Carmignac: Vorsorgen ist besser als voraussagen

"Anfang Januar versucht man üblicherweise vorherzusagen, was das neue Jahr wohl bringen wird. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass diese Prognosen oftmals unkritische Spekulationen über die Finanzmärkte beinhalten", sagt Didier Saint-Georges von Carmignac Gestion.

12.01.2015 | 12:57 Uhr

Erinnern wir uns an Januar 2014: wer hätte damals voraussehen können, dass die 10-jährigen US-Zinsen, die zu Jahresbeginn bei 3% lagen, 12 Monate später auf 2,2% fallen würden, dass die Fed ihre Anleihenkäufe einstellen und die US-Wirtschaft im dritten Quartal um 5% wachsen würde? Oder dass in diesem Umfeld der Ölpreis um 45% sinken und die wichtigsten Aktienmärkte drei Mal eine Korrektur in der Größenordnung von 10% erleben würden, um das Jahr letztendlich im Plus zu schließen? In einer Welt, in der weiterhin der Konflikt zwischen dem Deflationsdruck durch Schuldenabbau, den Eingriffen der Zentralbanken und der Realität der Konjunkturzyklen tobt und für ein fortdauerndes Chaos an den Finanzmärkten sorgt, sollte man tunlichst nicht den Propheten spielen wollen. Der Aufbau einer soliden Wertentwicklung für die langfristigen Spareinlagen unserer Kunden erfolgt seit fünfundzwanzig Jahren vor allem über unser Risikomanagement: die Auswahl der Risiken, die wir eingehen möchten (siehe unseren Note vom März „Industrieländer werden immer besser“), die Vermeidung unseres Erachtens übermäßige Risiken (siehe unseren Note vom Oktober „Was uns beschäftigt“) sowie die Fähigkeit, effizient auf Unvorhergesehenes zu reagieren und uns durch bloße Volatilität und Marktgerüchte nicht von unserer Ausrichtung auf große langfristige Tendenzen abbringen zu lassen (siehe unseren Note vom Dezember 2013 „Lobgesang auf die langfristige Perspektive“). Wir haben uns dies auch 2014 zur Aufgabe gemacht und werden 2015 im gleichen Sinne verfahren.

Der Rhythmus des globalen Wachstums wird anfällig bleiben

Die mäßige Dynamik des weltweiten Wachstums, die vor allem auf die anhaltende Stagnation Europas, die Konjunkturabkühlung in China und die Enttäuschungen in Japan zurückzuführen ist, bildet den Kern des Problems der mangelnden Prognosesicherheit der Märkte. Ähnlich wie bei einem langsam fahrenden Zweirad führt das schwache weltweite Wirtschaftswachstum zu einer instabilen Konjunkturentwicklung. Die Wirtschaft kann von jedem externen Impuls aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Anfang 2014 war es zunächst der strenge Winter in den USA, der dort die Erholung plötzlich ausbremste. Darauf folgten die Mehrwertsteuererhöhung in Japan, die das Land in die Rezession stürzte, und der Konflikt in der Ukraine, der drastische Auswirkungen auf das Geschäftsklima in Deutschland hatte. Könnte der unerwartete Verfall der Erdölpreise, der wie eine Steuerermäßigung für einkommensschwache Verbraucher wirkt, 2015 für günstigen Rückenwind sorgen, der die Weltwirtschaft vorantreibt und ihr neuen Schwung verleiht? Diese Hypothese erscheint uns noch zu gewagt. Sogar in den USA, wo der Wohlstandseffekt im Allgemeinen wesentlich unmittelbarer zum Tragen kommt als in Europa, ergab eine Umfrage des Senders CNBC, dass nur 8% der Verbraucher beabsichtigten, in Anbetracht der Treibstoffersparnisse mehr zu konsumieren. Des Weiteren gingen die Auftragseingänge für Gebrauchsgüter wie auch die Verkaufszahlen bei neuen Häusern in den USA im November zurück. Wir beurteilen daher die Aussichten auf eine nennenswerte Beschleunigung des US-Wachstums in den nächsten Monaten nach wie vor skeptisch und gehen von weiterhin volatilen Märkten aus.

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