Kames Capital: Perspektiven: Helikoptergeld

Milton Friedmans Gedankenexperiment vom Helikoptergeld hat viele Ökonomen und Politiker rund um den Globus inspiriert. In diesem Beitrag gehe ich auf einige der neueren Varianten dieser Idee und die Voraussetzungen für ihre wirksame Umsetzung ein und erläutere, warum sie heute wieder heiß diskutiert wird.

24.05.2016 | 09:53 Uhr

Als Friedman seine Theorie vorstellte, hatte er damit eine Optimierung der Geldpolitik und das Ankurbeln des Wirtschaftswachstums über eine höhere Nachfrage im Sinn. Tatsächlich schlug er zwei Konzepte vor: ein konjunkturdämpfendes, deflationäres, bekannt als die Friedman-Regel, und ein inflationäres, das Helikoptergeld. Mit Letzterem befasse ich mich in diesem Beitrag.

Verschiedene Arten von Helikoptergeld

In letzter Zeit werden vor allem folgende drei Arten von Helikoptergeld diskutiert:

1. Der Bernanke-Helikopter: Diese Variante brachte der ehemalige Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, ins Spiel. Sie sieht den Transfer von Geld an private Haushalte und Unternehmen in Form von Steuersenkungen und -nachlässen verbunden mit zusätzlichen Käufen von Staatsanleihen vor. De facto handelt es sich hierbei um mit der Notenpresse finanzierte Steuersenkungen. Bernanke hat dieses Thema in seinem Blog jüngst wieder aufgegriffen und gefolgert, dass eine solche Maßnahme unter „bestimmten extremen Bedingungen“ möglicherweise die „beste verfügbare Alternative“ ist.

2. Der Woodford-Helikopter: Im Mittelpunkt des von Michael Woodford, dem führenden Ökonomen auf dem Gebiet der Geldwirtschaft, zur Diskussion gestellten Konzepts steht ein flexibles Inflationsziel. Dabei richtet die Zentralbank ihre künftige Geldpolitik dauerhaft an einem höheren nominalen Ziel (wie z. B. der Entwicklung des nominalen BIP) aus. Ihr Inflationsziel versucht sie hernach mit verschiedenen Instrumenten wie der permanenten Ausweitung der monetären Basis mittels fiskalischer Transferleistungen zu erreichen.

3. Der Turner-Helikopter: Das vom ehemaligen Chef der britischen Finanzaufsicht FCA, Lord Adair Turner, vorgeschlagene Konzept des „Overt Monetary Financing“ sieht im Kern vor, dass das Schatzamt bzw. das Finanzministerium zinstragende Anleihen emittiert. Diese werden von der Zentralbank gekauft, gehalten und fortlaufend verlängert, d. h. gegen neue getauscht, wenn der Staat neue Anleihen ausgibt und alte zurückkauft. Die ihr daraus zufließenden Zinsen zahlt die Zentralbank über ihre Gewinnausschüttung an das Finanzministerium zurück. Wichtig dabei: Die Zentralbank muss diese permanente Verlängerung ihrer Anleihenposition und ihre Verpflichtung dazu im Vorfeld glaubwürdig kommunizieren.

Der vollständige Beitrag als pdf-Dokument

Diesen Beitrag teilen: