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„Digitalisierung und KI werden Gamechanger im Gesundheitsbereich sein“

Dr. Heiko Opfer ist Geschäftsführer von apo Asset Management.
Interview

2023 war ein schwieriges Jahr für den Gesundheitssektor. TiAM FundResearch sprach mit Dr. Heiko Opfer, Geschäftsführer bei apoAsset, über die Gründe der Schwäche und die Aussichten für Gesundheitsaktien in den kommenden Jahren.

19.03.2024 | 07:00 Uhr von «Jörn Kränicke»

Die Entwicklung der Gesundheitsfonds war in letzter Zeit eher verhalten. Woran lag das?

Dr. Heiko Opfer: Gesundheitsaktien sind grundsätzlich defensiv. Das bedeutet, sie sind typischerweise nicht in Haussemärkten vorne mit dabei. In Bärenmärkten sind sie hingegen deutlich stabiler. Das konnte man gut in den Jahren 2022 und 2023 beobachten. Der MSCI Healthcare-Index in Euro lag im vergangenen Jahr knapp über Null, während zum Beispiel ein Aktienindex wie der MSCI World um 20 Prozent zulegte. Trotzdem machen wir uns keine Sorgen, denn langfristig bleiben die Aussichten für den Gesundheitssektor gut. Historisch hat sich immer wieder gezeigt, dass Gesundheitsaktien das Rendite-Risiko-Profil eines Aktienportfolios deutlich verbessern können.

Auch innerhalb der Gesundheitsfonds gab es große Unterschiede in der Performance? Gab es dafür einen speziellen Grund?

Opfer: Fonds mit einem hohen Anteil an Nebenwerten hatten gut zwei Jahre lang bis Herbst 2023 besonders zu kämpfen. Es gab eine starke Diskrepanz zwischen Large Caps, also den Großunternehmen, auf der einen Seite und den Small und Mid Caps auf der anderen Seite. Die Large Caps haben in den vergangenen drei Jahren rund 40 Prozent zugelegt, während die Small- und Mid-Caps über 20 Prozent verloren haben. Das ist eine Diskrepanz von rund 60 Prozent-Punkten. Das hat viele Fonds, die sich auf diesen Bereich konzentrieren, hart getroffen, auch einige unserer Gesundheitsfonds. Wir und auch einige Mitbewerber sind bewusst bei den kleineren Unternehmen engagiert, da dort die meisten Innovationen stattfinden und langfristig das höchste Renditepotenzial besteht. Bis auf den genannten Zeitraum waren Small und Mid Caps in der Regel deutlich besser als Large Caps, und wir erwarten für 2024 eine deutliche Trendwende.

Warum war die Entwicklung der Nebenwerte so schwach?

Opfer: Ein Grund dafür war der starke Anstieg der Zinsen. Das führte zu Verunsicherung und die kleinen Unternehmen wurden stark verkauft, unabhängig von ihren Zukunftsaussichten. Das ging so weit, dass bei vielen Unternehmen im Biotech-Small-Cap-Bereich die Marktkapitalisierung sogar unter ihren Cashbeständen lag. In diesem Ausmaß war das historisch einmalig. Solche Situationen sind eigentlich ein gutes Einstiegssignal. Diese Situation hatte sich die letzten drei Jahren kontinuierlich aufgebaut. Die hohe Unsicherheit auf Investorenseite führte zur größten Performance-Diskrepanz zwischen Large und Small Caps, die wir in den letzten 30 Jahren gesehen haben.

Steigen Small und Mid Caps wieder, wenn die Zinsen sinken?

Opfer: Davon kann man ausgehen. Im Herbst 2023 konnte man das gut beobachten. Im September gab es eine Diskussion über Higher for longer. Da haben Small Caps gelitten. Als die Stimmung Richtung Zinssenkungen kippte, legten Small Caps aus dem Biotech-Bereich rund 25 Prozent zu. Auch in diesem Jahr geht der Konsens von sinkenden Zinsen aus. Das sieht man auch an der Entwicklung einiger unserer Fonds. Das macht uns für dieses Jahr optimistisch.

M&A Aktivitäten waren oft treibende Kräfte für die Performance im Biotech-Sektor. Haben die großen Pharmafirmen genug Geld, um dies auch in Zukunft voranzutreiben?

Opfer: Ja, das Thema bleibt uns auch weiterhin erhalten. Die größten 16 Pharmafirmen haben etwas mehr als 500 Milliarden Dollar an Cash und Fremdkapital zur Verfügung. Die Kasse ist also gut gefüllt, um genügend M&A Aktivitäten zu starten. Auf der anderen Seite ist der Druck auf die Pharmafirmen hoch. Bis 2028 werden etwa 150 Milliarden US-Dollar an Umsatz durch patentierte Medikamente auslaufen. Dies müssen die Pharmafirmen entsprechend ersetzen. Ansonsten gehen ihre Umsätze massiv zurück.

Wie sieht ein typischer M&A Kandidat aus?

Opfer: Ein typisches Biotech-Unternehmen entwickelt einen Therapieansatz, der die Zulassungsphasen 1 bis 3 durchläuft. Sobald absehbar ist, dass das Produkt zugelassen wird oder bereits am Markt ist, landet das Unternehmen auf dem Radar der großen Pharmakonzerne. Sie müssen solche Firmen übernehmen, da sie ihre eigenen Research-Aktivitäten teilweise zurückgefahren haben.

Nutzen Sie diese Erkenntnis auch in Ihren Fonds?

Opfer: Ja, wir suchen gezielt nach Unternehmen, die Übernahmekandidaten sein könnten. Unser Fokus liegt auf Firmen, die Medikamente in Phase 3 haben und kurz vor der Markteinführung stehen. Typischerweise haben wir eine zweistellige Anzahl an Übernahmen in unserem Fonds. Seit Januar gab es bereits neue M&A Aktivitäten.

Gibt es genügend Unternehmen mit vielversprechenden Produkten in der Pipeline oder gibt es dort auch Zyklen?

Opfer: Die Anzahl solcher Unternehmen steigt stark an. Vor 30 Jahren gab es deutlich weniger Biotech-Übernahmen. In den USA herrschen gute Bedingungen für Firmengründungen, im Gegensatz zu Europa oder Deutschland. Dort gibt es mehr Private Equity und Venture Capital. Zudem gibt es durch den Einsatz von KI und Digitalisierung viele neue Entwicklungen, vor allem in der Onkologie.

Welche Veränderungen gab es in den letzten Jahren im Gesundheitssektor?

Opfer: Vor 20 Jahren dominierte die Pharma-Branche den Markt. Heute machen diese Unternehmen nur noch etwa 30 Prozent aus. Medizintechnik und Biotech haben an Bedeutung gewonnen. In Zukunft wird vor allem die Digitalisierung das größte Wachstumspotenzial haben. Das liegt an den steigenden Gesundheitskosten. In den USA werden rund 18 Prozent des BIP für die Gesundheit ausgegeben. Effizienz ist daher das wichtigste Thema, und die Digitalisierung verspricht hier große Fortschritte. Mit Datenökosystemen über den einzelnen Patienten können doppelte Untersuchungen vermieden werden.

Welche Rolle spielt dabei KI?

Opfer: KI kann eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel in der Radiologie. Mit ihrer Hilfe können Voruntersuchungen durchgeführt werden, die dann von einem Arzt nur noch bewertet werden. Digitalisierung und KI werden Gamechanger im Gesundheitsbereich sein und das größte Wachstumspotenzial haben, gefolgt vom Biotech-Sektor. Im Pharmabereich erwarten wir hingegen die schwächsten Wachstumsraten, abgesehen von bestimmten Therapieansätzen wie der "Abnehmspritze".

Können Anleger in den kommenden Jahren eine bessere Performance von Gesundheitsaktien als vom breiten Markt erwarten?

Opfer: Der breite Markt wird deutlich schwächer wachsen, da er von der weltweiten Konjunktur abhängt. Für den Gesundheitsmarkt erwarten wir in den kommenden Jahren eine deutlich überdurchschnittliche Entwicklung. Im Digital-Health-Bereich gehen wir langfristig von einem zweistelligen Wachstum aus, im Biotech-Bereich von einem hohen einstelligen Wachstum. Wer einen langen Atem hat, wird langfristig belohnt werden, auch wenn es zwischenzeitliche Schwankungen gibt.

Zur Person:

Bevor Dr. Heiko Opfer Geschäftsführer bei der apoAsset wurde, war er bei der Deka Investment GmbH Leiter Quantitative Asset Allokation und Wertsicherung. Dabei verantwortete er die Entwicklung und das Management eines breiten Spektrums von Publikums- und Spezialfonds. Dr. Opfer studierte Wirtschaftswissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Finanzierung und Banken an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig. Seine Forschungsschwerpunkte lagen auf den Gebieten Kapitalmarkttheorie sowie Asset Management. Dr. Heiko Opfer ist Verfasser zahlreicher Aufsätze zu kapitalmarkttheoretischen Fragestellungen in Fachzeitschriften und Büchern.

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