Alternative Investments im Rahmen der Assetallokation: Vorteile, Ursachen der Überrenditen und Herausforderungen
| Titel der Publikation: | Alternative Investments im Rahmen der Assetallokation: Vorteile, Ursachen der Überrenditen und Herausforderungen |
| Veröffentlichung: | |
| Autor: | Prof. Dr. Werner Gleißner, Christian Maria Kreuser, Felix Matthias Kreuser |
| Auftraggeber: | TiAM FundResearch |
Alternative Investments bieten Diversifikationsvorteile und überdurchschnittliche Renditen durch Illiquiditäts- und Ambiguitätsprämien. Voraussetzung ist eine strategische Asset Allokation, die langfristig verfügbares Kapital identifiziert.
07.11.2025 | 13:00 Uhr
Einordnung
Alternative, insbesondere illiquide Investments, gelten als wichtige Bestandteile moderner Portfolios. Zu den alternativen Investments zählen u.a. Gold, Immobilien, Private Equity, Infrastruktur, Private Debt und weitere Anlageklassen. Studien und erfolgreiche Anlagestrategien großer Investoren wie US-Universitäten oder Versicherungen zeigen, dass die Beimischung solcher Assets das Rendite-Risiko-Profil klassischer Portfolios aus Aktien, Anleihen und Cash verbessern kann. Ziel dieses Beitrags ist es, die Ursachen für die Vorteile alternativer Investments sowie die damit verbundenen Herausforderungen zu erläutern.
Gründe für höhere Renditen illiquider AssetsDie Diversifikation durch alternative Investments basiert auf deren niedriger Korrelation zu Aktien und Anleihen. Während bei liquiden Anlagen Kursschwankungen das Risiko bestimmen, werden bei Immobilien oder Private Equity meist nur Ertragsschwankungen betrachtet.
Die sogenannte Illiquiditätsprämie (Amihud, 2002) erklärt, warum illiquide Assets oft höhere Renditen bieten: Viele Investoren bevorzugen liquide Anlagen, wodurch illiquide Werte niedriger bewertet und mit einer höheren erwarteten Rendite gehandelt werden.
Ein weiterer Renditetreiber ist die Ambiguitätsprämie. Sie ergibt sich, weil Investoren größere Probleme haben die Risiken zu beurteilen. Da nur relativ weniger Investoren bereit sind Vermögensgegenstände auch über sehr langen Zeitraum zu halten, ist für diese die Nachfrage relativ niedriger, was zu einer niedrigeren Bewertung und damit höheren erwarteten Renditen führt.
Investoren sind es noch immer gewohnt, Risiko liquider Assets über Standardabweichungen oder Variationskoeffizient der Renditen oder den daraus abgeleiteten Betafaktor des CAPM zu beurteilen. Grundlage der Risikoquantifizierung sind also Preis-Daten liquider Märkte, die es bei den illiquiden alternativen Investments eben nicht gibt. Dies hat zur Konsequenz, dass Investoren die Risiken solcher Anlagen noch schlechter einschätzen können. Und Unsicherheit über den Risikoumfang selbst führt, wie die psychologische Forschung zeigt, zu höheren als den risikogerechten Anforderungen an die Rendite (eine sogenannte „Ambiguitätsprämie“). Die Unsicherheit über den Risikoumfang führt tendenziell zu niedrigerer Nachfrage und niedrigeren Preisen (Bewertungsniveau, siehe ergänzend dazu das The Market for "Lemons" problem bei Akerlof, 1970 und Zerbib, 2022). Der große Vorteil alternativer (illiquider) Investitionsmöglichkeiten besteht also genau darin, dass hier überdurchschnittliche Renditen genau deshalb zu erwarten sind, weil relativ viele Investoren in diese Assetklassen gar nicht investieren können oder wollen.
Herausforderungen für Anleger: fundierte Risikoanalyse ist nötig
Die große Herausforderung beim „Abschöpfen“ der Ambiguitätsprämie besteht darin, durch eine fundierte Risikoanalyse im konkreten Fall die Risiken eines Investments einschätzen zu können. Relevant sind dabei grundsätzlich die Ertragsrisiken (Gewinn- und Exit-Preisvolatilität) wie auch das Insolvenzrisiko (Gleißner/Wolfrum/Dorfleitner, 2025). Auch wenn im Durchschnitt Private Equity-Investoren (oder andere alternative Investments) überdurchschnittliche Renditen erzielen, bedeutet das nicht, dass das für alle gilt. Gerade im Bereich PE ist die Streuung der erzielten Renditen außerordentlich hoch, womit eine fundierte Auswahl umso wichtiger ist.
Notwendig ist also das Schaffen von Transparenz über den Risikoumfang mit den Methoden der quantitativen Risikoanalyse (Gleißner, 2022). Die Konzepte für solche Risikoanalysen sind bekannt. Die Darstellung erwarteter Erträge und der Risiken, ausgedrückt durch geeignete Risikokennzahlen, ist möglich durch eine sogenannte „Investment-Ampel“, speziell eine „Immobilien-Ampel“ wie in Abbildung 1 (dazu Gleißner/Oertel, 2020).
Abbildung 1: „Investment-Ampel“ (eigene Darstellung )
den vollständigen Beitrag lesen Sie Eine fundierte Beurteilung erfordert basierend auf der Planung zukunftsorientierte Risikoanalysen und eine Risikoaggregation zur Bestimmung des Gesamtrisikoumfangs mittels Monte-Carlo-Simulationen. Historische Daten können Hinweise auf Überrenditen liefern, sind aber stets im Kontext der eingegangenen Risiken zu interpretieren. Die Performance Attribution hilft, die Ursachen für beobachtete Renditen zu identifizieren und die Fähigkeiten des Assetmanagers zu bewerten.
Fazit und Implikationen für die Praxis
Alternative Investments bieten Diversifikationsvorteile und überdurchschnittliche Renditen durch Illiquiditäts- und Ambiguitätsprämien. Voraussetzung ist eine strategische Asset Allokation, die langfristig verfügbares Kapital identifiziert. Die Ambiguitätsprämie stellt jedoch eine Herausforderung dar, da die Risiken einzelner Investments schwer zu quantifizieren sind.
Illiquide Alternative Investments können so das Rendite-Risiko-Profil eines Portfolios verbessern. Die Vorteile lassen sich jedoch nur nutzen, wenn die Risiken fundiert quantifiziert werden. Die „Investment-Ampel“ bietet eine strukturierte Entscheidungsgrundlage, indem sie Renditeerwartungen und Risikokennzahlen kombiniert. Für Anleger ist es zudem wichtig, die vergangene Performance eines Fondsmanagers im Verhältnis zu den eingegangenen Risiken zu interpretieren. Mehr Rendite allein wegen höherer Risiken und Glück (Zufall) ist kein Vorteil für den Investor.
Als wichtigstes Ergebnis bleibt festzuhalten: Erfolgreiche Investitionen in alternativen Investments setzen fundierte Kenntnisse über die Risiken voraus.
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