M&G: Sind Einkommens-Strategien in der Lage, die Erhöhung der US-Zinsen zu überleben?

In der letzten Woche sahen wir unzählige Pressekonferenzen, Reden und Kommentare von führenden Politikern und Unternehmern. Abgesehen von einigen Widersprüchen, Überraschungen und Zweifeln scheinen sie sich alle einig zu sein, dass die Wirtschaftslage sich verbessert oder eine Verbesserung kurz bevorsteht.

07.02.2017 | 11:08 Uhr

In den USA sind die Erwartungen auf graduelle Zinserhöhungen in diesem Jahr gestiegen, da die Konjunkturlage besser und der Arbeitsmarkt in allen Fed-Bezirken zunehmend angespannt ist und die Inflation steigt. Die Kommentare von Jenet Yellen und anderen Mitgliedern des Offenmarktausschusses (FOMC) deuten zudem in die gleiche Richtung.

Was würden höhere US-Zinsen für Einkommensstrategien bedeuten? Der US-Dollar hat als die globale Leitwährung agiert, weshalb die US-Zinsen sich wie eine globale „risikofreie Rate“ verhalten. In anderen Worten: Eine Erhöhung könnte die Abzinsungssätze aller anderen Assets nach oben fahren. Höhere Zinsen wären für einkommensorientierte Investoren natürlich mittelfristig von Nutzen, doch wie steht es um den Übergang von den derzeit extrem niedrigen Zinsen?

Sind die niedrigen Renditen ein hohes Risiko?

Es ist hinreichend bekannt, dass jene Bereiche der Anleihenmärkte, auf die sich Investoren historisch verlassen konnten, nun mit extrem niedrigen Renditen handeln.

Das Risiko solch niedriger Zinsen, in der modernen Finanzgeschichte beispiellos, ist nur schwer auszumachen. Eine menschliche Reaktion ist es, in der Vergangenheit nach Orientierungshilfen zu suchen. Dies haben denn auch viele Marktbeobachter getan. Vor einigen Wochen hat Paul Schmelzing im Blog der Bank of England die letzten 800 Jahre betrachtet und ist zu einigen relativ pessimistischen Folgerungen gekommen. Andere haben ihren Blick auf die historischen Negativkorrekturen am Markt für US-Staatsanleihen gerichtet und gefolgert, dass die krassesten Drawdowns immer noch verhalten aussehen, vergleicht man sie mit Aktien.

Tatsache ist, dass wahrscheinlich kein Kompass für die Zukunft ist. Für Investoren sieht der Sachverhalt aber einfacher aus. Wir könnten uns durchaus an einem „Scheideweg“ befinden, der eine tiefgreifende Veränderung in den Rahmenbedingungen repräsentiert. Aber selbst wenn dies nicht der Fall ist, bedeutet das derzeitige Bewertungsniveau vieler traditioneller Staatsanleihen, dass eine nur kleine Veränderung bei der Rendite für Investoren zu einem erheblichen Verlust bei den Gesamterträgen führen kann!

Die folgende Grafik zeigt die drei größten Drawdowns bei US-Staatsanleihen in den letzten vier Jahren. Wie Sie sehen, können diese Drawdowns bei so niedrigen Anfangsrenditen mehreren Jahren an Kuponzahlungen entsprechen.

Zum Glück für Einkommensinvestoren haben nicht alle festverzinslichen Instrumente diese Eigenschaften. Viele Assets haben eine Sicherheitsmarge für US-Zinserhöhungen. Es existieren weiterhin Anlagegelegenheiten und die jüngsten Renditeanstiege weltweit haben noch mehr geschaffen.

Bei Staatsanleihen kam es bei Papieren aus der europäischen Peripherie zu starken Abverkäufen und sie bieten nun erheblich höhere Renditen als im letzten Jahr. Ein Beispiel sind portugiesische Anleihen mit 30 Jahren Laufzeit. Sie rentieren mit über 5%, eine recht anständige Rendite für einen Staat in der EU, wo sich die zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten verbessern und Draghi in seiner letzten Pressemitteilung bestätigt hat, dass die Zinsen wahrscheinlich für einige Zeit niedrig bleiben werden.

