Aktien: Unverzichtbar in der Kapitalanlage

Im TiAM-Interview spricht er über das Potenzial von Aktien, aktives Stock-Picking und welche Produkte sich dafür eignen.

Herr Schmidt, Metzler Asset Management spricht sich seit langem für die Aktie aus. Bleiben Sie dem bisherigen Kurs treu?

Absolut. Wir stehen für Kontinuität und setzen weiterhin auf die Aktie. Die Asset-Klasse hat nach wie vor entscheidende Funktionen, zum Beispiel als Fundament der langfristigen Altersvorsorge. Leider ist die Aktionärsquote bei Privatanlegern in Deutschland weiterhin sehr niedrig. Deutschland weist im Vergleich zu seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eine unzureichende Kapitalmarkttiefe und eine geringe Anzahl an Börsengängen auf. Doch wir brauchen einen attraktiven Kapitalmarkt zur Finanzierung von Investitionen und zur Sicherung von Arbeitsplätzen. Aus unserer Sicht lohnt es sich daher für die Förderung von Aktien zu kämpfen und die langfristigen Vorteile hervorzuheben.

Schwächelnde Wirtschaft, hohe Bewertungen – mit welchen Entwicklungen rechnen Sie in den kommenden Monaten?

Tatsächlich sind die Bedingungen aktuell nicht optimal. Wir rechnen mit Stagflation, kürzeren Investitionszyklen und stärkerer Volatilität. Auch ist die Konsumentennachfrage in einigen Sektoren nach wie vor verhalten. Dennoch sind wir grundsätzlich optimistisch für Aktien gestimmt. Die Zinsen dürften sich normalisieren. Wir erwarten keine Rezession, sondern einen sanften Abschwung der Wirtschaft. Die Nachfrage sollte sich daher mittelfristig stabilisieren, und wir werden große Investitions- und Produktivitätssteigerungszyklen in Europa sehen, was sich positiv auf die Unternehmen und somit auf die Aktienkurse auswirken dürfte.

Wie können sich Investoren auf diese Bedingungen einstellen?

Wir sehen aktives Management als große Chance. Denn Bewertungsaspekte spielen durch die inzwischen gestiegenen Zinsen eine größere Rolle. Erfahrene Fondsmanager können durch eine intensive Auseinandersetzung mit den Unternehmen und eine gezielte Titelauswahl Risiken steuern und Chancen nutzen – insbesondere in volatilen Marktphasen. Nehmen Sie beispielsweise den Corona-Crash 2020: Die Börsenkurse stürzten sozusagen „von jetzt auf gleich" ab – und erholten sich dann genauso schnell wieder. Bei solchen Ereignissen kann ein aktiver Manager reagieren und Absicherungen einsetzen oder bei sinkenden Kursen Positionen auf- oder ausbauen.

Welchen Stellenwert hat der Investitionszeitraum für aktives Management?

Über lange Investmentzeiträume sorgt aktives Management in vielen Fällen nachweislich für bessere Ergebnisse. Das hat sich in zahlreichen Strategien gezeigt – auch in unseren. Sowohl in den Aktienstrategien als auch in den Multi-Asset-Portfolios haben wir über lange Zeiträume einen belegbaren Mehrwert gegenüber den Benchmarks erzielt. In unseren Multi-Asset-Strategien liefert aktives Management, kombiniert mit einer strategischen Asset-Allokation und einem starken Risikomanagement, „echtes“ Alpha. Aber auch in unseren Aktienportfolios sind wir mit unserem Ansatz erfolgreich.

Wie ist es beim Thema Nachhaltigkeit – lassen sich ESG-Strategien besser aktiv oder passiv umsetzen?

Nachhaltigkeit ist bei Metzler Asset Management grundlegender Bestandteil im Anlageprozess. Nur durch gründliche Analysen eines aktiven Fondsmanagers lassen sich ESG-Kriterien effektiv integrieren. Denn echte Nachhaltigkeit offenbart sich nicht auf den ersten Blick; dafür bedarf es einer sorgfältigen Überprüfung der Geschäftsmodelle und Prozesse. Ob ein Unternehmen nachhaltig und zukunftsfähig agiert, kann ein passiver Index weniger gut beurteilen. Die schematischen ESG-Analysen, die in passiven ETFs zum Einsatz kommen, wie Ausschlusskriterien oder die ESG-Ratingqualität der Unternehmen, bilden bei uns erst den Startpunkt einer umfassenden ESG-Analyse. Als aktiver Manager fangen wir also da an, wo ESG-ETFs ihre Analyse beenden. Deshalb sind aktive Strategien hier klar im Vorteil.

Auf welche Aktienprodukte legen Sie aktuell den Fokus?

Für defensive Investoren bieten sich unsere Dividendenstrategien an. Die Ausschüttungen europäischer Unternehmen haben sich in der Vergangenheit als krisenfest erwiesen. Rund die Hälfte der Gesamtrendite von Aktienanlagen stammt aus Dividenden. Auch Wachstumsaktien sind sehr interessant. Wir rechnen mit einer Trendwende bei Inflation und Zinsen und beobachten bereits ein starkes Wachstum bei Growth-Titeln. Außerdem setzen wir auf Small Caps: Diese Titel wurden als erstes abverkauft, denn Inflation, Rezession und steigende Zinsen ließen die Investoren in den vergangenen zwei Jahren risikoaverser werden. Das fundamentale Umfeld für Small Caps ist jedoch nach wie vor sehr stark.

Zur Person:

Oliver Schmidt, CESGA, ist seit 2009 bei Metzler und seit 2024 Geschäftsführer der Metzler Asset Management GmbH. Er ist CIO und verantwortlich für das Portfoliomanagement, das Sustainable Investment Office, das Applied Research, das Economic Research und das Trading Desk. Darüber hinaus ist er Portfoliomanager für den Metzler European Dividend Sustainability Publikumsfonds. Zuvor war Herr Schmidt vier Jahre Deputy Chief Investment Officer, nachdem er das Aktienteam mehrere Jahre stellvertretend geleitet hatte. In seiner Funktion als Portfoliomanager war Herr Schmidt für die Aktienstrategie European Dividend verantwortlich. Von 2006 bis 2008 arbeitete er als Assistent der Geschäftsführung bei BASF SE in Lampertheim. Herr Schmidt hat einen Master of Finance (M. Sc.) der Frankfurt School of Finance and Management und absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Dualen Hochschule Mannheim, das er als Diplom-Betriebswirt (BA) und Bachelor (B. Sc.) abschloss. Studienbegleitend arbeitete er bei der Metzler Asset Management GmbH, cominvest Asset Management GmbH, SAP AG und BASF SE.

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Stand: April 2024. Diese Information richtet sich nicht an Privatanleger. Die Metzler Asset Management GmbH übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Informationen. Weitere Informationen entnehmen Sie unseren rechtlichen Hinweisen www.metzler.com/disclaimer-mam.