AB: Fünf bisher übersehene Themen für Aktienanleger in China
Chinesische Aktien verdienen mehr Beachtung von Anlegern, die den Markt womöglich aufgrund der geopolitischen Spannungen gemieden haben.20.10.2025 | 06:00 Uhr
Fragt man Anleger nach ihren Ansichten zu China, dann fallen ihre
Antworten ganz unterschiedlich aus. Einige denken beim Reich der Mitte
sofort an geopolitische Risiken, Zölle und ein rückläufiges Wachstum.
Andere betrachten das Land als schlafenden Riesen mit unerschlossenem
Potenzial. Wir sind der Meinung, dass es angesichts der diesjährigen
Aktienrally in China an der Zeit ist, diese Diskussion zu vertagen.
Stattdessen sollten wir einen rationalen Blick auf einige attraktive
Anlagethemen in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt werfen.
Die Kurse chinesischer Aktien scheinen derzeit nur den Weg nach oben zu
kennen. Trotz handelspolitischer Belastungen und einer schwierigen
Wirtschaftslage verzeichnete der MSCI China Index vom Jahresbeginn bis
zum 25. September ein Plus von 31,7% in US-Dollar. Im gleichen Zeitraum
stieg der MSCI Emerging Markets Index, der China mit 29% gewichtet, um
28,1%.
In einem schnelllebigen Markt langfristig denken
Der chinesische Markt wird häufig von kurzfristigen
Stimmungsausschlägen beeinflusst – so auch in diesem Jahr. Seit die
handelspolitischen Äußerungen der USA im April an Aggressivität verloren
haben, zieht er Kapital von Privatanlegern an, während die
wirtschaftliche Schwäche in den Hintergrund getreten ist.
Welchen Ansatz sollten langfristig orientierte Anleger also im Hinblick
auf China verfolgen? Zunächst gilt es, die Trends zu erkennen, die in
den nächsten Jahren die Wirtschaft und das geschäftliche Umfeld prägen
werden und kurzfristige Bedenken ausräumen können.
1. Weltweit attraktive, innovative Unternehmen
Trotz der Beschränkungen in einigen „sensiblen“ Branchen gibt es in China
Unternehmen, die weltweit Bedeutung und Einfluss haben.
Im Gesundheitswesen vergeben chinesische Pharmaunternehmen verstärkt Lizenzen
in Bezug auf ihr geistiges Eigentum an internationale Arzneimittelhersteller.
Vor dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs arbeiten immer mehr
internationale Unternehmen mit chinesischen Forschungspartnern zusammen, um
ihre Produktpipelines zu ergänzen. Im Rahmen dieser Partnerschaften fließen oft
Lizenzgebühren, die geopolitisch für weniger Aufsehen sorgen als etwa die
Halbleiterbranche. Die Medikamente unterliegen globalen Eigentumsrechten, und
sie dienen letztlich humanitären Zwecken.
Chinas Einfluss im Bereich der Kulturexporte steigt ebenfalls. Das neueste
Beispiel ist die rasante Verbreitung des Labubu – eine Plüschfigur, die sich
als chinesische Variante von „Hello Kitty“ beschreiben lässt – auf der gesamten
Welt. Sie wurde von Kasing Lung, einem Grafiker aus Hongkong, geschaffen, und
Prominente von Rihanna bis zur Gruppe Blackpink haben sie ins Herz geschlossen.
Die Auslandsumsätze von Pop Mart, dem chinesischen Unternehmen, das Labubus
herstellt, dürften 2025 erstmals seine Inlandsumsätze übersteigen. Das zeigt,
wie innovative chinesische Produkte Verbraucher weltweit in ihren Bann ziehen
und somit zur Neueinschätzung eines Unternehmens und seines Ertragspotenzials
führen können.
2. Von den USA unabhängige Exporteure
Im 21. Jahrhundert war China für Anleger so attraktiv, weil es sich zunehmend
zu einer Exportmacht von Weltrang entwickelte. Da der Handel mit den USA nun
rückläufig ist, sind die Anleger vorsichtig geworden.
Allerdings sind die internationalen Exporte Chinas trotz des Handelskrieges
weiter angestiegen (Abbildung). Das liegt daran, dass chinesische
Exporte in andere Emerging Markets (EM) in Lateinamerika und Asien florieren.
Aus dieser Diversifizierung der Handelsströme lässt sich schließen, dass
Unternehmen, die auf andere Exportpartner als die USA ausgerichtet sind, bisher
nicht genutzte Chancen bieten.
3. Involution bekämpfen: Den Wettbewerb in gesunde Bahnen lenken
Es ist kein sehr gebräuchlicher Begriff, doch im Zusammenhang mit China könnten
durch die „Bekämpfung der Involution“ die Karten neu gemischt werden.
Involution beschreibt hier einen überzogenen Wettbewerb – beispielsweise im
Bildungswesen, auf dem Arbeitsmarkt oder beim Geschäftsgebaren der Unternehmen.
Die chinesische Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um diesem Trend Einhalt zu
gebieten. Auf diese Weise sollen das Familienleben geschützt, sozialer Stress
vermindert und ein nachhaltigeres Wirtschaftswachstum gefördert werden.
2015 leitete die Regierung angebotsseitige Reformen ein, um die am Anfang der
Wertschöpfungskette stehende Stahl- und Kohleindustrie, deren staatseigene
Unternehmen durch veraltete Anlagen ausgebremst wurden, zu modernisieren.
Inzwischen nimmt das Programm zur Involutionsbekämpfung verschiedenste vor- und
nachgelagerte Branchen ins Visier von Solarenergieerzeugern und
Elektrofahrzeugherstellern bis hin zu Kupferbergwerken und
Schweinefleischproduzenten. Aufgrund der unzähligen Privatunternehmen waren
Überkapazitäten entstanden.
Mit diesen politischen Maßnahmen lassen sich Chinas makroökonomische Probleme
vielleicht nicht vollständig beheben. Unseres Erachtens werden sie jedoch
positive mikroökonomische Auswirkungen haben, denn eine Verringerung des
Angebots trägt zum Anstieg der Preise und Gewinne in den anvisierten Branchen
bei. Die Maßnahmen haben bereits einen Rückgang der Investitionen und Kredite
im verarbeitenden Gewerbe ausgelöst (Abbildung). Unserer Meinung nach
können sich Anleger, die vor dem Gesamtmarkt auf diese Entwicklung reagieren,
frühzeitig in Unternehmen engagieren, denen ein ausgewogeneres Verhältnis von
Kapazitäten, Rentabilität und langfristigem Wachstum zugutekommen wird.
4. Unternehmen, die in China Marktanteile gewinnen
Es mag so aussehen, als ob die chinesische Wirtschaft stagniere. Sie ist jedoch
nach wie vor riesig und dynamisch. In rasch wachsenden Branchen wie Fintech,
Sportbekleidung und Energydrinks gibt es heimische Top-Unternehmen, die selbst
in einem Umfeld mit geringerem Wachstum Marktanteile hinzugewinnen können.
Auf globaler Ebene ist Xiaomi für seine digitalen Geräte bekannt. In China
steigt das Unternehmen jetzt auch in das Geschäft mit Elektrofahrzeugen ein.
Hierbei setzt es auf seine starke heimische Verbrauchermarke, um großen,
etablierten Unternehmen wie Tesla und BYD Konkurrenz zu machen. Weitere
Unternehmen, die in China gerade Marktanteile erobern, sind unter anderem der
Haushaltsgerätehersteller Midea und das innovative Textilunternehmen Bosideng International,
das beispielsweise Bekleidung für extrem niedrige Temperaturen und besonders
leichte Daunenjacken entwickelt. Der chinesische Getränkehersteller Eastroc
Beverage ist dabei, Red Bull seine Stellung auf dem chinesischen Markt streitig
zu machen.
5. Corporate Governance-Reform
Ebenso wie Japan und Südkorea fordert auch China von Unternehmen Verbesserungen im Bereich der Unternehmensführung und der Anlegererträge. Grundlage hierfür ist die neun Punkte umfassende Leitlinie, die im April 2024 veröffentlicht wurde.
Rentabilität, Dividenden und Rückkäufe haben mittlerweile Rekordstände erreicht (Abbildung).
Rückkäufe sind in China im Übrigen zu einem Wertsteigerungsfaktor
geworden, denn sie erhöhen den Gewinn je Aktie. Die Anleger sind zwar
noch skeptisch, doch unserer Ansicht nach können Unternehmen, die in
puncto Unternehmensführung besser als erwartet abschneiden, für
Aufwärtspotenzial sorgen.
Es geht um mehr als nur China
China wird häufig als schwächstes Kettenglied unter den Emerging
Markets betrachtet. Das Land besitzt jedoch viele erst auf den zweiten
Blick sichtbare Stärken und bietet zahlreiche Gelegenheiten.
Unternehmen, die von den vorstehend beschriebenen Trends profitieren,
können unserer Ansicht nach mit einem attraktiven Alpha-Potenzial
aufwarten, denn die chinesischen Aktienmärkte sind ineffizient und
Aktien werden häufig fehlbewertet.
EM-Aktien insgesamt sind auch weiterhin eine untergewichtete und unterschätzte Anlageklasse. Dies veranschaulichen die vielen überzeugenden Erfolgsgeschichten, von KI-Wegbereitern bis hin zu den Reformen in Indien.
Aktive Manager sind in der Lage, Unternehmen aus den Emerging Markets
aufzuspüren, deren Fundamentaldaten sich verbessern und die im Vergleich
zu ähnlichen Unternehmen aus den Industrieländern attraktive
Bewertungen aufweisen.
Wegen geopolitischer Bedenken und aufsichtsrechtlicher Unwägbarkeiten
haben viele in den Emerging Markets aktive Anleger China in den letzten
Jahren untergewichtet. Wir halten es für falsch, China isoliert oder als
zu vermeidendes Risiko zu betrachten. Das Land kann dabei helfen, die
Anlagechancen zu verstehen, die sich in den Emerging Markets insgesamt
bieten. Die Anleger müssen bezüglich der umstrittenen Schlagzeilen, die
die Stimmung getrübt haben, nicht unbedingt einer Meinung sein, um
einzusehen, dass China und die Emerging Markets eine Vielzahl von
Gelegenheiten für die Diversifizierung und den Ausbau von
Aktienallokationen bieten.
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