AB: Outcome Bonds – Den Wald vor lauter Bäumen sehen
Die Messung der Wirksamkeit von ESG-zertifizierten Anleihen kann eine Herausforderung darstellen.24.03.2025 | 07:00 Uhr
Insbesondere bei „Outcome Bonds“, die zwar spezifische ökologische oder soziale Ziele verfolgen, aber keine standardisierten Bewertungskriterien aufweisen.
Um Risiken wie Greenwashing zu minimieren, benötigen Anleger einen systematischen Ansatz zur Bewertung dieser Anleihen. Eine Fallstudie eines Regenwald-Wiederaufforstungsprojekts veranschaulicht einen solchen Ansatz und unterstreicht, wie wichtig eine gründliche Bewertung sowohl der wirtschaftlichen Erträge als auch der Umweltauswirkungen für glaubwürdige und effektive Investitionen ist.
Die Messung der Effektivität von ESG-orientierten Anleihen
kann eine Herausforderung sein, da sich solche Wertpapiere darin unterscheiden,
wie einfach sie bewertet werden können und wie effektiv sie ökologische oder
soziale Ziele erfüllen. Sogenannte Outcome Bonds (Ergebnisanleihen) bieten klar
definierte Ziele, werden aber nicht von den herkömmlichen Bewertungskriterien
der Branche abgedeckt. Anleger brauchen unserer Ansicht nach einen
systematischen Ansatz, um sie zu bewerten.
Anleihenanleger können in verschiedene Wertpapiere investieren, um positive
soziale und ökologische Effekte zu erzielen und gleichzeitig finanzielle Ziele
zu erreichen. Die Möglichkeiten sind beträchtlich: Der Markt für
ESG-gekennzeichnete Anleihen erreichte im Jahr 2024 ein Volumen von fast 6 Billionen US-Dollar .
ESG-gekennzeichnete Anleihen können sich jedoch in ihrer Struktur und darin
unterscheiden, wie einfach sie bewertet werden können. Ein Vergleich zwischen
drei solchen Anleihearten verdeutlicht das ( Abbildung ).
Ein Unterschied liegt darin, inwieweit die Verwendung der
Anleiheerlöse festgelegt ist. Emittenten von grünen oder sozialen
Anleihen können Projekte benennen, die sie finanzieren möchten, während
Emittenten von nachhaltigkeits- oder kennzahlengebundenen Anleihen bei
der Verwendung der Erlöse flexibel sein können, sofern diese zur
Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beitragen (z. B. die verstärkte
Nutzung erneuerbarer Energien im Energiemix eines Emittenten).
Beide Anleihenarten können nach speziellen Grundsätzen bewertet werden,
die von Organisationen entwickelt wurden, die sich für die Verbesserung
der Qualität und Durchgängigkeit der Berichterstattung im Bereich Umweltfinanzierung einsetzen.
Ergebnisanleihen, die dritte Art von ESG-gekennzeichneten Anleihen, sind
an konkrete Projekte gebunden und verfolgen klar definierte Ziele. Sie
sprechen typischerweise Anleger an, die sich auf ein bestimmtes Thema
konzentrieren – beispielsweise Wiederaufforstung oder Gesundheitswesen –
oder klare Einblicke in die Wirkung ihrer Investition wünschen.
Ergebnisanleihen unterliegen jedoch keinen spezifischen Grundsätzen oder
anderen standardisierten Bewertungskriterien.
Das erschwert ihre Bewertung. Wie bei anderen Formen nachhaltiger
Finanzierung bestehen auch hier verschiedene Risiken, darunter
Grünwaschen – die Möglichkeit, dass die Empfänger der Finanzierung die
ökologische oder soziale Wirksamkeit des Projekts übertreiben. Eine
Möglichkeit, dem vorzubeugen, besteht unserer Ansicht nach darin, dass
Anleger die Anleihen systematisch bewerten.
Wirtschaftlichkeit für Gläubiger steht an erster Stelle
Ergebnisanleihen sind typischerweise Teil eines Projektfinanzierungspakets, das als Blended Finance bezeichnet wird. Dabei wird die Rolle der Anleihegläubiger durch institutionelle Entwicklungsagenturen wie die Weltbank ergänzt, die Finanzierungen zu Vorzugszinsen bereitstellen. Andere Transaktionsparteien sind direkter in die Bewältigung der ökologischen und sozialen Auswirkungen des Projekts eingebunden ( Abbildung ).
In diesem Beispiel kaufen Anleger Anleihen der International Bank
for Reconstruction and Development (IBRD), einer Einrichtung der
Weltbank. Die IBRD verwendet die Erlöse zur Finanzierung förderfähiger
nachhaltiger Entwicklungsprojekte, legt jedoch einen Teil der Cashflows,
die normalerweise als Kupons an die Anleger ausgezahlt worden wären,
zurück und zahlt diese stattdessen an ein
Regenwald-Wiederaufforstungsprojekt aus.
Dieses Projekt wird vom Auftragnehmer verwaltet, der
Wiederaufforstungspartnerschaften mit Eigentümern abgeholzter Flächen
eingeht. Die Wiederaufforstung führt zu Carbon Removal Units (CRUs), die
an den Abnehmer verkauft werden – in diesem Fall ein
US-Technologieunternehmen, das mit den CRUs die durch den Bau seiner
Rechenzentren verursachten CO2-Emissionen kompensieren möchte.
Aus Anlegersicht muss die Transaktion hinsichtlich ihres
wirtschaftlichen Ertrags und ihrer Umweltauswirkungen bewertet werden.
Unserer Ansicht nach sind die wirtschaftlichen Aspekte der
Anleihegläubiger eine grundlegende Voraussetzung. Wenn diese nicht
sinnvoll sind (wenn beispielsweise der erwartete Ertrag der
Regenwald-Transaktion nicht besser ist als die einer regulären
Weltbank-Anleihe), sollte das Geschäft unserer Meinung nach nicht in
Betracht gezogen werden.
Sofern die Wirtschaftlichkeit stimmt, können sich Investoren auf
Grünwaschen oder andere ESG-bezogene Risiken konzentrieren. Im
Regenwaldprojekt bedeutet das, die Fähigkeit und das Engagement des
Auftragnehmers und des Abnehmers zu prüfen , ihren jeweiligen
Verpflichtungen bei der Erstellung der CRUs und deren Nutzung zum
Emissionsausgleich nachzukommen.
Entfernen ist besser als Vermeiden
Investoren können sich ein Bild von der Realisierbarkeit und Umweltverträglichkeit eines Projekts machen, indem sie die Vereinbarung zwischen Auftragnehmer und Abnehmer prüfen . Zu den zu prüfenden Bedingungen gehören beispielsweise der mit dem Abnehmer ausgehandelte Preis , die Wirksamkeit der Emissionsminderungsstrategie, die Auswirkungen des Projekts auf die unmittelbare Umgebung sowie die Verwendung der CRUs.
Jedem Attribut kann eine Bewertung zugewiesen werden, die auf
Fachwissen über Umweltinvestitionen basiert (Expertise, die manche
Investoren intern haben oder von externen Anbietern beziehen müssen). In
diesem Beispiel liegt der Preis pro Tonne für die CRUs unter dem
Durchschnitt für CO2-Zertifikate im Emissionshandelssystem der
Europäischen Union, aber deutlich über den Preisen, die auf dem
freiwilligen CO2-Markt gezahlt werden. Das spricht für die
Realisierbarkeit des Projekts und wird mit einer hohen Bewertung
bewertet.
Emissionsmanagementstrategien sind typischerweise Vermeidung (Einsatz
von Technologien, die keine Treibhausgase ausstoßen) und Beseitigung
(teilweise Minderung bestehender Emissionen). Die Regenwald-CRUs zählen
als Beseitigung, was eine größere Wirkung hat als Vermeidung.
Während die Vertragsbestimmungen zu Nachhaltigkeit und
Öffentlichkeitsarbeit mittlere Bewertungen erzielen, ist die Tatsache,
dass der Abnehmer die CRUs stilllegt und storniert, anstatt sie für
einen möglichen zukünftigen Handel in der Bilanz zu halten, ein weiterer
positiver Aspekt, der zu einer hohen Gesamtbewertung beiträgt.
