Schroders: Ausblick 2019 Aktien Schwellenländer

Was würde den Märkten in den Schwellenländern 2019 helfen? Ein schwächerer US-Dollar, ein unerwartet guter Ausgang des Handelsstreits zwischen den USA und China und nachlassende Wachstumsbedenken gegenüber China.

02.01.2019 | 10:22 Uhr

  • Insgesamt sind die Bewertungen attraktiv. Sie spiegeln einen vorsichtigen Wachstums- und Ertragsausblick wider. Zugleich erscheinen viele Währungen günstig.
  • Eine weitere Eskalation im Handelskonflikt zwischen den USA und China ist als Risiko vorstellbar, allerdings zunehmend eingepreist.
  • Wir gehen von einer moderaten Abwertung des US-Dollars im Jahr 2019 aus, wovon Aktien der Schwellenländer profitieren dürften.

Der MSCI Emerging Markets Index hat 2018 mehr als 10 % verloren und gegenüber seinem Hoch im Januar über 20 % eingebüßt. Die geldpolitische Normalisierung in den USA und eine zunehmende Wachstumsdifferenz haben zu einem starken US-Dollar geführt, was die Währungen und das Finanzumfeld in den Schwellenländern negativ beeinflusst hat.

Obschon die USA die Einführung von Zollerhöhungen auf chinesische Güter mit einem Warenwert von 200 Mrd. US-Dollar vorerst ausgesetzt haben, gehen wir davon aus, dass der Handelsdisput zwischen den beiden Ländern andauern wird. Darüber hinaus haben ein negativer Kreditimpuls in China und die steigende Ungewissheit über den Handelsausblick das chinesische Wachstum und den Welthandel beeinträchtigt. Die Anlegerstimmung ist mittlerweile von Vorsicht geprägt und die Bewertungen sind rückläufig.

In welchem Maße ergeben sich daraus Anlagechancen, oder sollten wir mit Blick auf die Zukunft vorsichtig bleiben?

Bewertungen

Insgesamt nehmen sich die Bewertungen attraktiv aus, die sowohl in Bezug auf den Gewinn als auch auf den Buchwert unter ihrem langfristigen Durchschnitt liegen (siehe nachstehende Grafik). Die Anleger neigen zu Vorsicht, aber die Vermögensaufteilungen bleiben nach beträchtlichen Mittelzuflüssen in Schwellenländerfonds im Jahr 2017 hoch.

Unterdessen preisen die Bewertungen einen verhaltenen Gewinnausblick ein. Die Revisionen der Gewinne je Aktie waren negativ und bleiben es, was der Erholung bei den Bewertungen hinderlich sein könnte.

Handelskonflikt

Die angekündigte Verzögerung der Zollerhöhungen seitens der USA auf chinesische Güter mit einem Warenwert von 200 Mrd. US-Dollar, mit denen eigentlich am 1. Januar gerechnet worden war, ist begrüßenswert. Allerdings dreht sich der Konflikt viel stärker um Themen wie den Technologietransfer und nicht nur um Handelsvolumina. Die USA dürften Zugeständnisse einfordern, welche China als Hindernis in Bezug auf seine wirtschaftlichen Ambitionen und seinen globalen Einfluss betrachten könnte. Wir gehen daher für 2019 von einer Fortsetzung des Handelskonflikts aus.

Abgesehen von potenziell steigenden Zöllen sind außerdem weitere Strafzölle auf chinesische Exporte in die USA mit einem Warenwert von 270 Mrd. US-Dollar möglich. Dies könnte sich deutlicher auf die Teuerungsrate für US-Verbraucher niederschlagen. Der Handelskonflikt könnte für Störungen in der Lieferkette in verschiedensten Branchen sorgen und dürfte sich auf das Geschäftsklima und auf die Investitionsausgaben sowie auf den Handel auswirken. Eine erneute Eskalation würde die Stimmung zusätzlich beeinträchtigen und für Unsicherheit sorgen.

