollar. Wenn der Dollar stark ist, verzeichnen diese Unternehmen höhere Umsätze. Ein starker Euro kann hingegen Druck auf die Umsätze ausüben. Aber auch hier passen sich die Aktienkurse in der Regel im Laufe der Zeit an.

Wenn der Euro schwächer wird, verzeichnen diese Unternehmen einen Anstieg ihrer in Euro ausgewiesenen Gewinne. So entwickelten sich beispielsweise während des starken Euro-Verfalls 2014–2015 (~25 % gegenüber dem US-Dollar) die europäischen Gewinne und Aktienindizes gut, da die Auslandsumsätze in Euro rentabler wurden.

Überbewerten Sie das Währungsrisiko in Aktienportfolios nicht

Wissenschaftliche Studien und Langzeitdaten bestätigen, dass es keine konsistente negative Korrelation zwischen Währungsschwankungen und Aktienrenditen gibt. Faktoren wie Gewinnwachstum und Konjunkturzyklen haben einen weitaus größeren Einfluss. Währungseffekte gleichen sich im Laufe der Zeit tendenziell aus, insbesondere in Portfolios, die in global diversifizierte Unternehmen investiert sind.

Tatsächlich kann der Versuch, das Währungsrisiko in Aktien abzusichern, die langfristigen Renditen verringern und unnötige Komplexität schaffen. Während globale Unternehmen im Laufe der Zeit tendenziell selbst für Absicherungen sorgen, sind einige Unternehmen einem echten Währungsrisiko ausgesetzt, wenn Kosten und Einnahmen in unterschiedlichen Währungen anfallen. Hier spielt aktives Management eine entscheidende Rolle. Beispielsweise produzieren Luxusgüterhersteller häufig in Europa (Kosten in EUR oder CHF) und verkaufen in den USA (Einnahmen in US-Dollar). Ein schwächerer Dollar drückt die Margen, sofern die Preise nicht angehoben werden. Das schwedische Industrieunternehmen Atlas Copco ist ähnlichen Risiken ausgesetzt: Kosten in Europa, bedeutende Umsätze in den USA. Wenn der Dollar schwächer wird, können die Gewinne in SEK oder EUR sinken. Unsere Fundamentalanalyse beobachtet diese Diskrepanzen genau. Anfang dieses Jahres haben wir sowohl den Währungsdruck als auch mögliche Zölle antizipiert, was uns half, unser Engagement entsprechend anzupassen. Dies verdeutlicht den Wert eines aktiven Managements: Nicht alle „globalen” Aktien sind gleichermaßen abgeschirmt.

Börsennotierung ≠ Geschäftsrisiko

In einer globalisierten Wirtschaft sagt die Börsennotierung eines Unternehmens wenig darüber aus, wo es tätig ist. MercadoLibre beispielsweise ist an der Nasdaq notiert, operiert jedoch ausschließlich in Lateinamerika und hat keine Einnahmen oder Kosten in US-Dollar. Linde hat seine Hauptnotierung von Deutschland in die USA verlegt, ist aber weiterhin weltweit tätig. Die Fundamentaldaten blieben unverändert, doch könnte man das Unternehmen von einem Tag auf den anderen eher als US-amerikanisches denn als EU-Unternehmen betrachten. Diese Beispiele zeigen, dass die wirtschaftliche Exposition wichtiger ist als der Börsenplatz. Anleger sollten sich darauf konzentrieren, in welchen Währungen ein Unternehmen seine Einnahmen und Ausgaben tätigt, und nicht darauf, wo seine Aktien gehandelt werden.

Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen

Währungen können kurzfristige Schwankungen der Portfoliowerte verursachen, aber langfristig werden die Aktienrenditen von den Fundamentaldaten bestimmt. Globale Unternehmen passen sich in der Regel im Laufe der Zeit an Währungsänderungen an, und ihre internationalen Aktivitäten schaffen natürliche Absicherungen. Die Geschichte hat gezeigt, dass Phasen mit einer deutlichen Dollarschwäche oft mit einer robusten US-Aktienperformance einhergingen, sodass geduldige internationale Anleger wenig zu bereuen hatten.

Als aktive Manager versuchen wir zu erkennen, wo Währungsinkongruenzen die Gewinne beeinträchtigen könnten. Wenn wir ein Ungleichgewicht feststellen (z. B. Kosten in Euro, Umsätze in Dollar), passen wir unsere Prognosen an und handeln entsprechend. Dieser proaktive Ansatz ist einer der Vorteile einer aktiven Vermögensverwaltung in einem globalen Portfolio.

Für Anleger mit Euro-Basis ist ein schwächerer Dollar selten ein Grund, aus globalen Aktien auszusteigen. In vielen Fällen wird er sogar zu einem Rückenwind für Gewinne und Bewertungen. Mit den richtigen Unternehmen und der richtigen Analyse bleiben Aktien eine der widerstandsfähigsten Möglichkeiten, um das Beste aus einer Welt mit mehreren Währungen zu machen.

Diesen Beitrag teilen: