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„FinTechs mischen den Markt gehörig auf“

FundResearch im Gespräch mit BaFin-Präsident Felix Hufeld
FinTech

BaFin-Präsident Felix Hufeld spricht mit FundResearch über Herausforderungen für die Finanzbranche in Zeiten niedriger Zinsen, strengerer Regulierung und digitaler Geschäftsmodelle.

12.05.2016 | 08:00 Uhr von «Matthias von Arnim»

FundResearch: Herr Hufeld, die niedrigen Zinsen sind für die Finanzbranche ein zunehmend drückendes Problem. Wirkt sich das auch auf Ihre Arbeit als Finanzaufsicht aus? Sollte die Regulierung vielleicht nachsichtiger sein?

Felix Hufeld: Geldpolitik zu bewerten, zählt nicht zu unseren Aufgaben. Ihre Folgen gehen uns aber natürlich etwas an. Fakt ist: Die Niedrigzinspolitik macht sich wie schleichendes Gift in den Bilanzen der gesamten Finanzbranche bemerkbar. Institute, deren Geschäftsmodell vor allem auf Zinserträgen und Fristentransformation basiert, tun sich immer schwerer damit, auskömmliche Erträge zu erwirtschaften. Je länger die Zinsen niedrig bleiben, desto mehr wird das Zinsänderungsrisiko im Anlagebuch zum Problem. Umso wichtiger ist es, dass die Institute auch dieses Risiko mit ausreichend Kapital unterfüttern. 

FundResearch: Was bedeutet das für die Branche und die Regulierung?

Felix Hufeld: Über kurz oder lang müssen die Banken, aber auch Regulierer und Aufseher wohl eine Antwort darauf finden, wie ein Geschäftsmodell beschaffen sein muss in einer Welt, in der der klassische Zinsertrag nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

FundResearch: Die Lebensversicherer setzt das niedrige Zinsniveau ja schon länger unter Druck. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung dort?

Felix Hufeld: Wie sich die Dinge auf lange Sicht entwickeln, können wir nur schwer vorhersagen. Es kann sein, dass nicht alle Unternehmen diesem Druck auf Dauer standhalten. Unsere Prognose, dass die Versicherer zumindest auf kurze und mittlere Sicht ausreichendes Stehvermögen haben, ist allerdings nach wie vor aktuell.

FundResearch: Was macht Sie so zuversichtlich?

Felix Hufeld: Zum einen sorgen die Absenkung der Gewinnbeteiligung und der Zinszusatzreserve für Entspannung. Zum anderen sind die Unternehmen selbst aktiv geworden. Ein sichtbares Zeichen dafür sind neue Produkte mit abgeschwächten Garantieformen.

FundResearch: Anfang des Jahres ist Solvency II in Kraft getreten. Es gibt kritische Stimmen aus der Branche, die sagen, die viel strengere Risikobewertung mache es unmöglich, Garantieprodukte anzubieten. Was halten Sie davon?

Felix Hufeld: Gar nichts. Die Anwendung von Solvency II verursacht keine Mängel in der Bepreisung von Produkten, sondern legt sie offen. Wer eine hinreichend starke Bilanz hat, kann weiter Garantieprodukte anbieten, wenn er das für sinnvoll hält. Dass der Höchstrechnungszins für Neuverträge vom kommenden Jahr an bei 0,9 Prozent liegen soll, wie es das Bundesfinanzministerium kürzlich vorgeschlagen hat, ist in der aktuellen Marktsituation richtig und unvermeidlich.

FundResearch: Kann es sein, dass eine neue Generation von Finanzdienstleistern, die sogenannten FinTechs, mit den Herausforderungen des Marktes besser klarkommt als die Platzhirsche?

Felix Hufeld: Da ist tatsächlich echter Veränderungsdruck spürbar. FinTechs drängen mit Macht auf den Markt und fordern derzeit vor allem die Banken heraus. Ihr Anspruch ist enorm: Sie wollen nicht schüchtern an die Türen der Etablierten klopfen, sie wollen sie eintreten.

FundResearch: Findet das Bankgeschäft also bald ohne Banken statt?

Felix Hufeld: Zweifellos mischen FinTechs den Markt gehörig auf. Aber erstens haben auch sie den Stein der Weisen noch nicht entdeckt. Zweitens ist das klassische Bankgewerbe nicht akut vom Aussterben bedroht. Auch im Zeitalter der Digitalisierung hat es das eine oder andere Pfund, mit dem es wuchern kann.

FundResearch: Wie können sich die klassischen Banken wehren?

Felix Hufeld: Es zeigt sich schon jetzt, dass beide Lager nicht nur konfrontativ, sondern eher komplementär arbeiten. Beim Umgang mit dem Phänomen „FinTech“ gilt für die etablierten Banken das Gleiche wie bei allen strategischen Fragen: Manche werden ein glücklicheres Händchen haben als andere.

FundResearch: Bewegen sich die neuen digitalen Herausforderer in einer Grauzone der Regulierung?

Felix Hufeld: Hier kann nur gelten: „Gleiches Geschäft, gleiches Risiko, gleiche Regel“. Als Aufseher ziehen wir weder einen Schutzzaun um die Etablierten, noch privilegieren wir die Jungen. Was man von uns erwarten kann, ist eine angemessene Kommunikation. Angemessen heißt: Verständlich, schnell und – soweit es geht – elektronisch. Wir bieten beispielweise seit kurzem auf unserer Homepage einen maßgeschneiderten Service für potenzielle FinTech-Gründer an, den wir schrittweise ausbauen werden.

FundResearch: Regulierung ist für viele eher ein Reizwort. Wollen die Gesetzgeber das Gute und schaffen das Böse?

Felix Hufeld: Das, was viele in der Finanzbranche gerade als Belastung wahrnehmen, ist die notwendige und gewollte Antwort auf eine nie dagewesene Finanzkrise: Jederzeit kündbar, kein Mindestanlagevolumen. Mehr und besseres Eigenkapital etwa, strengere Vorgaben an Liquidität und Verschuldungsgrad, schärfere Anforderungen an verschiedene Bereiche des Risikomanagements, Vorgaben zur besseren Abwicklungsfähigkeit und ja, auch das Einfordern von deutlich mehr Daten als zuvor.

FundResearch: Sollte man angesichts der Probleme der Finanzbranche mit den niedrigen Zinsen und den gestiegenen regulatorischen Auflagen die Zügel vielleicht wieder etwas lockern?

Felix Hufeld: Nur acht Jahre nach der großen Katastrophe auf den Finanzmärkten sollten wir nicht vergessen, was die Gründe für die Verschärfung der Regulierung waren. Fatal wäre ein weiterer regulatorischer Schweinezyklus aus Krise – Regulierung – Deregulierung – erneute Krise. Das kann in Niemandes Interesse sein. Jetzt und in den kommenden Jahren kommt es aus meiner Sicht vor allem auf Berechenbarkeit an. 

(MvA)

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