Die Europäische Zentralbank (EZB) läutet die quantitative Lockerung zu einem Zeitpunkt ein, an dem die Wirtschaft in der Eurozone den ersten Rückenwind zu spüren bekommt.
06.03.2015 | 12:07 Uhr
Im Vorjahr waren wir der Ansicht, dass die Wirtschaft in der Eurozone nicht für eine Deflation nach japanischem Vorbild bestimmt ist, solange die konjunkturelle Dynamik beibehalten wird und die EZB unverändert an ihrem Kurs festhält. Zwölf Monate später – nach einer schwachen Wirtschaftsentwicklung und einer negativen Gesamtinflation – hat sich das Pendel der Erwartungen gegen uns gedreht. Wir vertreten jedoch die Meinung, dass es Gründe für eine optimistischere Haltung in diesem Jahr gibt und dass diese wichtige Folgen für die Märkte haben werden.
2014: Spirale der Verzweiflung
Die Gesamtinflation setzte ihren Abwärtskurs im Jahr 2014 fort, was hauptsächlich in den niedrigen Lebensmittelund Energiepreisen begründet lag. Auch die Wachstumserwartungen wurden enttäuscht, da die Krise in der Ukraine und die rückläufige globale Nachfrage die Wirtschaftsdynamik dämpften. Deshalb überrascht es nicht, dass die Prognosen hinsichtlich des langfristigen Wachstumspotenzials deutlich nach unten korrigiert wurden und die Befürchtung verstärkten, dass die Wirtschaft in der Eurozone zu einer langen Phase der Stagnation und Deflation verdammt ist. Infolgedessen deuten die aktuellen Marktpreise darauf hin, dass die Zinsen bis zum Jahr 2023 unter 1 % bleiben werden, und dass die Inflation langfristig voraussichtlich eher bei 1,5 % als bei 2 % liegen wird. Die Renditen 10-jähriger deutscher Staatsanleihen belaufen sich momentan auf 0,35 %. Wenn man sich jedoch von der Abwärtsspirale aus niedriger Inflation und sinkenden Zinsen löst, spricht unseres Erachtens einiges dafür, im Jahr 2015 eine positivere Haltung als bisher einzunehmen.
2015: Mehr Enthusiasmus, bitte!
Während die Inflation aufgrund der Warenpreise (hauptsächlich Lebensmittel und Energie) zurückging, blieb die Inflation der Dienstleistungspreise relativ stabil und legt nahe, dass vielleicht doch nicht alles verloren ist. Der in den letzten Monaten verzeichnete Einbruch bei den Energiepreisen wird die Reallöhne und somit den Konsum ankurbeln – und das zu einem Zeitpunkt, an dem das verfügbare Haushaltseinkommen bereits steigt. Nachdem das Bankensystem in den letzten 2 Jahren umstrukturiert wurde, scheinen sich die Aussichten für das Kreditwachstum zu verbessern. Dafür sprechen die neuerdings positiven Ergebnisse von Umfragen zur Kreditnachfrage und Kreditvergabe. Das Wachstum der Unternehmenskredite hat sich auf annualisierter Basis noch nicht in den positiven Bereich bewegt. Wenn sich die derzeitige Entwicklung fortsetzt, dürfte dies jedoch in den kommenden Monaten der Fall sein. Diese Dynamik dürfte die Binnennachfrage im nächsten Jahr gut stützen.
Diesen Beitrag teilen: