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Der TiAM FundResearch Wochenrück- und -ausblick.
Kolumne

Nahende Zinssenkung: Worte machen Kurse

TiAM FundResearch blickt auf die Woche zurück und gibt einen Ausblick auf die kommenden Tage. Diesmal im Fokus: Christine Lagarde will sich von Jerome Powell emanzipieren.

15.04.2024 | 07:15 Uhr von «Matthias von Arnim»

Rückblick auf die vergangene Woche

Es ist gerade einmal eine Woche her, da haben wir an dieser Stelle geschrieben: „Die Zinssenkungen werden kommen. Vielleicht nicht so früh wie erwartet, aber sie werden kommen. Irgendwann. Ganz sicher.“ Wir haben auch geschrieben, dass sich die EZB noch ziere und wohl – wie immer – auf die Signale aus den USA warte. Anscheinend hat EZB-Chefin Christine Lagarde unsere Montags-Kolumne gelesen und will nun ein Zeichen der Emanzipation setzen. Denn die EZB hat auf ihrer Sitzung in der vergangenen Woche zwar die Zinssätze unverändert gelassen. Doch das Gremium um Christine Lagarde hat öffentlich die Weichen für den Beginn eines Zinssenkungszyklus im Juni gestellt. In ihrer Presse-Erklärung nennt Lagarde zum ersten Mal explizit Zinssenkungen als Option, falls es weitere Fortschritte bei der Bekämpfung der Inflation gebe. 

Hört, hört. Prescht die EZB diesmal voran? Schielt man denn gar nicht mehr über den großen Teich zur Fed hinüber? So einfach ist es natürlich nicht. Eigentlich wollte man in Frankfurt abwarten, bis die US-Notenbank den großen transatlantischen Zinssenkungs-Reigen eröffnet. Doch die jüngsten Inflationsdaten aus den USA nähren Zweifel daran, ob die Federal Reserve überhaupt noch in diesem Jahr die Zinsen senken wird. In der Eurozone sieht das ganz anders aus. Hier wird die EZB bald ihre geldpolitischen Zielmarken erreicht haben. Will man im EZB-Turm glaubwürdig bleiben, sollte man die weiteren Zinsentscheidungen nun besser auf Basis europäischer Wirtschaftsdaten fällen und nicht darauf warten, dass die zuletzt erneut steigende Inflation in den USA irgendwann wieder sinkt.

Und so unterstrich Lagarde in der vergangenen Woche die „Fed-Unabhängigkeit“ der Europäischen Zentralbank und die ausschließliche Fokussierung der Zentralbanker auf die Wirtschaftsdaten in der Eurozone. Experten rechnen nun mit einer ersten Zinssenkung im Juni. Denn es ist kaum zu erwarten, dass sich die Datenlage in den nächsten zwei Monaten so weit verschlechtern wird, dass die EZB ihren nun eingeschlagenen und kommunizierten Kurs Richtung Zinssenkung verlässt und im letzten Augenblick noch einmal das Ruder herumreißt.

Das bedeutet Lagardes Ankündigung für Anleihe-Investoren

Wie der Rentenmarkt Lagardes Unabhängigkeitserklärung aufgenommen hat, lässt sich aktuell an den Kursen bereits emittierter Papiere ablesen. Insbesondere die Kurse von Anleihen mit langer Restlaufzeit sind gestiegen. Wer Langläufer im Depot hat, hat also von den Worten der EZB-Chefin profitiert. Und das wird wohl so bleiben. Denn wir reden hier nicht nur von einer einmaligen Zinssenkung, sondern vom Beginn eines Zinssenkungszyklus. Jeder Basispunkt, den es hinuntergeht, katapultiert den Kurs einer Anleihe nach oben – und zwar umso stärker, je länger die Restlaufzeit ist. 

Um zu verdeutlichen, wie sich das in der Praxis auswirkt, hilft ein Blick auf aktuelle Anleihen mit sehr unterschiedlichen Laufzeiten. Das wäre zum Beispiel eine Bundesanleihe mit einer Restlaufzeit von etwas mehr als einem Jahr und einer Verzinsung von 1,0 Prozent (ISIN DE0001102382). Das Papier notierte vor einem Monat bei 97 Prozent und war am Freitag für etwa 97,2 Prozent seines Nominalwertes zu haben. Das bedeutete ein Kursplus von 0,21 Prozent (nicht zu verwechseln mit Prozentpunkten). Zum Vergleich nehmen wir eine identisch verzinste Bundesanleihe mit Laufzeit bis zum Jahr 2038 (ISIN DE0001102598). Deren Kurs stieg im selben Zeitraum von 81,15 auf 82,15 Prozent. Das entspricht einer Kurssteigerung von 1,23 Prozent. Die Ankündigungen von Frau Lagarde hatten auf die Kurse der beiden Anleihen also sehr unterschiedliche Effekte. Überspritzt lässt sich sagen: Die 13 zusätzlichen Jahre Restlaufzeit bei der zweitgenannten Anleihe haben im Vergleich zum erstgenannten Kurzläufer wie ein sechsfacher Hebel gewirkt. Wer als Anleihen-Investor aktuell nur auf die Kurzläufer schielt, weil die Renditen hier aktuell noch höher sind als bei den Langläufern, sollte seine Strategie angesichts dieser Hebeleffekte wohl bald überdenken.

Ausblick auf interessante Termine in dieser Woche

Am heutigen Montag wird mit großem Tamtam in Hamburg eine Tankstelle eröffnet, die HVO100 Diesel anbietet. Der Sprit aus altem Speiseöl und anderen Abfällen senkt den CO2-Ausstoß von Dieselfahrzeugen um bis zu 95 Prozent. Vergangenen Mittwoch hatte das Bundeskabinett den Weg für den Diesel frei gemacht, der komplett ohne Erdöl hergestellt wird und von allen Dieselfahrzeugen getankt werden kann. Ein Vorreiter in Sachen Frittenfett für den Tank ist Deutschland nicht. Länder wie die Fritten-Weltmeister Niederlande und Belgien sowie Schweden, Finnland, Italien, Spanien und Großbritannien haben längst ein ausgedehntes HVO100-Tankstellennetz. Und in Kalifornien macht HVO100 schon mehr als 50 Prozent des Dieselkraftstoff-Vertriebs aus. Jetzt geht es auch hierzulande voran. Zwar nur mit Deutschland-Tempo, den üblichen Geburtsschmerzen und den erwartbaren Warnhinweisen aller möglichen Bedenkenträger. Aber immerhin. Passend zu dem Tankstellen-Eröffnungstermin in Hamburg treffen sich in Brüssel die EU-Ministerinnen und -Minister für Energie, um ihre Ideen zur Stärkung der Energieinfrastruktur auszutauschen.

Am Dienstag beginnen die Berliner Energietage 2024. Hier werden energie- und klimapolitische Herausforderungen sowie mögliche Lösungen für die Energiewende in Deutschland diskutiert. Das Forum ist eine Hybridveranstaltung, an der man auch online teilnehmen kann.

Am Mittwoch startet die Hannover Messe unter dem Motto „Industrial Transformation – Energizing a Sustainable Industry“. Im Fokus stehen Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz.

Am Donnerstag findet in Rostock der internationale Unternehmertag Baltic Sea Business Day statt. Welchen Schwerpunkt könnte das Treffen wohl haben? Richtig: klimaneutrales Wirtschaften. Teilnehmer aus acht Ostseeanrainerstaaten tauschen sich über neue Nachhaltigkeits-Trends aus wie zum Beispiel Wasserstoff im Güterverkehr, Wärmeversorgung mit Geothermie sowie internationale Kooperationen für wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung. In Brüssel treffen sich Verbraucherschutzministerinnen und -minister zu einer zweitägigen Klausur…

… die am Freitag fortgeführt wird. Die Ministerinnen und Minister tauschen sich zu verschiedenen Themen wie einem nachhaltigen Onlinehandel, den Auswirkungen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz und zur Zugänglichkeit von Finanzdienstleistungen aus. Es steht auch eine Einführung in das belgische System zur Bereitstellung von Informationen beim Kauf von Gebrauchtwagen und Influencer-Marketing auf der Agenda.

Fazit: Es ist – mal wieder, wenn man nur genau hinsieht – eine Woche, in der das Thema Nachhaltigkeit viel Raum in der Diskussion einnimmt. Kein Wunder, dass die größtenteils mittlerweile jungen erwachsenen „Fridays for Future“-Kids sich auf andere Themen fokussieren. Denn wer jetzt noch „Rettet das Weltklima“ ruft, ist spät dran. Die Transformation der Wirtschaft ist in vollem Gang. Längst geht es nicht mehr ums Grundsätzliche, sondern um die besten Lösungen.

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