AB: Tech-Investments inmitten des Zollsturms
Die Preissetzungsmacht wird die Technologie-Geschäftsmodelle bestimmen, die dem kurzfristigen Druck am besten standhalten können.02.06.2025 | 08:16 Uhr
Technologieaktien wurden Anfang 2025 von Marktvolatilität
erschüttert, wobei Aktien, die mit Künstlicher Intelligenz (KI)
verbunden sind, besonders hart betroffen waren. Die Begeisterung für
KI-gesteuerte Technologieunternehmen begann mit dem Durchbruch von
DeepSeek im Januar zu schwinden, und hat sich mit der durch die Zölle
angeheizten Unsicherheit fortgesetzt.
Wir glauben, dass diese Turbulenzen irgendwann nachlassen werden und
einige der kurzlebigeren Treiber der heutigen instabilen Märkte
zurückgesetzt werden. In der Zwischenzeit könnte die große Umwälzung der
Technologiebranche eine überzeugende Gelegenheit für langfristige
Anleger darstellen – wenn sie wissen, wo sie suchen müssen.
Die Wandlung der Preissetzungsmacht
Was hat also die technologischen Revolutionen des 21. Jahrhunderts
bisher angetrieben? Die jahrzehntelange globalisierte Handelspolitik
führte zu niedrigeren Inputpreisen für Konsumgüter – von Bekleidung und
Schuhen bis hin zu Möbeln und Elektronik. Im Gegenzug waren die Digital
Natives in der Lage, Netzwerke für Shopping, Payment und Werbung auf der
Grundlage von kapitalschonenden Geschäftsmodellen bereitzustellen. Das
liegt daran, dass ihre Wettbewerbsvorteile durch Netzwerkeffekte (Wert,
der steigt, je mehr Menschen ein Produkt oder eine Dienstleistung
nutzen) gesichert waren, die digital und nicht physisch waren.
Doch die Welt verändert sich. Der Wandel der Geopolitik und die rasante
technologische Innovation veranlassen Unternehmen dazu, mehr zu
investieren, sei es für die Neukonfiguration von Lieferketten oder den
Bau von KI-Rechenzentren der nächsten Generation. Kurz gesagt, wir leben
heute in einer Welt zunehmender Kapitalintensität. Das wirft neue
Fragen für Anlegerauf, einschließlich der Frage, wer die zukünftigen
Technologieführer sein werden und welche Unternehmen robuste Renditen
auf das investierte Kapital (ROI) erzielen werden, unser bevorzugtes Maß
für die Profitabilität.
Letztendlich kommt es unserer Meinung nach auf die Preissetzungsmacht
an. Unserer Ansicht nach werden Unternehmen mit Preissetzungsmacht in
einer Welt zunehmender Kapitalintensität die klaren Gewinner sein.
Wir glauben, dass Unternehmen mit Preissetzungsmacht drei Hauptmerkmale aufweisen:
1. Ein standhaftes Geschäftsmodell: Unternehmen mit
defensiven Geschäftsmodellen haben durch strategische Forschung und
Entwicklung oder skalierte Produktionskapazitäten, die Störungen
standhalten können, erhebliche Wettbewerbsvorteile aufgebaut.
In den letzten zwei Jahrzehnten haben die Märkte kapitalextensive
Geschäftsmodelle belohnt, die von digitalen Netzwerkeffekten angetrieben
wurden. Der Netzwerkeffekt mag zwar auch heute noch Bestand haben, aber
er hat sich weiterentwickelt und umfasst nun geistiges Eigentum,
physische Skaleneffekte und eine Rückkopplungsschleife zwischen Design,
Technik und Fertigung.
Insbesondere Unternehmen, die in lokale Kapazitäten investiert haben,
haben die durch die Zölle verursachten Strafen effektiv „vorgezogen“,
während diejenigen, die zu wenig investiert haben, in einer zunehmend
zersplitterten Welt in Zukunft mit Problemen rechnen müssen.
2. Strategische Branchen: In einer Zeit des zunehmenden
Protektionismus müssen Anleger herausfinden, auf welche Produkte und
Dienstleistungen die Verbraucher nicht verzichten können. Dabei handelt
es sich um einzigartige, differenzierte Angebote, die schwer zu
replizieren sind – im Wesentlichen die neuen Grundnahrungsmittel der
digitalisierten Welt, wie etwa Komponenten für Smartphones und
KI-Server. Unserer Meinung nach werden Unternehmen, die technologische
Basisprodukte in strategischen Branchen herstellen können, zunehmend
hervorstechen. Diese Unternehmen dürften von strukturellem Rückenwind
profitieren, unabhängig von kurzfristigem zyklischem Druck.
3. Robuste Bilanzen: Finanzielle Stärke ist der
Schlüssel zu gesunden Unternehmen in guten wie in schlechten Zeiten.
Angesichts der heutigen zollbedingten Unsicherheit sind Unternehmen mit
gesunden Bilanzen besser positioniert, um konjunkturelle Belastungen zu
absorbieren und in einer zunehmend kapitalintensiven Welt strategisch zu
reinvestieren. Saubere Bilanzen geben Unternehmen die Stabilität, ihre
strategischen Initiativen auch bei Volatilität durchzusetzen.
Die Belohnungen – und Strafen – sind in der Technologie oft hoch
Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen, werden unserer Meinung
nach besser positioniert sein, um einen hohen ROI zu erzielen. Und wir
glauben, dass der Markt in der Regel bereit ist, hohe Multiplikatoren
für Unternehmen mit überdurchschnittlicher Profitabilität zu zahlen.
Um die Gewinner zu ermitteln, müssen Anleger jedoch berücksichtigen,
welche Art von Erträgen Unternehmen auf lange Sicht konstant erzielen
werden – und nicht, was sie heute erzielen. Unserer Ansicht nach sollten
Anleger Unternehmen heute nicht für strategische Investitionen
bestrafen. Wir sollten auch keine Unternehmen belohnen, die aufgrund
chronischer Unterinvestitionen Phantomgewinne erzielen. Das Verständnis
der zukünftigen Preissetzungsmacht eines Unternehmens ist für diese
Analyse von entscheidender Bedeutung.
Nirgendwo ist das wichtiger als im Technologiesektor, der die größte
Streuung bei den Renditen auf das investierte Kapital aufweist (Abbildung).
Das liegt daran, dass die Belohnungen – zum Beispiel angemessene
Investitionen oder Marktführerschaft für einen Produktzyklus – in einem
Sektor mit dem höchsten Innovationsgrad am größten sind. Ebenso sind die
Strafen für zu geringe Investitionen am größten.
Mit anderen Worten: Nirgendwo ist es wichtiger, die zukünftige Preissetzungsmacht zu bestimmen als im Technologiesektor. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, sich auf fundamentales Research und kompetente aktive Manager zu verlassen. Denn je schneller das Tempo von Innovation und Disruption ist, desto wichtiger ist es für Unternehmen – und Anleger –, keine groben Fehler zu machen.
Die in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Recherchen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar und spiegeln nicht notwendigerweise die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider. Die Einschätzungen können sich im Laufe der Zeit ändern.
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