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Länderblickpunkt Türkei

Marktausblick
Länderstudie Türkei
05/2014
Patrick della Faille
Credendo Group (Website)

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Die politische Unsicherheit am Bosporus nimmt zu, die niedrige Sparquote des Landes hemmt das Wachstum. Die öffentlichen Finanzen hingegen sind solide und die Staatsverschuldung rückläufig.

16.05.2014 | 16:08 Uhr

Die Türkei leidet unter der weltweit gesunkenen Risikobereitschaft, in Schwellenländer zu investieren. Dadurch seien die Schwachstellen der türkischen Wirtschaft offensichtlich geworden, stellt Patrick della Faille von der Credendo Group in seiner Länderstudie Türkei fest. Die Sparquote des Landes sei niedrig und das hohe strukturelle Leistungsbilanzdefizit werde durch kurzfristige Kapitalabflüsse finanziert. „Beide Faktoren führen zu einer volatilen Konjunktur“, so della Faille. „Die jüngsten politischen Unruhen haben die Risikoaversion der Investoren weiter verstärkt.“ Denn die eigentlich stabile politische Lage am Bosporus wurde Mitte 2013 durch die von der Polizei brutal niedergeschlagenen Massenproteste erschüttert. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan steht durch sein immer autoritäreres Vorgehen massiv in der Kritik. „Die politische Unsicherheit hat sich im Vorfeld der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen, die für den August 2014 bzw. Juni 2015 angesetzt sind, deutlich erhöht“, sagt der Experte. Innenpolitisch bedrohe der andauernde Kurdenkonflikt die Stabilität des Landes. Die Außenbeziehungen seien trotz der ungelösten Konflikte mit Armenien und Zypern insgesamt stabil. Ein Übergreifen des Syrienkonflikts auf das Land könne allerdings nicht ausgeschlossen werden.

BIP-Wachstum dürfte an Fahrt verlieren

„Die Türkei hat die Weltwirtschafts- und die Eurokrise relativ gut überstanden“, analysiert della Faille. „Eine prozyklische Geldpolitik sorgte dafür, dass sich das BIP-Wachstum von 2,2 Prozent im Jahr 2012 auf vier Prozent im Jahr 2013 beschleunigte.“ Im laufenden Jahr dürfte das Wachstum allerdings an Fahrt verlieren und um weniger als 2,5 Prozent zulegen. Insbesondere die politische Unsicherheit sorge für Kapitalabflüsse und erschwere die Kreditvergabe sowie die Investitionen im Privatsektor. „Die Türkei hat die niedrigste Sparquote im Vergleich der sogenannten fünf ‚fragilen Staaten‘, zu denen neben der Türkei auch Indonesien, Brasilien, Indien und Südafrika zählen“, erläutert der Volkswirt. Die niedrige Sparquote hemme das Wirtschaftswachstum und trage zu zyklischen Schwankungen bei, da das Land für die Finanzierung von Investitionen auf den Zufluss von volatilem und kurzfristigem Kapital aus dem Ausland angewiesen sei.

Das Leistungsbilanzdefizit der Türkei ist trotz zunehmender Diversifizierung der Exportmärkte und der breit gefächerten Einnahmequellen hoch: „2014 dürfte es sechs Prozent des BIP erreichen, womit die Türkei voraussichtlich im Vergleich zu den genannten fragilen Schwellenländern den höchsten Fehlbetrag verzeichnen wird.“  Wegen der hohen Abhängigkeit von Energieimporten und der niedrigen Sparquote dürfte der Abbau des strukturellen Leistungsbilanzdefizits schwierig sein. „Das ist problematisch“, sagt della Faille, „weil die ausländischen Direktinvestitionen trotz der günstigen geografischen Lage der Türkei und ihres großen und ständig wachsenden inländischen Markts auf einem niedrigen Niveau verharren.“ Das Leistungsbilanzdefizit werde somit vor allem durch volatile Portfoliozuflüsse und kurzfristige Schulden finanziert.

Währung bleibt schwach, Staatsverschuldung auf gutem Niveau

Die Türkische Lira litt unter den Schwellenländerwährungen mit am stärksten unter der Ankündigung der US-Notenbank Fed, die Anleihenkäufe zu drosseln. „Dies lässt darauf schließen, dass die ausländischen Investoren zunehmend zwischen den einzelnen Ländern differenzieren“, meint della Faille. „Dabei haben die politischen Vorbehalte gegenüber der Türkei die bereits vorhandenen wirtschaftlichen Vorbehalte verstärkt.“ Da die türkische Zentralbank es nicht geschafft habe, den Abwertungsdruck zu stoppen, zog sie die geldpolitischen Zügel an und hob Ende Januar ihren einwöchigen Repo-Satz von 4,5 Prozent auf zehn Prozent an. „Die Türkische Lira konnte sich daraufhin etwas erholen, doch die Währung bleibt schwach“, so der Experte. „Während dies positiv für die externe Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist, wird der Unternehmenssektor dadurch belastet.“

Gute Nachrichten gibt es für die öffentlichen Finanzen der Türkei: Die Staatsverschuldung ist seit 2009 rückläufig – und das mit 46 Prozent des BIP auf geringem Niveau. „Das Verschuldungsniveau ist angesichts des noch 2001 drohenden Staatsbankrotts relativ niedrig“, stellt della Faille fest. „Unter der Aufsicht des Internationalen Währungsfonds hat die Türkei ihre öffentliche Finanzverwaltung verbessert.“ Auch die Auslandsverschuldung in Höhe von 50 Prozent des BIP könne als moderat bezeichnet werden. Ein Großteil der Auslandsschulden entfalle auf den Privatsektor und habe lange Laufzeiten – auch wenn der Anteil von kurzfristigen Schulden an den gesamten Auslandsschulden zugenommen habe. „Grund dafür ist, dass sich die inländischen Banken mit steigender Tendenz im Ausland refinanzieren“, erläutert della Faille. „Trotz der zunehmenden Abhängigkeit der Banken von ausländischem Kapital dürfte der Bankensektor aufgrund der guten Regulierung und ausreichenden Kapitalausstattung stabil bleiben.“

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