Banken mangelt es an IT-Knowhow

Viele Banken sind damit überfordert, innovative Technologie zu entwickeln und sie nutzbringend einzusetzen. In die Bresche springen immer mehr externe Dienstleister und FinTechs.

29.11.2018 | 10:30 Uhr von «Matthias von Arnim»

Die Finanzbranche befindet sich technisch im Umbruch. Neue Technologien wie Robotics oder Artificial Intelligence (AI) sind keine Begriffe aus der Science Fiction mehr, sondern bieten neue Möglichkeiten und finden mittlerweile auch praktische Anwendung. Es geht dabei nicht nur um Innovationen rund um Kundendienstleistungen, sondern auch um die Erfüllung von regulatorischen Pflichten. Durch verschärfte Regularien wie die MaRisk und eine EU-weite Zersplitterung der regulatorischen Anforderungen ist der Steuerungsaufwand für Auslagerungen bei vielen Banken drastisch gestiegen. Zudem stellen Anforderungen an  IT-Sicherheit, Datenschutz und Datenverarbeitung Finanzinstitute vor neue Herausforderungen. Das Problem: Nicht jedes Finanzinstitut ist in der Lage, die nötigen neuen Technologien erfolgreich zu implementieren und zu nutzen.

Zum Teil mangelt es an Geld, zum Teil an Personal, vor allem aber fehlen oft das Knowhow, die Zeit und die nötigen Strukturen, um zu experimentieren und Wissen aufzubauen. Die Folge: Um nicht abgehängt zu werden, lagern Banken immer mehr Dienstleistungen an FinTechs aus, die bereits einen technologischen Vorsprung in ihrer Nische besitzen und als Experten die technologische Weiterentwicklung des Bankgeschäfts vorantreiben.

Leicht skalierbare und standardisierte Prozesse werden bei den meisten Banken bereits zu großen Teilen ausgelagert, wie eine aktuelle Untersuchung des Consultingunternehmens PwC ergab. Bei komplexeren Funktionen ist der Auslagerungsanteil noch deutlich geringer. Einigkeit besteht aber unter allen Unternehmen, die im Rahmen der PwC-Studie befragt wurden, darüber, dass IT-Dienstleistungen derzeit das größte Auslagerungspotenzial bieten. Das liegt auch daran, dass IT-Dienstleister zwar ihre Kompetenzen ausbauen, um modulare Dienstleistungen anbieten zu können. 78% der Banken wollen zukünftig solche Angebote in Anspruch nehmen. Doch nur knapp die Hälfte der Banken geben an, überhaupt über das Knowhow und die Fähigkeiten zu verfügen, um solche Angeboten umsetzen zu können.

Zusammenarbeit zwischen Banken und Dienstleistern wird enger

Es ist wohl gerade die fehlende technische Kompetenz auf Bankenseite, die dazu führt, dass Auslagerungsunternehmen nicht nur zuliefern, sondern immer wichtigere Aufgaben übernehmen. Laut PwC-Umfrage sehen heute knapp 96 Prozent der befragten Banken ihre Dienstleister als langfristige strategische Partner. Beide Seiten gehen davon aus, dass sich diese Partnerschaft in den kommenden Jahren weiter vertiefen wird. Die wichtigsten strategischen Ziele, die Banken mit der Zusammenarbeit verfolgen, sind höhere Kosteneffizienz und der Zugriff auf spezialisierte Ressourcen sowie die Fokussierung auf die eigene Kernkompetenz.

Die FinTechs ihrerseits nennen als wichtigsten Grund für die Kooperationen mit Banken die Chance, Finanz- und Kreditinstitute als Multiplikatoren für den Produktvertrieb nutzen zu können. Die befragten Finanzinstitute sehen dies ähnlich. 72 Prozent sehen die Startups nicht nur als Dienstleister, sondern auch als Wettbewerber.

Mehr Auslagerung nach Osteuropa

Präferierter Standort für Auslagerungen sind der deutschsprachige Raum sowie – noch – Westeuropa. Der Fokus verschiebt sich jedoch zunehmend in Richtung Osteuropa. Erstaunlicherweise schätzt keine der teilnehmenden Banken Asien als attraktiven Standort für zukünftige Auslagerungsaktivitäten ein. Besonders entscheidend bei der Auswahl des Auslagerungsstandortes sind den befragten Banken die politische und ökonomische Stabilität sowie die Verfügbarkeit von Branchenexperten vor Ort.

Die PWC-Studie „Outsourcing in der Finanzindustrie“ als PDF-Dokument.

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