Tradingidee
29.03.2017 | 09:46 Uhr
• Da die Prognosen der US-Notenbank nicht die Erwartungen erfüllten, fiel der US-Dollar gegenüber allen wichtigen Währungen zurück.
• Die Währungspaare EUR/USD und GBP/USD werden derzeit an der Obergrenze der Spannen gehandelt, die sich nach Trumps Wahlsieg etabliert haben.
• Für weitere Zugewinne wäre ein Katalysator notwendig. Ein solcher könnte das Scheitern der Gesundheitsreform im US-Repräsentantenhaus sein. In diesem Fall sehen wir Gewinnpotenzial beim Pfund Sterling, dessen Short-Position nach wie vor deutlich erhöht ist.
• Andernfalls könnten die Währungspaare ihre jüngsten Gewinne korrigieren. Blickt man auf die Fed-Funds-Kontrakte, so wurde die Wahrscheinlichkeit weiterer Zins-anhebungen in diesem Jahr noch gar nicht vollständig in den Kursen berücksichtigt.
Da die Fed ihre Zinsentwicklungsprognose nicht anhob, geriet der US-Dollar in der vergangenen Woche unter Druck. Handelsgewichtet verlor er in den letzten Tagen fast 2 Prozent an Wert, was einem Rückgang der nominellen Renditen 10-jähriger Staatsanleihen um 20 Basispunkte entspricht. Der Offenmarktausschuss hob den US-Leitzins zwar wie erwartet um 25 Basispunkte an, ließ aber die Prognose vom Dezember praktisch unverändert, sodass die Erwartungen des Marktes, der mit einer aggressiveren Straffung gerechnet hatte, enttäuscht wurden.
Parallel zur Schwäche des US-Dollar gab es positive Nachrichten, die den Euro und das Pfund Sterling steigen ließen. Emmanuel Macron trat in den ersten Fernsehduellen vor den Präsidentschaftswahlen überzeugend auf, und aus Großbritannien wurden gute Einzelhandelsumsätze gemeldet. Folglich gingen die Zinserwartungen für den Euro zurück, sodass die beiden Währungspaare ihre jeweiligen 50- und 100-Tages-Linien brachen, aber an der Obergrenze ihrer jüngsten Handelsspannen verharrten.
Aus technischer Sicht haben EUR/USD und GBP/USD die nach Trumps Wahlsieg etablierten Schlüsselwiderstände erreicht. Gemäß den bekannten Momentum-Indikatoren sind die Paare noch nicht überkauft, sie sind aber auch nicht mehr weit davon entfernt. Ein Anstieg in die Überkauftzone würde wohl eine Kaufwelle auslösen. Dazu wäre aber ein richtungweisendes Ereignis notwendig.
Ein solcher Katalysator könnte die umkämpfte Abstimmung über die Gesundheitsreform sein, die nach ihrer gestrigen Verschiebung heute im Repräsentantenhaus stattfinden soll. Sie gilt als Lackmustest für Trumps Fähigkeit, umfassende Finanzreformen durch den Kongress zu bringen. Sollte er scheitern, könnte der US-Dollar unter Druck geraten, da die optimistischen Wachstums- und Straffungserwartungen einen Dämpfer erhalten. Gelingt es ihm jedoch, das Gesetz verabschieden zu lassen, würden die Aussichten des US-Dollar weitaus positiver beurteilt werden. Da der Markt die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung im Juni derzeit nur mit 54 Prozent berücksichtigt, könnte sie in den kommenden Monaten durchaus noch steigen. Dann wäre es möglich, dass der US-Dollar seine jüngsten Verluste wieder aufholt.
Blickt man auf die spekulative Positionierung, so liegen die gegen den US-Dollar gerichteten Shorts 70 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt, während USD-Longs auf angemesseneren Niveaus stehen. Gleichzeitig befinden Euro-Longs auf Rekordhochs und GBP-Shorts auf Rekordtiefs. Ein weiterer Schwächeanfall des US-Dollar ließe sich also am besten mit dem Pfund Sterling nutzen.
* Alle Zahlen von Bloomberg zum Datum der Veröffentlichung, sofern nicht anders angegeben.
Produktanalyse – Joshpreet.tiwana@etfsecurities.com
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