Trotz der anfangs positiven Reaktion an den Märkten bleibt die Stimmung in Bezug auf eine weitere Eskalation von Vorsicht geprägt und es besteht eine gewisse Risiko-Asymmetrie. Wir glauben nicht, dass sich eine einfache Lösung finden lässt. Sollte aber der derzeitige Waffenstillstand anhalten und es auch künftig zu keiner weiteren Eskalation kommen, wäre dies wohl positiv für die Märkte. Insbesondere dann, wenn dies mit anhaltenden Konjunkturanreizen in China und einem schwachen US-Dollar einhergehen.

China

In China haben regulatorische Straffungsmaßnahmen zu einem negativen Kreditimpuls geführt. Gleichzeitig konzentriert sich die Regierung darauf, den Schwerpunkt auf die Qualität des Wachstums zu legen. Die Folge ist eine Abschwächung der Wirtschaftsdynamik. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wurden im Verbund mit einer gewissen regulatorischen Nachsicht erneute geld-, fiskal- und infrastrukturpolitische Anreize gesetzt.

Wir glauben, dass die Impulse im Vergleich zu früheren Maßnahmen relativ begrenzt bleiben werden: Die Verschärfung der Vorschriften im Finanzsektor zielt darauf ab, Risiken im Finanzsystem zu verringern, und wird wahrscheinlich eine Priorität bleiben. Ein großer fiskalpolitischer Impuls könnte sich ferner auf die Leistungsbilanz auswirken, die sich in der ersten Jahreshälfte 2018 negativ entwickelte, und die Währung unter Druck setzen.

US-Dollar

Der US-Dollar weist ein stark inverses Verhältnis zur Entwicklung an den Märkten der Schwellenländer auf, denn er fungiert als bevorzugte externe Finanzierungswährung für Schwellenländer und wirkt sich auf das dortige Finanzumfeld aus. Wir gehen 2019 von einer leichten Abwertung des US-Dollars aus, der aktuell überbewertet aussieht. Ferner erwarten wir, dass sich die Wirtschaftsdynamik in den USA abschwächen wird, da fiskalische Anreize nachlassen und sich die geldpolitische Straffung mit Verzögerung bemerkbar macht. Sobald der US-Dollar nachgibt und wir die Höchstwerte der Renditen für zehnjährige US-Treasuries bereits hinter uns haben, dürften die Währungen, Volkswirtschaften und Märkte der Schwellenländer eine Entlastung verspüren. Dabei handelt es sich um eine bedeutende Triebfeder.

Identifizierung der Chancen in Schwellenländern

Bei einer Aufschlüsselung der Schwellenländeraktien sehen wir Chancen in Bezug auf Wachstum, Bewertungen und Erträge. Unser Vorzug gilt dem am globalen Wachstum teilhabenden Korea, wo indes die Bewertungen in bestimmten Fällen mittlerweile eine negative Ertragslage einpreisen. Russland weist ein überzeugendes Wertpotenzial auf, einschließlich der Cashflows, Renditen und Währung. In Brasilien bleiben politische Risiken bestehen. Aber die erwarteten wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen unter dem neuen Präsidenten könnten einer Wachstumserholung förderlich sein. Die Aussichten für Polen und Ungarn sind in Anbetracht des positiven Gewinnausblicks und der attraktiven Bewertungen ebenfalls vorteilhaft.

Bewertungen sind positiv, aber Risiken sollten im Auge behalten werden

Insgesamt bieten die Bewertungen an den Märkten der Schwellenländer Unterstützung. Wir behalten im Auge, inwiefern das Risiko einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts bereits eingepreist ist, inwieweit sich der US-Dollar 2019 abschwächen könnte und ob die Konjunkturimpulse in China die dortigen Wachstumsprobleme lindern werden. All diese Faktoren könnten für die Wertentwicklung der Märkte der Schwellenländer 2019 den Ausschlag geben. Die Stärke einer potenziellen Erholung wird jedoch durch eventuell schwächere globale Wachstumsaussichten in Frage gestellt, da die USA in ihrem Konjunkturzyklus und in ihrem monetären Straffungszyklus weit fortgeschritten sind. Wir erwarten zudem, dass das chinesische Wachstum mittelfristig langsamer ausfallen wird.

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