Die Bedeutung der Sicherheitsmarge lässt sich bereits in den Renditen in anderen Teilen der Welt ablesen. Viele Schwellenmärkte haben bereits unter der „Tapering-Phase“ in 2013 und dem Zusammenbruch der Rohstoffpreise gelitten. In der Folge zeigten sie sich während der letzten Zinserhöhungsphase in den USA widerstandsfähig (einige Währungen hat sie allerdings nicht kalt gelassen).

In gleicher Weise bietet das Universum der Unternehmensanleihen eine Palette an Regionen und Sektoren, die der US-amerikanischen Zinsdynamik gegenüber weniger anfällig sind. Die Zinserhöhungen sind hier entweder bereits eingepreist oder andere Bedenken haben bereits für eine erhöhte Risikoprämie gesorgt.

Natürlich haben diese Anleihen nicht denselben Dämpfungseffekt in einem Multi-Asset-Portfolio wie es US-Staatsanleihen, britische Gilts oder Bundesanleihen in der Vergangenheit gezeigt haben. Um also diese Gelegenheiten zu nutzen und bei den sogenannten „Sicheren Häfen“ weitere große Verluste zu vermeiden, müssen sich die Investoren wohl an eine höhere Volatilität gewöhnen. Es ist zudem oftmals der Fall, dass ein Vermögenswert, der gerade idiosynkratischen Schwächen gezeigt hat, in Zukunft unerwartete Diversifikationsmerkmale mit sich bringt.

Hier kann ein Multi-Asset-Ansatz zum Vorteil der Investoren agieren. Ein weiter gefasstes Anlageuniversum kann dabei helfen, die Volatilität zu mildern und innerhalb bzw. über Anlageklassen hinweg zu diversifizieren. Wichtiger ist noch, dass solch ein Ansatz mittelfristig dabei helfen kann, die Erträge für die Investoren zu verbessern und das Kapital zu wachsen.

Die 3 Nachhaltigkeitsregeln für Einkommen

Eine auf Einkommen konzentrierte Anlagestrategie kann nachhaltig und in einem Umfeld mit steigenden US-Zinsen sogar attraktiv sein. Man muss jedoch einige wichtige Punkte beachten.

Erweitern Sie Ihr Anlageuniversum: Ein weiteres Anlageuniversum mit globaler Reichweite und unterschiedlichen Anlageklassen kann die Diversifikation und Anlagegelegenheiten entscheidend verbessern. Die Investition in Wertpapiere, die ein natürliches Einkommen bieten, kann zudem helfen, den Weg zu einem wachsenden Einkommensstrom zu glätten.

Einkommen- und Kapitalwachstum gehen Hand in Hand: Man kann mittelfristig keine attraktive Ausschüttung erwirtschaften, wenn es vergessen wird, die Kapitalbasis zu pflegen und zu erhöhen.  Ein kürzlich veröffentlichter Blog hat die Idee des natürlichen Einkommens kritisiert, da sie implizit das Kapitalmanagement ignoriert. Dies mag zwar für eine einzelne Beteiligung oder selbst eine einzelne Anlageklasse wahr sein, der Blog lässt allerdings die Möglichkeit außer Acht, ein Multi-Asset-Portfolio zu konstruieren.  Ein Multi-Asset-Ansatz macht die Erwirtschaftung eines natürlichen Einkommens möglich, während gleichzeitig die Volatilität abgemildert wird. Eine effiziente aktive Vermögensallokation ist der Schlüssel für die Ertragsgenerierung und die Vermeidung von Risiken, die mit der Investition in Assets mit Einkommenscharakter zusammenhängen, wenn Letztere überbewertet sind und daher mittelfristig die Wertentwicklung trüben.

Nehmen Sie sich Zeit: Einkommensstrategien bezahlen Sie für das Warten. Auch in 2017 wird uns eine kurzfristige Volatilität wahrscheinlich erhalten bleiben. Deshalb halten wir es für wichtig, mit einem Zeithorizont zu operieren, der solche Episoden in Anlagegelegenheiten verwandelt.

Daneben sind die wirklichen Vorteile des Zinseszinseffekts nur über einen mittelfristigen Zeitraum zu sehen, weshalb langfristige Geduld eine Tugend ist!

 

Bitte beachten Sie, dass es sich hierbei um Archivinformationen handelt. Sie sind nicht als aktuelle Ansichten oder Einschätzungen, sondern nur als historische Angaben zu verstehen.

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