AB: Schwellenländeranleihen verdienen einen Platz in Ihrem Portfolio

Lange Zeit haben institutionelle Anleger beim Thema Schwellenländer (Emerging Markets, EM)- Anleihen die Währung in den Vordergrund gestellt.

27.09.2019 | 12:45 Uhr

Die Frage war vornehmlich, ob man Hart- oder Lokalwährungsanleihen vorziehen sollte. Doch fast immer ging es um Staatsanleihen.

EM-Unternehmensanleihen fristen hingegen noch immer ein Schattendasein. Nur 113 Milliarden US-Dollar werden gegen die EM-Unternehmensindizes von J.P. Morgan gemanagt, etwa ein Sechstel des Volumens, das die Hart- und Lokalwährungs-Staatsanleihenindizes als Benchmark verwendet.

Noch vor zehn Jahren konnte man diese Untergewichtung mit der fehlenden Diversifikation des EM-Unternehmenssektors begründen. Doch dieses Argument zieht nicht mehr. Das Gesamtvolumen der EM-Unternehmensschuldpapiere verdoppelte sich zwischen 2012 und 2018 auf 2,3 Billionen US-Dollar, etwa doppelt so viel wie beide Staatsanleihensektoren. Und die Standard-Benchmark für EM-Unternehmensanleihen, der J.P. Morgan CEMBI, beinhaltet Anleihen von mehr als 600 Emittenten aus 52 Ländern (Abbildung 1).

Chancenfeld ausweiten

Eine Allokation in EM-Unternehmensanleihen ermöglicht eine Diversifizierung durch das Engagement in mehr Ländern und in verschiedenen Phasen des Kreditzyklus. Darüber hinaus erhalten die Anleger Zugang zu einem breiteren Spektrum von Emittenten in verschiedenen Sektoren, oft mit einer Spread-Prämie gegenüber EM-Staatsanleihen.

Anleger mit diskretionären Mandaten, die ihre Allokation einem Manager anvertrauen, könnten von einem gemischten Ansatz profitieren, der Unternehmen zu der von den meisten Anlegern bevorzugten 50/50-Mischung aus Hart- und Lokalwährungsanleihen hinzufügt.

Auch hier sind Diversifikation und Abwärtsschutz entscheidend. So traf beispielsweise ein starker Anstieg des US-Dollars und ein entsprechender Rückgang der EM-Währungen die Lokalwährungs-Staatsanleihen zwischen 2013 und 2016 hart und richtete verheerenden Schaden in herkömmlichen 50/50-Mischstrategien an.

Eine Allokation in Hartwährungsunternehmen hätte das Währungsrisiko in der 50/50-Mischung diversifiziert, indem sie den Anlegern ein Engagement in Unternehmen mit auf US-Dollar lautenden Exporteinnahmen ermöglicht hätte. Für diese Art von Emittenten war ein steigender US-Dollar positiv, da er die Margen und den Cashflow verbesserte.

Im Jahr 2015 lag der Ertrag von Hartwährungs-Unternehmensanleihen um 16,7 Prozentpunkte höher als bei Lokalwährungs-Staatsanleihen. Solche Unterschiede sind nicht ungewöhnlich.

Höhere Qualität, niedrigere Volatilität

Anleger mit eher geringer Risikotoleranz könnten erwägen, sich im EM-Anleihensektor ausschließlich im Investment-Grade-Bereich zu engagieren, aufgeteilt auf Staats- und Unternehmensanleihen. Diese Strategie wird bei Versicherungen und Pensionsfonds immer beliebter, Akteure, die zuvor meist nur im festverzinslichen Industrieländer-Sektor unterwegs waren.

Durch die Hinzufügung von Investment-Grade-EM-Unternehmensanleihen können Anleger hohe Bonität bei attraktiven Renditen erhalten. Angesichts der global niedrigen Zinsen ist das ein wesentlicher Aspekt.

Hinzu kommt, dass die durchschnittliche Bonität von Investment-Grade-EM-Unternehmensanleihen sich jener der USA angenähert hat. Tatsächlich war der Abstand noch nie so gering (Abbildung 2).

Die Volatilität der Anlageklasse hat sich in den vergangenen Jahren erheblich verringert (Abbildung 3).

Was muss ein Assetmanager bieten?

EM-Unternehmensanleihen sind natürlich nicht risikolos. Während sich Governance, Transparenz und Schutz für Gläubiger und Aktionäre in den letzten zehn Jahren verbessert haben, liegen sie weiterhin unterhalb des Niveaus der Industrieländer. Deshalb ist es so wichtig, den richtigen Manager für eine EM-Anleihenallokation zu wählen.

Man sollte zunächst sicherstellen, dass Manager über eine lange Erfolgsbilanz in allen Subsektoren von Schwellenländeranleihen vorweisen können und über ein gründliches Verständnis der Risiken verfügen, die mit Unternehmen aus Schwellenländern verbunden sind — wirtschaftlich, politisch, kredit- und branchenbezogen.

Ebenso wichtig ist ein eigenes Team von EM-Analysten, die mit Branchenspezialisten zusammenarbeiten, um den relativen Wert eines Kredits zu ermitteln.

Potenzielle Manager, die im Researchprozess Lücken aufweisen, sehen wahrscheinlich nicht das ganze Bild von den Anleihen, in die sie investieren.

Da sich der globale Wohlstand weiterhin von den Industrie- zu den Schwellenländern verlagert, dürfte sich das Wachstum in den Emerging Markets beschleunigen und die Fundamente einer immer dynamischeren Gruppe von EM-Unternehmen weiter festigen. Die Analyse von EM-Unternehmenskrediten ist ohne Frage komplex. Wir sind jedoch der Meinung, dass ihre wachsende Bedeutung und die Diversifikationsvorteile sie zu einer wertvollen Ergänzung für jedes Anleihenportfolio machen.

Shamaila Khan ist Director — Emerging Market Debt bei AllianceBernstein.

Elizabeth Bakarich ist Portfolio Manager — Emerging Credit bei AllianceBernstein.

In diesem Dokument zum Ausdruck gebrachte Meinungen stellen keine Analysen, Anlageberatungen oder Handelsempfehlungen dar, spiegeln nicht unbedingt die Ansichten aller Portfoliomanagementteams bei AB wider und können von Zeit zu Zeit überarbeitet werden.

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