Die ESG-Bilanz ist wichtig
Die Bewertung des Abnehmers sollte unserer Ansicht nach umfassend
sein und nicht nur die beabsichtigte Verwendung der CRUs, sondern auch
die Anleiheemissionshistorie des Unternehmens, seine Bilanz in den
Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) sowie seine
Pläne für zukünftige Emissionsreduktionen berücksichtigen. Der Abnehmer
verfügt über eine hohe Bonität und hat ehrgeizige Pläne, bis 2030
CO2-negativ zu sein. Bis 2050 will das Unternehmen mehr Kohlendioxid
einfangen, als es in seiner gesamten Geschichte emittiert hat.
Die Fortschritte bei der Emissionsreduzierung sind insgesamt gut, stehen
aber vor kurzfristigen Herausforderungen. Bei den Scope-1- und
Scope-2-Emissionen (den Emissionen, die intern durch die eigenen
Aktivitäten des Unternehmens entstehen, bzw. denen, die auf die Wahl
externer Energiequellen zurückzuführen sind) hat das Unternehmen gute
Leistungen erbracht. Es bezieht mehr als 95 % seiner Energie aus
erneuerbaren Energien, und die Effizienz seines Rechenzentrums (Power
Usage Effectiveness) liegt bei etwa 1,18, verglichen mit dem weltweiten
Durchschnitt von 1,5.
Die Herausforderungen liegen in den Scope-3-Emissionen, die auf
Lieferanten entlang der Wertschöpfungskette zurückzuführen sind. Diese
Emissionen sind für jedes Unternehmen schwer zu kontrollieren, doch im
Fall des Abnehmers stiegen sie zwischen 2020 und 2023 um 42 % aufgrund
des durch die KI-Revolution ausgelösten Ansturms auf den Bau neuer und
größerer Rechenzentren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Emissionen aus
der Stahl-, Zement-, Aluminium- und anderen baubezogenen Sektoren
bekanntermaßen schwer zu reduzieren sind.
Gegen diese negativen Aspekte können Anleger die Wahrscheinlichkeit
abwägen, dass der Anstieg des Rechenzentrumsbaus nur von kurzer Dauer
sein wird, sowie den Nachweis, dass der Abnehmer proaktiv
Emissionsreduzierungen vornimmt. So betrug beispielsweise der Anstieg
der Gesamtemissionen zwischen 2020 und 2030, unter Berücksichtigung der
stillgelegten CO2-Entnahmen, 29 % – immer noch signifikant, aber
deutlich geringer als der Anstieg der Scope-3-Emissionen und ein Beleg
für die Wirksamkeit der Bemühungen des Unternehmens zur CO2-Reduzierung.
Das deutet unserer Ansicht nach darauf hin, dass sich der Abnehmer der
CO2-Reduzierung verpflichtet fühlt und die CRUs des Regenwaldprojekts
angemessen nutzen wird.
Systematisierung führt zu besseren Erkenntnissen
Ein systematischer Ansatz, der konsequent auf alle Ergebisanleihen-Bereiche angewendet wird, ermöglicht Vergleiche. Diese wiederum können zu fundierteren Research-Erkenntnissen führen. Vergleiche sollten unserer Ansicht nach ebenfalls systematisch erfolgen. Beispielsweise können Investoren eine Matrix verwenden, um die Stärken und Schwächen von Projektverträgen und -abnehmern darzustellen
Der Markt für Mischfinanzierungen (Blended Finance) umfasste im April 2024 mehr als 1.100 Projekte im Wert von 213 Milliarden US-Dollar . Da der Bedarf an Umweltfinanzierungen stetig steigt, sind unserer Ansicht nach diejenigen ANleger am besten positioniert, die Risiken und Chancen systematisch analysieren.
Verweise auf spezielle Wertpapiere dienen lediglich der Veranschaulichung und sind nicht als Empfehlungen von AB zu verstehen.
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