ODDO BHF AM: Drei Risiken für das globale Wachstum

Das globale Wachstum zeigt sich weiterhin robust. Doch es zeichnen sich auch Risiken ab, die das Wachstum bremsen können. Welche das sind und was das für die Anlagestrategie bedeutet, erklären die Experten von Oddo.

27.03.2018 | 09:36 Uhr

Trotz einer erwarteten Abschwächung des globalen Wirtschaftswachstums (3,7% in 2018) sehen wir die konjunkturellen Perspektiven insgesamt weiterhin sehr positiv. Angesichts eines geringen Inflationsdrucks und unterstützt durch eine akkommodierende Geldpolitik ist weiterhin mit einem soliden, synchron verlaufenden Wachstum zu rechnen.

Was sind die Risiken, die das Wachstum aus dem Tritt bringen könnten?

  1. Inflationsüberraschungen: Im Januar verzeichnete der US-Verbraucherpreisindex seinen stärksten monatlichen Anstieg seit 2005 (+0,35% ggü. Vormonat). Bei der Lohnentwicklung zeigt sich die Inflation stabil: Der Stundenlohn ist auf Monatssicht um gerade einmal 0,1% gestiegen – das schwächste Plus seit Oktober. Zugegebenermaßen ist es für uns schwer verständlich, wie ein solches Stellenwachstum ohne entsprechende Lohnerhöhungen möglich ist. In jedem Fall ist Vorsicht geboten…

  2. Geldpolitik: In den USA haben sich die Erwartungen des geldpolitischen Ausschusses der Fed bzw. der Anleger angenähert. Dies signalisiert die Erkenntnis, dass ein Normalisierungsprozess im Gange ist. Jerome Powells jüngste Äußerungen, in der von der „Vermeidung einer Überhitzung der Konjunktur“ die Rede war, deutet gar darauf hin, dass statt mit 3 eher mit 4 Zinserhöhungen zu rechnen ist. Was die EZB betrifft, so hat sich Mario Draghi klar geäußert: Das Wachstum ist solide, aber die Inflation bleibt schwach. Das Normalisierungstempo wird daher überaus behutsam bleiben und es dürfte keine Zinserhöhung vor Mitte 2019 erfolgen. Es bleibt also noch reichlich Zeit.

  3. Zollbarrieren: Die USA weisen gegenüber mehr als 100 Ländern ein Handelsdefizit auf, darunter China (380 Mrd. USD) und die Eurozone (132 Mrd. USD). Ein wirkliches Risiko besteht in möglichen Gegenmaßnahmen in Bezug auf Waren aus China.

Wie ist unsere Einschätzung? Unser zu Jahresbeginn formuliertes Szenario hat weiter Bestand. Wir geben Aktien weiterhin den Vorzug gegenüber Renten. Nach der jüngsten Verkaufswelle präsentieren sich die Bewertungen an den Aktienmärkten wieder attraktiv (KGV-Prognose auf 12-Monats-Sicht: 17 in den USA und 15 in Europa). In Europa verlagern wir unseren Fokus von Neben- auf Standardwerte, da diese nach unserer Ansicht mehr Erholungspotenzial bieten. Im Rentenbereich werden wir verstärkt deutsche Staatsanleihen verkaufen, wieder in Italien investieren und auf taktischer Basis unsere Positionen in Hochzinsanleihen verringern, da sich hier nicht länger hinreichende Risikoprämien im Vergleich zu Aktien bieten. Zudem haben sich die Unternehmen sehr gut auf dieses neue Umfeld eingestellt, und die jüngsten Analystenschätzungen zur Ertragskraft (+18% in den USA bzw. +10% in der Eurozone) bescheinigen ihnen eine gute Verfassung.

Wir bleiben daher dem eingeschlagenen Kurs treu, behalten dabei aber die Volatilität fest im Blick. Sollte diese nachhaltig anziehen, würden wir unser Risikobudget entsprechend reduzieren.

Den vollständigen "Monthly Investment Brief" können Sie hier downloaden.

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