Dag Rodewald: „Wir bieten klassische wie innovative ETF-Lösungen“

Dag Rodewald, Vertriebsleiter ETF und Indexfonds in Deutschland und Österreich für UBS Asset Management, gibt im Interview einen Einblick in die Marktentwicklung und Produktstrategie seines Hauses für das kommende Jahr.

15.12.2025 | 14:30 Uhr von «Gerd Rudolf»

TiAM: Wie schätzen Sie die Entwicklung des globalen ETF-Markts 2026 ein – welche Trends und Wachstumsfelder zeichnen sich im Besonderen ab?

Dag Rodewald: Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass die Nachfrage nach ETFs ungebrochen stark bleiben wird, in Europa, aber auch global. In Europa steuern wir ja auch dieses Jahr wieder auf ein Rekordjahr bei Nettoneugeldern zu. Besonders dynamisch entwickelt sich das Segment der aktiven ETFs, das in den USA schon seit geraumer Zeit ein großer Wachstumstreiber ist. Dieser Trend ist jetzt auch in Europa angekommen und nimmt deutlich Fahrt auf.

TiAM: Woran machen Sie das fest?

Rodewald: Die Anzahl neuer Produkte bei aktiven ETFs ist ein gutes Indiz dafür: In den USA sind inzwischen 50 Prozent aller neu aufgelegten ETFs aktiv gemanagt, in Europa dagegen gerade mal zehn Prozent. Bemerkenswert ist jedoch die Entwicklung: Allein in diesem Jahr wurden 300 neue aktive ETFs an Xetra gelistet, 2022 waren es noch 80. In den USA sind zehn Prozent der Assets under Management mittlerweile in aktiven ETFs gebunden. In Europa sind es erst drei Prozent, aber bereits sieben Prozent der Mittelzuflüsse gehen in diese Produkte.

TiAM: Wie positioniert sich UBS im Wettbewerb mit anderen großen ETF-Anbietern wie BlackRock oder Vanguard, insbesondere im europäischen Markt?

Rodewald: UBS ist momentan der fünftgrößte ETF-Anbieter in Europa mit rund 160 Milliarden US-Dollar an verwaltetem Vermögen in ETFs.1 Unser klares Ziel ist es, diesen fünften Platz zu festigen. Als seit Langem etablierter ETF-Anbieter in Europa bieten wir ein breites Spektrum an klassischen Produkten – von Aktien- und Anleihe-ETFs bis hin zu Rohstofflösungen. Auf der Aktienseite haben wir ETFs, die Indizes wie MSCI World, MSCI Emerging Markets, MSCI USA, MSCI Europa, MSCI Japan und S&P 500 abbilden.

TiAM: Und auf der Anleiheseite?

Rodewald: Auf der Anleiheseite stehen klassische Building-Blöcke im Mittelpunkt, darunter ETFs auf Staats- und Unternehmensanleihen aus den USA und der Eurozone, aber auch aus den Emerging Markets. Ergänzend dazu offerieren wir sowohl breite Rohstofflösungen als auch innovative Strategien wie die Commodity-Carry-Strategie. Neben den klassischen ETFs hat UBS ihr Angebot um aktive ETFs erweitert wie den AAA CLO ETF und die neu aufgelegten Yield-Plus-Strategien auf Eurozonen- und US-Staatsanleihen. Ich denke, wir haben uns als Anbieter von klassischen, aber auch von innovativen, beispielsweise währungsgesicherten Lösungen gut im Markt positioniert.

TiAM: Welche konkreten neuen ETF-­Produkte plant UBS für 2026, die speziell für europäische Privatanleger inter-
essant sein könnten?

Rodewald: Wir haben 2025 zahlreiche neue ETFs aufgelegt, die auch für Privatanleger – aber nicht nur – sehr interessant sein können. Dazu zählen unter anderem World Mega Caps und World ex Mega Caps, USA Mega Caps und USA ex Mega Caps, die Anlegern die Möglichkeit geben, das Thema Konzentrationsrisiken in gewissen Lösungen gezielt anzugehen. Andere interessante Trends sehen wir momentan bei aktiven Aktien- und Anleihe-ETFs sowie weiterhin bei thematischen ETFs. Ich will nicht zu viel verraten, aber diese Themen schauen wir uns natürlich auch mit Blick auf 2026 genau an.

TiAM: UBS hat kürzlich eine neue Core-ETF-Palette mit besonders niedrigen TERs vorgestellt. Welche Strategie verfolgen Sie mit dieser Neupositionierung? Und legen Sie neue Core-ETFs auf?

Rodewald: Effiziente Portfolios beruhen auf kosteneffizienten, hochwertigen Fundamenten, die Vertrauen schaffen. Genau das wollen die UBS Core ETFs bieten: den Kunden dank niedriger TER, umfassender Effizienz und Skaleneffekten Mehrwert bieten. Diese Core-ETFs sind breite, stark diversifizierte Aktien- und Anleihelösungen zu wettbewerbsfähigen Preisen, mit denen Kunden ihr Kernportfolio kostengünstig und effizient aufstellen können.

TiAM: Welche Innovationen plant UBS
im Bereich aktiver ETFs, und wie unterscheiden sich diese von klassischen passiven Produkten?

Rodewald: Bislang haben wir sogenannte Yield Plus ETFs auf Eurozonen-Staatsanleihen und US-Staatsanleihen lanciert. Darüber hinaus wurde im Juli 2025 ein sogenannter AAA CLO ETF emittiert, der ebenfalls aktiv gemanagt wird. Ziel der Yield-­Plus-Strategien ist es, durch Hinzunahme von Anleihen von sogenannten Agencies, das heißt supranationalen Insti­tutionen und staatsnahen Institutionen wie beispielsweise der KfW, eine Outperformance gegenüber klassischen Staatsanleihen der Eurozone beziehungsweise US-Staatsanleihen anzustreben.

TiAM: Wie reagiert UBS auf den Trend zu thematischen ETFs, etwa in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Digitalisierung oder Gesundheit?

Rodewald: Lassen Sie sich überraschen! Wie schon gesagt, wir schauen uns unterschiedliche Themenfelder an, die für unsere Kunden interessant sein können. Dazu zählen auch thematische ETFs.

TiAM: Wie geht UBS mit der steigenden Nachfrage nach ETFs mit Fokus auf ­alternative Anlageklassen wie Roh-
stoffe um?

Rodewald: Wir bieten breite Rohstofflösungen an, die in unterschiedliche Rohstoffklassen investieren, darunter Energie, Industriemetalle, Edelmetalle sowie Agrarrohstoffe und Lebendvieh. Alternativ stellen wir die gleichen breiten Rohstofflösungen ohne Agrarrohstoffe und Lebendvieh bereit. Letztere sind vor allem in Deutschland und Österreich – den Märkten, für die mein Team und ich verantwortlich sind – präferiert, was teilweise auf interne Richtlinien unserer Kunden zurückzuführen ist. Darüber hinaus bieten wir rolloptimierte Rohstoff-ETFs an, bei denen der Verlauf der Future-Kurven der einzelnen Rohstoffe ausgenutzt wird, um eine bessere Performance für den Kunden zu erzielen. Alle Rohstofflösungen haben wir zusammen mit unserer Investmentbank entwickelt und dann als ETFs aufgelegt.

TiAM: Wie sieht es mit Edelmetall-ETFs aus?

Rodewald: Gold lässt sich als einzelner Rohstoff leider nicht im ETF-Mantel anbieten, da ein reiner Gold-ETF nicht die Diversifikationsanforderungen der UCITS-Richtlinien erfüllt. Wir bieten allerdings interessante Alternativen wie ETFs auf Goldminenaktien und Gold- und Silberminenaktien. Die Unternehmen in diesen Indizes generieren einen wesentlichen Anteil ihrer Umsätze mit der Förderung von Gold oder Silber.

TiAM: Und Ihre Pläne in Bezug auf
Smart-Beta-ETFs?

Rodewald: Im Faktor- oder Smart-Beta-Bereich bieten wir Lösungen auf unterschiedliche Faktoren wie Low Volatility, also gering schwankende Werte, Quality, Value und Dividenden an. Einige Produkte sind auf die Regionen Eurozone und USA beschränkt, andere global ausgerichtet. Insgesamt ist es auch hier unser Ziel, dass Kunden mit unseren Lösungen ihre selbst gesteckten Anlageziele erreichen.

TiAM: Welche Bedeutung haben währungsgesicherte ETFs für UBS?

Rodewald: In Europa zählen wir zu den maßgeblichen Anbietern sogenannter währungsgesicherter ETFs.2 Wir waren auch hier einer der ersten Anbieter, die währungsgesicherte ETFs nahezu über die gesamte Palette angeboten haben. Heute gilt: Fast jedes neue Exposure, das wir als ETF auflegen, wird auch mit währungsgesicherten Anteilsklassen angeboten. Die Währungssicherung erfolgt je nach NAV-Währung in US-Dollar, britischen Pfund, Schweizer Franken und Euro. Mittlerweile übersteigen die Assets under Management in den währungsgesicherten ETFs 35 Milliarden US-Dollar. Ursprünglich als strategische Lösung gedacht, werden währungsgesicherte ETFs zunehmend auch taktisch genutzt, um Einschätzungen zu Währungspaaren zu Performance-zwecken umzusetzen.

1, 2 Quelle: UBS Asset Management; ETF Book

Diesen Beitrag teilen: