Für die ETF-Branche war 2019 erneut ein Rekordjahr. Das in ETFs verwaltete Vermögen stieg in den vergangenen zwölf Monaten um 40 Prozent. Das lag zum Teil an der guten Performance der Börsen, vor allem aber an den phantastisch guten Verkaufszahlen.
09.01.2020 | 07:30 Uhr
Passive börsengehandelte Fonds haben sich im vergangenen Jahr so gut verkauft wie noch nie. Selbst die Verkaufszahlen des bisherigen Rekordjahres 2017 wurden in den Schatten gestellt. Gleichzeitig zeigte sich die Börse von ihrer sonnigen Seite. Und so stieg das in ETFs verwaltete Vermögen dank guter Verkaufszahlen und steigender Kurse innerhalb von zwölf Monaten bis Ende 2019 von 658 Milliarden auf 923 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von über 40 Prozent und ist gleichzeitig ein neuer Rekordstand an Assets under Management für ETFs.
Die aktuelle Statistik der Ratingagentur Morningstar, aus der diese Zahlen hervorgehen, schlüsselt die beiden verantwortlichen Wachstumstreiber genau auf: Marktbedingt legten Vermögenswerte um gut 136 Milliarden Euro zu. Gleichzeitig flossen 107 Milliarden Euro an frischem Kapital in ETFs. Organisch wuchsen börsennotierte Indexfonds um knapp 16,5 Prozent. Zum Vergleich: Aktiv verwaltete Fonds verbuchten ein organisches Wachstum von nur 1,1 Prozent in zwölf Monaten bis November 2019.
Was auffällt: Zwar ist das verwaltete Vermögen in Aktien-ETFs gut 2,5-mal so hoch wie das in Renten-ETFs angelegte Vermögen. Doch die Verteilung der Zuflüsse auf die verschiedenen Assetklassen hat sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Vorjahren dramatisch verschoben: Renten-ETFs verzeichneten 2019 einen 17 Prozent höheren Zufluss als Aktien-ETFs (siehe Tabelle). Renten-ETFs haben ihre Absatzzahlen gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2017 demnach mehr als verdoppelt.
Vor allem günstige Tracker auf Staatsanleihen-Indizes sowie ETFs, die die Entwicklung hochverzinslicher Anleihen aus den Emerging Markets oder Junk Bonds abbilden, waren bei Anlegern gefragt. Der Absatz von Aktien-ETFs blieb dagegen hinter den Erwartungen zurück.
Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg. Und so konnte der Branchenprimus iShares mit Zuflüssen von rund 49 Milliarden Euro seinen Marktanteil von 43,25 Prozent per Ende 2018 auf 44,34 Prozent per Ende 2019 noch einmal vergrößern. Der Marktanteil von Xtrackers, dem zweitgrößten Anbieter von ETFs in Europa, sank von 11,26 Prozent auf nunmehr 10,66 Prozent. Auch der Marktanteil von Lyxor ging im vergangenen Jahr zurück. Auf der Gewinnerseite stehen die mittelgroßen Anbieter UBS und Amundi.
Neben dem erstaunlichen Zuwachs bei Renten-ETFs gibt es eine zweite Überraschung, die insbesondere bei der Absatzstatistik der DWS-Tochter Xtrackers ins Auge fällt: Swap-basierte ETFs, die in den vergangenen Jahren völlig ins Abseits geraten waren, sind plötzlich wieder en vogue. Der Grund: Swap-basierte ETFs, die die Entwicklung von US-Aktien abbilden, sind aufgrund der steuerlichen Behandlung von Dividenden gegenüber physisch replizierenden US-Aktien-ETFs im Vorteil. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. Und so entwickelte sich im vergangenen Jahr der Xtrackers S&P 500 Swap ETF mit Zuflüssen in Höhe von 1,8 Milliarden Euro zum Verkaufsschlager.
Überhaupt waren im vergangenen Jahr ETFs auf US-Standardwerte- und globale Indizes gefragt. Der starke US-Aktienmarkt zog Anlegerkapital magisch an. Europa war als Anlageziel dagegen weniger gefragt. ETFs auf deutsche Standardwerte entwickelten sich sogar zu Ladenhütern. Aus DAX-Trackern wurden 4,3 Milliarden Euro abgezogen. Das ist die schlechteste Performance im Vergleich mit allen anderen regionalen Märkten. Deutschland schwächelt also nicht nur beim Wirtschaftswachstum, sondern trägt nun auch bei den Verkaufszahlen für regionale ETFs die rote Laterne vor sich her.
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