Metzler: Warnschuss der Fed wahrscheinlich - Donald Trump auf Kollisionskurs mit der US-Notenbank

Donald Trump geht mit seiner Wirtschaftspolitik auf Kollisionskurs mit der Fed. Er plant, die binnenwirtschaftliche Nachfrage mit Steuersenkungen, Infrastrukturausgaben und Protektionismus anzukurbeln - dies dürfte jedoch hauptsächlich die Inflation anheizen und weniger für Beschäftigungswachstum sorgen, meint Edgar Walk, Chefvolkswirt Metzler Asset Management.

27.01.2017 | 15:31 Uhr

Die US-Wirtschaft brummt. In der kommenden Woche dürfte dies erneut bestätigt werden durch einen ISM-Index (Mittwoch) bei 55 und einen Dienstleistungs-ISM-Index (Freitag) bei 57. Auch dürfte der Arbeitsmarktbericht (Freitag) mit einer Arbeitslosenquote von 4,7 % im Januar bestätigen, dass die USA schon das Vollbeschäftigungsniveau erreicht haben. Im Einklang mit der gesunkenen Arbeitslosenquote beschleunigte sich die Lohndynamik in den vergangenen Monaten.   

In diesem Umfeld erscheint es folgerichtig, dass die US-Notenbank einem moderaten Zinserhöhungspfad folgt, da die Finanzmarktkrise tiefe Spuren hinterlassen hat und daher zwar Leitzinserhöhungen notwendig, aber auch eine vorsichtige Vorgehensweise der US-Notenbank angebracht erscheinen. 

Donald Trump möchte jedoch trotz Vollbeschäftigung die binnenwirtschaftliche Nachfrage stimulieren, indem er die Steuern senkt, die Infrastrukturausgaben erhöht und die US-Nachfrage nach ausländischen Gütern durch protektionistische Maßnahmen umlenkt in eine Nachfrage nach heimischen Gütern. Seiner Meinung nach unterzeichnen die offiziellen Arbeitslosenstatistiken die tatsächliche Arbeitslosigkeit, sodass die USA noch weit von der Vollbeschäftigung entfernt sind. Die zunehmend sichtbar werdende Beschleunigung der Lohndynamik (Dienstag: Arbeitskostenindex und Freitag: Stundenlöhne) widerspricht jedoch dieser Einschätzung. Die geplanten Maßnahmen Donald Trumps dürften daher überwiegend die Inflation anheizen und kaum für ein stärkeres Beschäftigungswachstums sorgen - ein typisches Resultat einer populistischen Wirtschaftspolitik. Sollte Donald Trump einen Teil der geplanten Maßnahmen in diesem Jahr noch umsetzen, könnte die Kerninflation aufgrund der Überhitzung der US-Konjunktur bis Jahresende locker auf über 3,0 % steigen. Die US-Notenbank könnte in diesem Umfeld gezwungen sein, die Zinsen deutlich schneller anzuheben als geplant - insgesamt um mehr als 100 Basispunkte. Die spannende Frage ist jedoch, wie unabhängig die US-Notenbank noch unter Donald Trump ist und ob sie einen Konflikt mit ihm riskieren möchte. Janet Yellens Amtszeit endet Anfang 2018 mit geringen Aussichten auf eine Verlängerung. Sie dürfte daher den Konflikt nicht scheuen und die Zinsen aggressiv anheben, wenn es die Inflationsentwicklung erfordert. Die Folge dessen wäre auch eine starke Aufwertung des US-Dollars. Vor diesem Hintergrund hat Janet Yellen (Mittwoch) eine gute Gelegenheit, einen ersten Warnschuss im Statement nach der Notenbanksitzung gegenüber Donald Trump abzufeuern und ihn vor den Risiken seiner geplanten Maßnahmen zu warnen.     

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