Capital Group: Nicht beirren lassen

Eine langfristige Perspektive kann Investoren bei kurzfristiger Marktvolatilität helfen.

03.09.2019 | 08:02 Uhr

In den letzten Wochen haben die Gewinnmitteilungen wichtiger Unternehmen gezeigt, warum das Gesamtbild so wichtig ist.

Der Markt neigt dazu, auf Quartalszahlen zu achten – und vor allem darauf, ob Unternehmen die Erwartungen erfüllen oder verfehlen. Dies geht oft zu Lasten der Langfristperspektive. Die einzelnen Zahlen sagen zwar eine Menge über die Unternehmen aus, doch sollte man sie stets mit dem Langfristausblick abgleichen. Eine solche disziplinierte Herangehensweise ist der Kern langfristigen Investierens.

Im Juli haben sowohl Netflix als auch Alphabet1 Quartalszahlen2 vorgelegt, auf die der Markt recht unterschiedlich reagierte. Für langfristige Investoren haben sich die fundamentalen Argumente für Anlagen in die beiden Unternehmen aber nicht wesentlich geändert.

Die Netflix-Abonnenten außerhalb er USA sorgen für Wachstum

In der Gewinnmitteilung hat der amerikanische Streaming-Konzern Netflix den Markt enttäuscht. Berichtet wurde über lediglich 2,7 Millionen neue Abonnenten weltweit im 2. Quartal, deutlich weniger als die in Aussicht gestellten 5 Millionen.

Netflix nannte für diese Diskrepanz keinen konkreten Grund. Vermutlich hat sie mit den jüngsten Preiserhöhungen und dem weniger beliebten Programmangebot im saisonal schwächsten Quartal zu tun. Auch spricht das starke Wachstum der Abonnentenzahl im Vorquartal dafür, dass viele Vertragsabschlüsse vorgezogen wurden.

Trotz des geringeren Anstiegs der Abonnentenzahl dürfte die Abonnentenzahl Netflix-internen Schätzungen zufolge im 3. Quartal dieses Jahres höher sein als vor zwölf Monaten. Die Umsätze sind im Vorjahresvergleich um 26% gestiegen, und damit um vier Prozentpunkte mehr als im 1. Quartal. Auch wurde das 13%- Ziel für die operative Marge im Geschäftsjahr 2019 nicht geändert. Es liegt damit um drei Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.3

Der Markt hat negativ reagiert; der Aktienkurs fiel im Juli um 12%. An unserer grundsätzlich positiven Sicht hat sich durch die schwachen Zahlen aber nichts geändert. Entscheidend ist unsere langfristige Einschätzung des Video-on- Demand-Markts. Die Faktoren, die für die schwachen Zahlen verantwortlich waren, dürften sich in den nächsten Quartalen umkehren. Auch glauben wir, dass der zuletzt schwächere Anstieg der Abonnentenzahl nichts mit einer wachsenden Wettbewerbsintensität zu tun hat; sie hätte wohl drastischere Auswirkungen gehabt. Wichtig für den Capital Group New Perspective Fund (LUX) ist auch, dass jetzt 60% der Netflix-Abonnenten nicht in den USA wohnen und sie über 80% zum Wachstum der Abonnentenzahl beitragen. Dies zeigt, dass Netflix ein aufstrebendes multinationales Unternehmen ist.

Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie für zukünftige Ergebnisse.

1. Stand 30. Juni 2019. Netflix und Alphabet zählen zu den 20 größten Positionen des Capital Group New Perspective Fund (LUX). Quelle: Capital Group

2. Zahlen für das 2. Quartal (bis 30. Juni 2019). 3. Stand 30. Juni 2019. Quelle: Netflix

Alphabet: Ein Quartal macht noch keinen Trend

Im Gegensatz dazu hat der Suchmaschinen- und Internetwerbungriese Alphabet in seiner jüngsten Gewinnmitteilung über ein deutlich höheres Umsatzwachstum berichtet; im Vorjahresvergleich legte der Umsatz um 22% zu (zu konstanten Wechselkursen). Damit wurde erneut die 20-Prozent-Marke überschritten, woran sich die Investoren mittlerweile gewöhnt haben.

Wichtig ist dabei, dass das Umsatzwachstum über den unerwartet schwachen 19% im 1. Quartal lag. Als diese Zahl im April bekannt wurde, fiel der Aktienkurs von Alphabet um 8%. Nach den Zahlen für das 2. Quartal legte er hingegen um 10,5% zu. Beides zeigt, wie extrem kurzsichtig die Märkte reagieren. Langfristige Investoren wissen, was sie von diesen kurzfristigen Schwankungen zu halten haben. Sie können deshalb davon profitieren, wenn ein Unternehmen kontinuierliche Fortschritte macht.

Für Alphabet ist das traditionelle Kerngeschäft noch immer außergewöhnlich wichtig. Im 2. Quartal betrug der Gesamtumsatz 38,9 Milliarden US-Dollar, vor allem wegen der anhaltenden Erfolge der Sparten Internetrecherche, YouTube und Cloud. Erstmals trug das Cloud-Geschäft (und nicht mehr die Internetrecherche) am drittstärksten zum Umsatzwachstum bei, vor allem wegen der hohen Nachfrage nach den Datenanalyse-Tools des Konzerns. Aber auch das Cloud-Geschäft wuchs stark und trug mehr als 8 Milliarden US-Dollar zum Jahresumsatz bei, doppelt so viel wie noch vor 18 Monaten.

Dies bestätigt uns darin, dass vor allem Internetrecherche und Internetwerbung weiter für Umsatzwachstum sorgen. Die anderen Sparten von Alphabet bieten aber ebenfalls die Chance auf Wachstum.

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